Ob die Verwendung der SA-Parole “Alles für Deutschland” unter AfD-Funktionär Björn Höcke oder SS-Verharmlosungen des Maximilian Krah: Die rechtsextreme AfD und ihre Funktionäre machen kein Geheimnis aus ihrer “erinnerunspolitischen Wende um 180 Grad”. Genau aus diesen Gründen sieht sich jetzt die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora gezwungen zu reagieren - und ruft in einem Brief zur Wahl demokratischer Parteien bei der kommenden Landtagswahl in Thüringen auf.
Das ist bemerkenswert wie alarmierend zugleich. Denn Menschen, die Orte des Erinnerns und Mahnens an die Schrecken der NS-Verbrechen leiten und öffentlich vertreten, halten sich in der Regel mit politischen Aufforderungen an Bürger:innen zurück. Doch angesichts der immer extremeren Verharmlosung und Gutheißung des Nationalsozialismus durch AfD-Abgeordnete ging es wohl nicht mehr anders.
Und es bleibt nicht nur bei NS-Verharmlosung. Die Gutheißung nationalsozialistischer Verbrechen führte sogar dazu, dass die anderen rechtsextremen Parteien Europas die AfD unlängst aus ihrer Fraktion ausschlossen. In Thüringen beruft sich die AfD beispielsweise in ihrem Wahlprogramm auf den Hitler-Bewunderer und Antisemiten Franz Langheinrich, Mitglieder treten mit NS-Symbolen öffentlich auf. Auf all das macht der Brief der Stiftung Gedenkstätten zurecht aufmerksam.
Was befürchten die KZ-Gedenkstätten, wenn die AfD in Thüringen Regierungsverantwortung übernimmt, wenn trotz der Nähe der AfD zur NS-Ideologie viele Menschen die rechtsextreme Partei wählen? Die AfD wird ihre “erinnerungspolitische Wende” in einer möglichen Regierungsbeteiligung umsetzen - die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus würde dadurch bekämpft und NS-Ideologie normalisiert werden.
Doch ebendiese kritische Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte ist eine wesentliche Grundlage unserer Demokratie, unseres Grundgesetzes und unseres Miteinanders. Darum sieht sich die Stiftung gezwungen, die Gedenkstätten und die Opfer der NS-Verbrechen vor Angriffen undemokratischer und NS-verharmlosender Kräfte zu schützen, die den Zweck der Stiftungen selbst angreifen.
Die Stiftung hat den Brief in der Hoffnung verfasst, den ein oder anderen, der mit einer AfD-Wahl liebäugelt, zum Umdenken zu bewegen. Vor allem aber sollen jene Menschen, die nicht wählen gehen wollen, ermuntert werden, doch zur Wahl zu gehen und “Kandidat:innen ihre Stimme zu geben, denen die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen als Basis unseres demokratischen Miteinanders ein Anliegen ist.”
Es war uns von Campact e.V. eine Ehre, die finanziellen Mittel für den Versand dieses Briefes bereitzustellen. Denn wenn Orte, an denen der Nationalsozialismus die schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte beging, vor den Folgen einer Regierungsverantwortung der rechtsextremen AfD warnen, muss diese Stimme gehört werden.
Prokurist bei der conterra GmbH
2 Monate👏