Beitrag von Matthias Geisbüsch

#MobilitätswendeMontag Nr. 2 – Es kommt auf die Visibility von Verkehrsangeboten an 👀 Wer in Salzgitter-Lebenstedt aus dem Zug aussteigt, betritt zunächst einen in die Jahre gekommenen Asphaltbahnsteig. Einzelne Risse im Asphalt, ein Prellbock mit morschem Holz und eine mit Graffiti sowie „Sektion Salzgitter“-Aufkleber verzierte Sh 2-Tafel (Anm.: Eine rot-weiße Tafel, die das Ende des Gleises kennzeichnet) bestätigen das Alter der Station. Links am Prellbock vorbei führt der Weg in den Stadtpark mit einem Teich, auf dem einige Enten ihre Runden ziehen. Wer hingegen direkt geradeaus eine Anhöhe hochsteigt, gelangt mit 150 Metern Fußweg ins Stadtzentrum. Doch kurz davor besteht ein kleines Hindernis: Fußgänger:innen müssen eine fünfstreifige Fahrbahn überqueren. Bereits an dieser Stelle wird den meisten Touristen in Salzgitter-Lebenstedt klar: Das Auto scheint die Alltagsmobilität hier zu dominieren. Und auch vor dem Rathaus wird dies ersichtlich: Auf den Pflastersteinen ist ein großer weißer Pfeil angebracht, der Autofahrenden signalisiert, wie sie sich auf Parkplatzsuche über den Platz bewegen sollen. Doch besonders bemerkenswert ist unten zu sehendes Foto, das ich nur einen Katzensprung entfernt vom Rathaus – zu Beginn der innenstädtischen Fußgängerzone – aufnehmen konnte. Wegweiser weisen den Weg zu den fünf Partnerstädten Salzgitters. Doch auf den Wegweisern lässt sich nicht nur eine Kilometerangabe zu den Zielen ablesen. Auch eine zeitliche Entfernung mit dem PKW wird angegeben. So lässt sich zum Beispiel für die thüringische Partnerstadt Gotha (der hintere Wegweiser, der auf dem Foto nicht lesbar ist) eine Entfernung von 137 Kilometern bzw. 2:38 h mit dem Auto erkennen. Doch wie wäre es, auf solchen Wegweisern statt auf das Auto auch auf alternative Verkehrsangebote hinzuweisen? Zum Beispiel für Gotha 3:43 h mit dem ÖPNV, 2 Tage zu Fuß oder 10 h mit dem Rad? Ist das Zufußgehen nicht das naheliegendste Verkehrsmittel, wenn ein solcher Wegweiser in der Fußgängerzone betrachtet wird? Nun ließe sich natürlich argumentieren, dass nur die Wenigsten zu Fuß ins finnische Imatra oder ins russische Staryj Oskol wandern würden. Doch wie viele werden mit dem Auto nur aufgrund des Wegweisers dorthin gefahren sein? Bereits durch die reine Sichtbarkeit (#Visibility) von Verkehrsangeboten scheinen diese attraktiver und werden tendenziell eher genutzt. Das Prinzip dahinter heißt #Nudging. Und das greift bereits bei „kleinen“ Dingen wie Wegweisern. Umso wichtiger ist es, hierfür zu sensibilisieren und sich dessen im Alltag bewusst zu sein.

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