Auftragsfertiger ohne Aufträge
Wie geht es eigentlich Magna Steyr, Valmet, Nedcar & Co.? Die Antwort gleich vorweg: Die unsichere Branchenkonjunktur trifft die Auftragsfertiger hart. Die Autohersteller kappen die Kapazitäten bei den externen Produktionspartnern oder streichen Aufträge gleich ganz. Sie leiden selbst unter mangelnder Auslastung in ihren Werken und holen ihre Modelle zurück, wenn es geht.
Automarken können in normalen Zeiten mit Hilfe von Auftragsfertigern Stückzahlschwankungen auffangen und schwer in Linien integrierbare Modelle nach außen geben. Doch die mangelnde Auslastung eigener Fabriken, die die Automobilwoche kürzlich exklusiv offenlegte, erhöht den Druck aufs Management. Zudem stehen Betriebsräte und Gewerkschaften den Unternehmen wegen Unterauslastung auf den Füßen.
Zu den Großen gehört Valmet. Die Firma aus Finnland wechselt nun zu einem Großteil das Geschäftsmodell und geht Richtung Batterieherstellung, hat dafür die Sparte ausgelagert und zu einer neuen Firma gemacht. Mit den Solar-Fantasieautos von Lightyear und Sono Motors hatte Valmet kein Glück. Beide Projekte sind beerdigt. Dafür bauen die Finnen noch die starke A-Klasse von Mercedes, die allerdings nicht mehr ewig gefertigt wird. Und die Produktionsbestellungen sind in diesen Zeiten ohnehin hoch volatil.
Auch Magna in Graz darbt, nachdem Fisker kollabiert ist und andere Modelle auslaufen. Der BMW Fünfer ist bereits aus der Fertigung genommen, und die beiden Jaguar-Modelle E‑Pace und I-Pace werden im kommenden Monat Abschied nehmen. Im Jahr 2026 endet dann die Produktion der auf der gleichen Plattform basierenden Modelle BMW Z4 und Toyota Supra. Weiter läuft dagegen die Fertigung der Mercedes G-Klasse, zu der dann die angekündigte elektrische G-Klasse hinzukommt.
Das niederländische Unternehmen Nedcar hat den großen Auftrag mit der BMW Group für die Produktion verschiedener BMW- und Mini-Modelle in ihrem Werk in Born verloren. Einst wurden hier DAFs und Volvos hergestellt. Auch Mitsubishi besaß das Werk einmal.
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Gegenwärtig werden hier keine Fahrzeuge montiert, und es wurden keine Verträge mit einer großen Automarke unterzeichnet. Nedcar gehört zur VDL Groep, die unter anderem Busse herstellt. Wie man hört, gibt es Überlegungen, Born zu einem reinen Elektrobus-Werk umzubauen.
Rettung sollen nun neue Elektro-Start-ups bringen, die selbst keine eigene Fertigung unterhalten. Sowohl Valmet als auch Magna Steyr sind in intensiven Gesprächen dazu. Bislang ist die Strategie, Start-ups ins Haus zu holen, gescheitert (siehe die Insolvenz von Magna-Partner Fisker oder die gescheiterte Solar-Offensive bei Nedcar). Magna soll mit der neuen Marke Forseven – finanziert von den Saudis und mit Autoveteranen aus Großbritannien hochgezogen – einen neuen Kunden an der Angel haben (Quelle: „Kleine Zeitung“). Graz kommentiert das nicht.
Vor allem viele chinesische Autohersteller wollen nach Europa kommen und auf dem Kontinent auch Autos fertigen (lassen). Hier bieten sich Auftragsfertiger an. Bei den Chinesen sind die Chancen größer, dass sie auch wirklich kommen. Sie wollen die anstehenden EU-Strafzölle auf in China gebaute Autos umgehen. Im Berliner Regierungsviertel, so hört man, sieht man diesen Umweg nicht so gern.
Procurement Manager / Director
1 MonatIch kann dieses Gejammer nicht mehr lesen. Bei mir wurde gerade die Lieferzeit des im Mai bestellten Autos mal eben von 5 auf 10 Monate erhöht - und das auch nur , wenn es gut läuft. Da steckt totale Produktionskapazitäts-Fehlplanung dahinter, im Autowerk wie bei Zulieferern. Der Vertrieb hat die Kunden mal wieder völlig falsch eingeschätzt… Und angepasst wird da vermutlich gar nichts. Bevor man einem Auftragsfertiger da die zweite Linie gibt, und den Zulieferern die Verdopplung, verärgert man lieber seine Kunden. Die europäische Autoindustrie ist selber Schuld an ihren derzeitigen Problemen…und in Zukunft bleibt der Kunde ( wie ich) weg, und kauft chinesisch vom Lagerhof.
Director Business Consulting (Transformation, Design to Manufacturing, Operational Excellence, Production, Supplier and Quality Management, )
1 MonatMagna Steyr in Graz hat wohl zumindest einen großen Umrüstungsauftrag (Conti-Bremse) der BMW AG über 320.000 Fahrzeuge erhalten…eine hilfreiche Brücke in 2025.