Nachhaltigkeit in Zeiten des demografischen Wandels - und das dann auch noch in Thüringen?!
Vor genau zwei Wochen durfte ich an einer Podiumsdiskussion anlässlich eines besonderen Jubiläums teilnehmen: Sebastian Olbrich, mit dem ich gemeinsam an der Universität der Bundeswehr München studiert habe, ist seit mittlerweile einem Jahr Geschäftsführer der Straßen-, Tief- und Hochbauprojektierung GmbH (sthp) Suhl.
Der Anlass war erfreulich - die STHP durfte ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Bemerkenswert fand ich Sebastians Ansatz, das Jubiläum nicht mit "Selbstbeweihräucherungen" zu begehen, sondern sich mit zwei weiteren Gästen einer kontroversen Diskussion zu stellen. Da musste ich natürlich zusagen, ist ja irgendwie schon mein Ding 😅
Nachfolgend stelle ich mal einige meiner Hypothesen und Aussagen zur Debatte. Mich würde interessieren, wie eure Perspektive darauf ist:
1. Das Verständnis für Nachhaltigkeit ist immer noch ungenügend.
2. Es findet immer noch zu häufig Greenwashing statt, was eine höhere Akzeptanz verhindert.
3. Nachhaltigkeit wird überwiegend bei "Leuchtturmprojekten", aber zu selten in der Breite umgesetzt.
4. Die Herausforderung besteht darin, sämtliche Prozesse über den gesamten Lebenszyklus (u.a. Entwicklungs-, Planungs- und Ausführungsphase) kritisch zu hinterfragen und die notwendigen Veränderungen herbeizuführen.
5. Nach einem erhöhten Initialaufwand werden die Prozesse schlanker und die Produkte besser.
6. Unternehmen, die sich in Zeiten des europäischen grünen Deals und der EU-Taxonomie nicht um Nachhaltigkeit kümmern, können sich mittel- bzw. langfristig mit Friedrich Schiller auseinandersetzen: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit."
7. Der demografische Wandel ist in Thüringen, das seit der Wende von 2,8 auf 2,1 Mio. Einwohner geschrumpft ist, eine maßgebliche Herausforderung.
8. Ohne Zuwanderung und den "Rückzug" von "Exil-Thüringern" kann die klaffende Lücke nicht kompensiert werden (ein Schließen scheint mir gar unmöglich zu sein).
9. Thüringen war schon bisher nicht übermäßig attraktiv für Fachkräfte und wird - falls die extremistischen und rassistischen Kräfte weiter Einfluss gewinnen - noch mehr an Attraktivität verlieren.
10. Verringerte Attraktivität führt zu einem noch größeren Fachkräftemangel (gilt analog für Unternehmensnachfolgen usw.), was die Existenz vieler Unternehmen unmittelbar bedrohen wird.
11. Nicht nur die Baubranche wird betroffen sein, sondern auch alle anderen Branchen und öffentlichen bzw. privaten Einrichtungen, wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser.
12. Die einzige Lösung, um der Abwärtsspirale zu entkommen, lautet: Offenheit für Neues und die notwendigen Veränderungen, Bildung, Solidarität und Zusammenhalt, Toleranz, Vielfalt.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
PS: Vielen Dank für die Moderation, liebe Marie Radix 👍
#thüringen
#nachhaltigkeit
#demografie