Beitrag von Dr. med. Sascha Bättig

Gewalt gegen Medizinalpersonen nimmt weiterhin ungebremst zu. Spitalinterne Deeskalationsmassnahmen scheinen ins Leere zu laufen oder zumindest keine wesentliche Entspannung zu bringen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es schlicht unverständlich weshalb die Gesundheitseinrichtungen Vorfälle nicht konsequent strafrechtlich verfolgen und ihre Mitarbeiter in diesen juristischen Belangen unterstützen. (Es fehlt wohl an Zeit und Geld...) Eine Übersicht über die juristischen Möglichkeiten sowie ein Vorzeige-Betrieb, erfahrt ihr in diesem Artikel.

⚡ Das Problem der Gewalt im Gesundheitswesen und Lösungsvorschläge: Das Problem der Gewalt im Gesundheitswesen stellt eine ernsthafte Bedrohung sowohl für medizinisches Fachpersonal als auch für Patienten dar. In diesem Inhalt diskutieren wir die Ursachen und Auswirkungen von Gewalt im Gesundheitswesen sowie wirksame Lösungsvorschläge.

#Stellungnahme der #DGP: Gewalt in Krankenhäusern - ein zunehmendes Problem?   Ein Auszug aus der Stellungnahme: Mitte April 2024 hat das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) eine „Blitzumfrage“ mit 250 Allgemeinkrankenhäusern mit mindestens 100 Betten zu Gewaltgeschehnissen in deutschen Krankenhäusern veröffentlicht. Die Befragung fokussiert dabei ausschließlich auf Gewalt gegenüber Mitarbeiter:innen. Laut Umfrage berichten knapp drei Viertel der Krankenhäuser von einem mäßigen oder deutlichen Anstieg der Gewaltgeschehnisse in den letzten fünf Jahren. Allerdings sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, hier zeige sich nur die „Spitze des Eisbergs“. Ziel der Gewalt seien überwiegend Pflegende; insbesondere die Notaufnahme sei der Ort des Geschehens. Allgemeiner Respektverlust gegenüber dem Personal, besondere Zustände wie bei übermäßiger Alkoholzufuhr und Schmerz, bestimmte Merkmale der Patient:innen wie Demenz und Schizophrenie seien ursächlich. Lange Wartezeiten und die Durchsetzung von Stationsordnungen u.v.m. würden die Gewalt begünstigen [1]. Das Fernsehen hat das Thema seitdem wiederholt zu besten Sendezeiten aufgegriffen, Zeitungen und die Fachpresse haben umfangreich berichtet. Auf Einladung der Pflegebeauftragten der Bundesregierung wurde am 15. Mai im Rahmen von „Moll im Atrium“ über „Gewalt gegen Pflegekräfte“ diskutiert. Kritisch gewürdigt wurden die Zahlen der Umfrage derweilen nicht. Keine Rede davon, dass in den wenigsten Kliniken Gewaltgeschehnisse systematisch erfasst werden, kein Wort darüber, dass eine Querschnittserhebung zu selbsteingeschätzter zeitlicher Entwicklung nicht geeignet ist, zeitliche Trends eines potentiellen Anstiegs der Gewalt im Krankenhaus zu belegen. De facto gibt es hierzulande keine systematischen Erhebungen zu Gewaltgeschehnissen in Krankenhäusern, schon gar nicht im zeitlichen Verlauf. Ein gefühlter Anstieg ist kein Ersatz für gut geplante, prospektive Erhebungen. Zu einflussreich sind die öffentlichen Diskussionen um das Thema und sozial erwünschte Tendenzen im Antwortverhalten als verzerrende Aspekte. Hier gelangen Sie zur vollständigen Stellungnahme und zur Referenzliste: https://lnkd.in/eKuNeZ4M #DGP #Stellungnahme

