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Viele KI-Projekte sollte es gar nicht geben! Wenn man nur einen Hammer hat, sieht alles aus wie ein Nagel. So oder so ähnlich scheint die Vorgehensweise manchmal in Zeiten des KI-Hypes. Natürlich hat so ein Hype auch etwas Magisches: die Lösungen zu vielen bis dato unlösbaren Problemen scheinen auf einmal in Reichweite. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Einige Probleme werden nur scheinbar oder schlecht gelöst. Einige Beispiele: Tools zum automatischen Erstellen von Meeting-Notizen scheinen eine echt tolle Idee und ja, auch ich nutze solche Tools. Aber aus meiner Sicht sind sie nur allenfalls die zweitbeste Lösung. Erstens sollte man sich sowieso immer vorab die Frage stellen, ob ein Meeting wirklich nötig ist oder ob nicht z.B. eine e-Mail zur Klärung reicht, sozusagen Lösung 1a. Bei der Lösung 1b ist das Meeting vorbereitet: Es liegt eine Agenda und ggf. zusätzliches Info-Material vor, es gibt eine klare Zielvorstellung für das Meeting und die Ergebnisse werden im Meeting gemeinsam festgehalten. So stellt man gleichzeitig sicher nicht aneinander vorbeizureden. Ein weiterer Bereich in dem KI genutzt wird umfasst viele Arten von Bewerbungen. Wobei ich den Begriff hier weit fassen würde und sowas wie Ausschreibungsverfahren oder Forschungsanträge miteinbeziehen würde. In der “perfekten” Welt erstell die generative KI die Ausschreibung auf der einen Seite und Anschreiben und Bewerbungsmaterial auf der anderen Seite. Am Ende entscheidet dann eine dritte KI, welche Bewerbung die beste ist. Nach meinem Dafürhalten zeigt dieses Beispiel, dass die formalen Anforderungen an solche Verfahren oft disfunktional sind. Wenn eine KI ein hinreichend gutes Bewerbungsschreiben verfassen kann, ist es kein hilfreiches Entscheidungskriterium mehr. Aus meiner Sicht kann der Ruf nach KI-Lösungen ein Zeichen dafür sein, dass der eigentliche Prozess einer Verbesserung Bedarf. Der Wunsch nach einer einfachen Lösung ist verständlich. Oft liegt es ja auch nicht in der eigenen Hand die jeweiligen Prozesse zu verändern. So kann ich ja als Bewerber nicht einseitig beschließen: „Ein ausformuliertes Anschreiben ist Quatsch, ich schicke nur ein paar Stichpunkte!“ Und in solchen Fällen, haben die KI-Lösungen einen Wert. Im besten Fall aber nur für den Übergängen hin zu einer grundsätzlichen Vereinfachung. Vereinfachung ist hier das entscheidende Stichwort. Organisationen haben die Neigung mit der Zeit immer komplexer zu werden. Es ist oft einfacher sich in der Gruppe auf eine komplexe Lösung zu einigen als auf eine einfache. In der Politik finde ich dieses Phänomen immer wieder besonders offenkundig. Hier sollten wir alle gemeinsam die Kraft aufbringen Occams Rasiermesser walten zu lassen und Dinge zu vereinfachen und Prozesse zu entwirren. Dann braucht es an vielen Stellen gar keine fancy KI-Lösungen.