Countdown USA // Noch 24 Stunden bis zur Wahl – und wir sind pünktlich in Washington angekommen. Wir sehen eine Stadt im Ausnahmezustand, zumindest rund um die sensiblen Gebäude wie das Weiße Haus oder das Capitol. Schon in normalen Zeiten extrem gut gesichert, wirken sie dieser Tage eher wie Festungen. Drei bis vier Zaunreihen, Betonbarrieren, Poller – und die Schutzmaßnahmen sind noch lange nicht abgeschlossen. Da, wo wir morgens noch problemlos durchkamen, sind nachmittags bereits neue Absperrungen aufgebaut.
Auch viele Wahllokale sind extrem gesichert, um nervöse Amerikaner zu beruhigen, wie es heißt. Dazu gehören u.a. Scharfschützen auf Dächern, Notfallknöpfe für Wahlhelfer und Überwachungsdrohnen am Himmel. Mindestens zwei Bundesstaaten, Nevada und Washington, haben die Nationalgarde aktiviert, um im Falle von Unruhen bereit zu stehen. Hunderte Wahlbüros wurden darüber hinaus mit kugelsicherem Glas, Stahltüren und Überwachungsausrüstung verstärkt.
Rund 70 Millionen Amerikaner haben derweil bereits ihre Stimme abgegeben, so wie der Taxifahrer der mich zum Weißen Haus bringt. Er stammt aus Pakistan und hat Donald Trump gewählt. Trump sei ein wirklich starker Typ und ein wahrer Staatsmann, erzählt er mir. Aktuelle Wahlumfragen von Sonntagabend zeigen derweil nach wie vor eine Patt-Situation zwischen Republikanern und Demokraten: 49:49, berichtet MSNBC und verweist darauf, dass Kamala Harris vor allem bei den Frauen gewinnt, während Donald Trump bei den Männern punkten kann. Was aber die politischen Beobachter in den vergangenen Stunden am meisten überrascht hat: Harris liegt im tiefroten Iowa mit drei Prozentpunkten vorn.
Zurück nach Washington und den Menschen hier. Mein subjektiver Eindruck: die Leute haben keine Angst davor, wählen zu gehen. Sie nehmen auch die starken Sicherheitsmaßnahmen gelassen hin. Was ich aber spüre, ist ein gewisses Unbehagen mit Blick auf die Zeit NACH der Wahl. Die Frage ist: was passiert, wenn wieder einige Tage oder gar Wochen vergehen, ehe der nächste Präsident feststeht? Diese mögliche Ungewissheit, gepaart mit einer erwarteten großen Flut an Desinformationen in den sozialen Medien, könnte Unruhen auslösen – und genau DAS macht vielen hier große Sorgen.
Wie könnte sich die Wahl nun auf Europa und dessen Wirtschaft auswirken? Felix Herrmann, CFA, Chefvolkswirt bei ARAMEA Asset Management AG meint: „Aus europäischer Sicht könnte ein Wahlsieg von Harris mit Nachteilen verbunden sein. Die geplante Erhöhung der Körperschaftsteuer würde z.B. die Gewinne der europäischen Unternehmen in den USA merklich reduzieren. Eine Wahl Trumps wiederum würde europäische Firmen vor allem durch höhere Zölle auf Einfuhren in die USA treffen. Schätzungen vermuten, dass die geplanten Zölle das Eurozonen-BIP um ein Prozent senken würde. Zudem könnten die Einfuhrzölle auch bedeuten, dass Waren etwa aus Asien nach Europa umgelenkt werden und den europäischen Markt überschwemmen.“ #USA #election #Trump #Harris PUNICA Invest GmbH