Newsflash❗️ Bundesverfassungsgericht kippt Kopplung von medikamentöser Zwangsbehandlung und Krankenhausbehandlung🧐 Für die zwangsweise medikamentöse Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen bestehen Hürden, die in ihrem Umfang vollkommen gerechtfertigt sind, handelt es sich doch bei einer entsprechenden Maßnahme um die Ultima Ratio, das letzte Mittel zur Abwendung erkrankungsbedingt eintretender Schädigung von Betroffenen. Zwangsbehandlungen durften bisher lediglich im Rahmen stationärer Krankenhausaufenthalte erfolgen💡 Durch das heutige Urteil wird der Weg bereitet, Betroffenen eine Behandlung auch außerhalb der Klinik zu ermöglichen. Die Verbringung an einen fremden Ort und auch der Aufenthalt in einer Klinik selber kann aufgrund verschiedener Aspekte eine zusätzliche Gefährdung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen darstellen und widerspricht laut Bundesverfassungsgericht dem verfassungsrechtlich zugesicherten Recht auf körperliche Unversertheit🤓 Ein gesetzlicher Betreuer einer an Schizophrenie erkrankten Frau war vor den Bundesgerichtshof gezogen, welcher die Klage mit dem Hinweis auf Unvereinbarkeit mit der staatlichen Schutzpflicht an das Verfassungsgericht weitergeleitet hatte. Bis 2026 wird nun ein neues Gesetz gefordert 👨⚖️ Was denkt ihr über das Urteil❓ #psychiatrie #zwang #schizophrenie #bipolar #mentalhealth https://lnkd.in/egypAFSs

### Können Zwangsbehandlungen bald auch außerhalb von Kliniken erfolgen? Medizinische Behandlungen gegen den Willen der Patienten sind bisher nur in Ausnahmefällen und ausschließlich stationär in Kliniken erlaubt. Das Bundesverfassungsgericht prüft aktuell, ob es im Interesse der Patienten Ausnahmen geben könnte. ### Strenge Anforderungen an Zwangsbehandlungen Zwangsbehandlungen sind ethisch heikel und unterliegen strengen Voraussetzungen. Sie müssen von einem Richter angeordnet werden und dürfen nur in Krankenhäusern stattfinden. Diese Maßnahmen sind nur für Personen erlaubt, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderung nicht selbst entscheiden können und bei denen eine ernsthafte Gefährdung ihrer Gesundheit besteht, erläutert Professor Thomas Pöllmächer. Professor Pöllmächer, Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit am Klinikum Ingolstadt und Vorstandsmitglied der DGPPN, nennt Beispiele: "Stellen Sie sich einen Patienten vor, der glaubt, vom Geheimdienst verfolgt zu werden, und so nervös ist, dass er den Straßenverkehr gefährdet. Oder eine schwangere Patientin, die in ihrer Erkrankung nicht erkennt, dass ein Kaiserschnitt notwendig ist." ### Kann eine ambulante Behandlung im Einzelfall besser sein? Derzeit dürfen Zwangsbehandlungen nur stationär im Krankenhaus durchgeführt werden. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine andere Regelung weniger belastend sein könnte, etwa bei dementen Patienten, die für ihre Medikation ins Krankenhaus müssen. Das Bundesverfassungsgericht prüft nun, ob eine Abweichung möglich ist. Diese Prüfung wurde angestoßen, weil ein gesetzlicher Betreuer eine Ausnahmegenehmigung für eine Frau beantragen wollte. Sie musste regelmäßig zur Medikamenteneinnahme in eine Klinik, obwohl dies auch in ihrer Pflegeeinrichtung möglich gewesen wäre. Der Betreuer argumentierte, dass der stationäre Aufenthalt die Patientin zusätzlich belaste. ### Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht aus Der Bundesgerichtshof (BGH) befasste sich mit dem Fall und kam zu dem Schluss, dass die aktuelle Regelung gegen das Grundgesetz verstoßen könnte, wenn eine andere Vorgehensweise besser wäre. Daher übergab der BGH den Fall an das Bundesverfassungsgericht. Nun liegt der Fall dort zur Entscheidung vor. Professor Pöllmächer ist einer der Sachverständigen, die das Gericht beraten. Er spricht sich für eine Einzelfallprüfung aus: "Das Vorgehen sollte weniger von der Diagnose abhängen, sondern in jedem einzelnen Fall geprüft und abgewogen werden. Immer unter dem Aspekt des geringstmöglichen Eingriffs, also des mildesten Mittels, das zur Verfügung steht." Ob Zwangsmedikationen künftig auch außerhalb von Kliniken erlaubt werden, bleibt abzuwarten. Ein Urteil wird erst in einigen Monaten erwartet. Kritiker befürchten jedoch, dass mit Ausnahmeregelungen die Zahl der Zwangsmaßnahmen steigen könnte.

