Für die #PUBLICUS-Interviewreihe: 75 Jahre Grundgesetz habe auch ich einen Fragebogen zugeschickt bekommen und ihn ausgefüllt. Dabei ist dieses Statement herausgekommen: https://lnkd.in/eNHp_EE2
👉 Wichtig ist mir hier vor allem folgende Aussage auf die Frage "Die aktuelle politische Situation hat die Diskussion wieder entfacht: Sind die Instrumente, [...] der 'wehrhaften Demokratie' , aus Ihrer Sicht ausreichend?"
Ich habe darauf geantwortet: "Sie wären ausreichend, wenn sie strategisch und systematisch eingesetzt würden und das Bewusstsein stärker wäre, dass nicht jede demokratisch gewählte Partei deshalb selbst demokratisch sein muss. „Nie wieder“ kann bald gestern gewesen sein, wenn nicht jetzt (!) entschlossen, strategisch und schnell gehandelt wird. So müssen sich die Bundesregierung und die Regierungen der Länder auf die Situation vorbereiten, dass in einem Bundesland eine Regierung an die Macht kommt, bei der nicht gewährleistet ist, dass sie die Anforderungen des Art. 28 Abs. 1 GG für selbstverständlich hält. Hier sollte man sich ganz genau die Fehler und Erfolge des Rule-of-Law-Enforcement auf EU-Ebene vor allem gegenüber Ungarn und Polen ansehen, und schauen, was man daraus für das Bund-Länder-Verhältnis und zur verfassungsgerichtlichen Durchsetzung des Art. 28 Abs. 1 GG lernen kann. Brauchen wir in Zukunft ein Konditionalitätsgesetz zur Umsetzung des Art. 107 Abs. 2 GG, aber auch der Förderprogramme des Bundes? Wie können Bund-Länder-Streitigkeiten und abstrakte Normenkontrollen gegenüber extremistisch regierten Bundesländern gezielt in einer Weise eingesetzt werden, dass sie letztlich Versuche dauerhafter Machtübernahme von Verfassungsfeinden ins Leere laufen lassen? Strategic Constitutional Litigation muss entwickelt und konsequent umgesetzt werden. Straftaten, insbesondere Korruptionsdelikte, müssen konsequent ermittelt und planvoll verfolgt werden. Die Situation ist hier letztlich ähnlich wie beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität."
👉 Hiergegen lässt sich nicht einwenden, dass derartige Instrumente dann auch von extremistischen Parteien gegen die verbleibende Opposition eingesetzt würden, wenn sie an die Macht kommen. Das stimmt, aber dann ist es sowieso zu spät. M. E. ist es sinnvoller, jetzt von den Verfassungsfeinden zu lernen, wie sich Rechtsschutzinstrumente strategisch nutzen lassen (auch mit einer entsprechender Litigation PR), um eben das "Sich-in-Ruhe-Einnisten-Können" in neu erworbene Machtpositionen zu verhindern.
Deshalb halte ich auch nichts von der Idee, dass man in einer Demokratie auch solche Extremisten aushalten muss, die sie abschaffen wollen. I would rather not...
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Interimsmanagement and Strategic Consulting
2 MonateDer Versuch, diese Trickkiste ohne Ständemehr zu umschiffen, sagt alles.