Recruiting: Das unterschätzte Herzstück des Unternehmenserfolgs
Ein Gespräch mit einem Kunden hat mich zu diesem Artikel angeregt. Dieser Kunde ist bereit, am Standort Stuttgart einen erfahrenen Recruiter oder eine Recruiterin mit mindestens fünf Jahren Erfahrung für technische und kaufmännische Rollen einzustellen – jedoch nur zu einem Gehalt von 60-65k. Dafür gibt es keine Topkandidaten.
Es ist fast schon absurd und fahrlässig, dass Recruiting in vielen Unternehmen immer noch stiefmütterlich behandelt wird. Trotz der zentralen Rolle, die Recruiter bei der Gewinnung von Fach- und Führungskräften spielen, sind ihre Gehälter oft enttäuschend niedrig. Die Bereitschaft, Top-Recruiter angemessen zu bezahlen, scheint vielerorts schlichtweg nicht vorhanden zu sein.
Es ist geradezu paradox: Man erwartet von Recruitern, dass sie die besten Kandidaten auf dem Markt finden, ist aber nicht bereit, selbst für erstklassige Recruiter zu bezahlen. Diese fatale Einschätzung zeigt ein grundlegendes Missverständnis der modernen Recruiting-Landschaft. Bewerber kommen längst nicht mehr von selbst, nur weil mittwochs und samstags eine dreifarbige Anzeige in der Zeitung geschaltet wird.
Viele Firmen hängen immer noch der veralteten Vorstellung nach, dass Recruiting lediglich aus der Koordination von Bewerbungsgesprächen und dem Erstellen von Stellenanzeigen besteht. Diese naive Sichtweise übersieht, dass modernes Recruiting deutlich komplexer und anspruchsvoller geworden ist. Active Sourcing und strategisches Recruiting sind heutzutage unverzichtbar. Ohne durchdachte Prozesse und solide Grundlagen leidet die Candidate Experience, die maßgeblich darüber entscheidet, ob man die besten Talente für sich gewinnen kann.
Wo platziert man seine Anzeigen? Wie schreibt man sie ansprechend? Und wie erreicht man die gewünschte Zielgruppe effektiv? Was ist die richtige Strategie für Active Sourcing und Social Recruiting? All diese Fragen erfordern Expertise und strategisches Denken. Doch trotz dieser Anforderungen werden Recruiter in vielen Unternehmen und sogar in den Strukturen vieler Personaldienstleister weiterhin unterbezahlt. Das ist nicht nur unverständlich, sondern auch grob fahrlässig. Der Beitrag von Recruitern ist heute mindestens ebenso entscheidend für den Unternehmenserfolg wie der vertriebliche Teil.
Angesichts des demographischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels ist es an der Zeit, Recruiting endlich die Wertschätzung und die Ressourcen zukommen zu lassen, die es verdient. Wer an der falschen Stelle spart, riskiert langfristig den Anschluss im Wettbewerb um die besten Talente. Es wird höchste Zeit, dass Unternehmen erkennen, wie entscheidend professionelle Recruiter für ihren Erfolg sind – und entsprechend in sie investieren.