Die Verpflichtung zur Versorgung psychisch kranker Menschen wurde vor fast 50 Jahren im Nachgang der Psychiatrie-Enquete entwickelt. Sie ist eine der tragenden Säulen der Behandlung psychisch Kranker. Und so ist es doch eigentlich unglaublich, dass es faktisch kein bundeseinheitliches Verständnis davon gibt, was Pflichtversorgung eigentlich ist. Im Ernst: Es gibt keine einheitliche Definition oder gar eine einheitliche Betrachtung dieses Themas. Unglaublich. In einer bundesweiten Studie konnte Dr. Michael Ziereis von der Uni Regensburg zeigen, dass viele Kliniken, die von sich angeben, an der Pflichtversorgung teilzunehmen, unter Hinzuziehung von Routinedaten faktisch keine Pflichtversorger sind. Dabei beruhen weit reichende politische und krankenhausplanerische Entscheidungen auf der Versorgungspflicht. Auf ihrer diesjährigen Herbsttagung hat die BAG Psychiatrie versucht, sich dem Thema systematisch nähern. Klar ist, dass es im ersten Schritt eine einheitliche Definition dafür geben muss, wann eine Klinik Pflichtversorger ist und wann nicht. Darauf aufbauend kann dann die Krankenhausplanung nachziehen. Regional können verbindliche sozialgesetzbuchübergreifende und sektorübergreifende Kooperationen definiert werden, die die Versorgung optimieren. Und letztlich sollte auch die Eingliederungshilfe zur regionalen Pflichtversorgung herangezogen werden. Für Pflichtversorger müssen ordnungspolitisch andere Regeln gelten, als für Versorger, die Patienten eben nicht aufnehmen müssen. Das gilt für positive Steuerungsmechanismen ebenso wie für die PPP-RL incl. Sanktionsregelungen. Der Veranstaltungsort der BAG-Tagung förderte den Weitblick. Fakt ist aber auch, dass die Herbsttagung angesichts der Komplexität dieses Themas zu kurz war. Aber ebenso klar ist, dass nur mit einer baldigen Lösung die Versorgung schwer psychisch Erkrankter auch künftig gesichert werden kann.

✅ Erfreuliche News aus der «Kleinen Kammer»: Die Ständerät:innen haben heute ein Postulat an den #Bundesrat überwiesen, das vertiefte Abklärungen zur aktuellen Situation bei der #Krankentaggeldversicherung fordert. Die FSP begrüsst diesen Schritt und setzt sich insbesondere aus folgenden Gründen für eine Änderung der heutigen Praxis ein: 👉 Heute haben #Selbständige und #KMU bei gesundheitlichen Vorbelastungen einen deutlich erschwerten oder gar keinen Zugang zu Krankentaggeldversicherungen. 👉 Die Inanspruchnahme psychologischer Hilfe stellt für die Versicherer ein Ausschlusskriterium dar. Das untergräbt die gesellschaftlichen Bemühungen für die #Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und deren Behandlung (bspw. in Form einer #Psychotherapie). Für die FSP ist klar: Alle selbständigen Personen und alle Mitarbeitenden in KMUs sollten unabhängig von gesundheitlichen Vorbelastungen das Recht erhalten, eine Krankentaggeldversicherung abzuschliessen, weil dies zum Nutzen der Selbständigerwerbenden oder KMU und damit auch der Schweizer #Wirtschaft ist. Zum Postulat: https://lnkd.in/eQquGaq9 #mentalhealthforall #timetoact #PsychologieImBundeshaus

Dieser Artikel veranschaulicht, wie unzureichendes Risikomanagement, insbesondere fehlende Sturzprophylaxe, zu schweren Schäden bis hin zum Tod führen kann. Die Sturzprävention ist in allen Gesundheitseinrichtungen wichtig, da viele Patienten durch Medikation, Alter oder Schmerzen beeinträchtigt sind. Der G-BA fordert, dass Maßnahmen zur Sturzvermeidung als Teil des Qualitätsmanagements umgesetzt werden. Im Fall der 94-jährigen Frau hätte die Einrichtung nach jedem Sturz ihre Maßnahmen anpassen müssen. Fallszenarien bieten hierbei eine effektive Methode, um regelmäßig potenzielle Risiken zu simulieren und gezielte Maßnahmen zu testen und kontinuierlich zu verbessern. Zudem sollte die Einbindung externer Experten zur Risikoeinschätzung in Betracht gezogen werden. Fehlende Dokumentation der Maßnahmen verschärft die Problematik – eine ordnungsgemäße Aufzeichnung ist essenziell. 👉 https://lnkd.in/ePypp_Hp #Patientensicherheit #Klinischesrisikomanagement #Sturzpropylaxe

Die Gewalt im Gesundheitswesen nimmt drastisch zu. Physische wie auch psychische Gewalt ist trauriger Alltag und dabei wird die Verrohung der Gesellschaft deutlich spür- und sichtbar. Kratzen, beissen, spucken, schlagen, treten, beleidigen, bedrohen, perversteste, abartigste Art und Weisen der Beleidigungen und Bedrohungen etc. Die physische Gewalt wird immer brutaler, hemmungsloser und intensiver. Die Hemmschwelle sinkt drastisch und ist manchmal augenscheinlich nicht mehr vohanden. Gut ist, dass mehr und mehr das Schweigen gebrochen und über die Missstände berichtet wird. Wie immer ist der Fokus dabei auf unsere geschätzten Kolleginnen und Kollegen der Pflege gerichtet. Vergessen werden aber all zu oft wir. Wir vom Sicherheitsdienst, welche einfach in eine Situation herein geholt werden, oder in eine solche hinein geraten. In Sekundenschnelle muss die Differenz vom Ist- zum Sollzustand erkannt werden und falls nötig wird der Soll-Zustand hergestellt. Dies unter vollem psychischen wie auch physischem Einsatz und kompromisslos. Wir kennen meist die Patientengeschichte nicht. Wir wissen auch den Verlauf bis zur Eskalation nicht. Wir übernehmen oft Patientinnen und Patienten von der Rettung in Polizeibegleitung usw. Hat sich jemals jemand Gedanken dazu gemacht, wie WIR dies alles verarbeiten können!? Der Sicherheitsdienst im Gesundheitswesen ist Systemrelevant! Wir bewaren Menschen vor Schaden und nehmen eigene Schädigung in Kauf. Wir bewaren den Betrieb vor Gesundheitskosten durch Ausfall von betriebseigenem Personal wegen Verletzung und somit vor betriebswirtschaftlichem Schaden. Wir vermitteln dem Personal Sicherheit am Arbeitsplatz. Es wäre wirklich wünschenswert und schön, wenn unsere Leistungen im gleichen Masse estimiert würden, wie die der pflegenahen Berufe. Kommunique vom21. Juni 2024, Betreff Interventionen des Sicherheitsdienstes KSA: Verbale und physische Angriffe auf das Gesundheitspersonal nehmen zu und werden brutaler - auch am Kantonsspital Aarau AG. Die Anzahl der Interventionen unseres Sicherheitsdienstes sind eindrücklich: 2022: 521 Einsätze 2023: 620 Einsätze 2024 Stand Mai: bereits 378 Einsätze Interventionen und Prävention (Präsenz markieren) verschlingen viel Zeit, und damit personelle Ressourcen: Pro 24 Stunden beträgt der zeitliche Aufwand für Interventionen durchschnittlich 5 Stunden und für Präventiveinsätze 3 Stunden.

Die Rechtsdepesche beleuchtet die besondere Bedeutung des mutmaßlichen Patientenwillens in der medizinischen Entscheidungsfindung. Ein aktuelles Urteil unterstreicht, dass bei Entscheidungen über medizinische Maßnahmen der mutmaßliche Wille des Patienten eine zentrale Rolle spielt – insbesondere, wenn keine ausdrückliche Patientenverfügung vorliegt. Das Gericht stellte klar, dass Ärzte und Betreuer verpflichtet sind, den mutmaßlichen Willen sorgfältig zu ermitteln und diesem zu folgen, um den Respekt vor der Selbstbestimmung des Patienten zu wahren. Die Situation kann jedoch schwierig und undurchsichtig werden, wenn Angehörige abweichende Angaben über den mutmaßlichen Willen machen oder ihre Meinung im Verlauf ändern. In solchen Fällen wird die Entscheidungsfindung zu einer komplexen Herausforderung, bei der es um die sorgfältige Abwägung aller bekannten Umstände geht, um dem tatsächlichen Willen des Patienten möglichst nahe zu kommen. Dieses Urteil schafft wichtige Klarheit und stärkt die Rechte von Patienten auch in diesen sensiblen Situationen.