Chinas Autohersteller und die E-Auto-Flaute
Bild: Nio

Chinas Autohersteller und die E-Auto-Flaute

Anfang Juli haben wir die Zulassungsstatistiken des Kraftfahrt-Bundesamts für elektrische Pkw ausgewertet und mit den Daten von 2023 verglichen. Vor allem die kompakten und kleinen E-Auto-Modelle, wie Fiat 500 Elektro, Opel Corsa-E und Mokka-E, Hyundai Kona und der Dacia Spring (Modellwechsel) haben ordentlich Plätze verloren. Die Analyse legt den Schluss nahe, dass vor allem der Absatz der Volumen-Modelle nach dem Förderstopp eingebrochen ist.

Nun könnte man einen sofortigen Re-Start des Förderprogramms fordern – einige in der Branche tun das auch, vor allem aus der Ecke der Autohersteller und Verbände. Doch lenkt dieser Aufruf davon ab, dass es für den Volumenmarkt schlicht kein ausreichendes Angebot gibt. Mit dem Dacia Spring gibt es momentan nur ein E-Auto für unter 20.000 Euro. Es folgt mit dem Citroën e-C3 nur noch ein weiteres Modell, das weniger als 25.000 Euro kostet. Die nächste Schwelle sind 30.000 Euro für den Fiat 500e.

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Die Unternehmensberatung Deloitte hat Verbraucher nach ihrer Preiserwartung gefragt: „Über die Hälfte der Menschen sagte, dass ihr nächstes Auto unter 30.000 Euro kosten sollte“, zitiert das „Handelsblatt“ Harald Proff, globaler Sektorleiter Automotive. „In dieser Preisrange gibt es im Volumensegment aktuell zu wenig Angebot.“ Das Wirtschaftsmedium stützt diese Aussage mit einer eigenen Auswertung anhand von Zahlen der Marktforschung Dataforce. Demnach waren im Jahr 2019 noch fast 70 Prozent aller zugelassenen Elektroautos in Europa Kleinwagen und kompakte oder mittelgroße Pkws.

2023 waren fast 60 Prozent aller neuen E-Autos in Europa SUVs, schreibt das Handelsblatt und verweist darauf, dass bei elektrischen Modellen SUVs das Format eines ID 4 haben. Elektrische Pkws im Format eines T-Cross gibt es zu wenig. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Der elektrische Twingo-Nachfolger ist für 2026 angekündigt – ebenso der VW ID 2. Hinzu kommt, dass einige Autohersteller angesichts der Absatzflaute ihre Elektro-Programme zeitlich strecken. Ein Henne-Ei-Problem? Immerhin: Hyundai will Ende 2024 mit dem Modell Inster das Preissegment unter 25.000 Euro besetzen. Für Kunden dieses Segments steigt die Auswahl damit um 50 Prozent.

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Diese verfehlte Modellplanung wird sehr bald einige Hersteller einholen und teuer zu stehen kommen. Denn ab 2025 werden die CO2-Ziele der Autohersteller verschärft. Wer die Flottengrenzwerte verfehlt, muss Strafgebühren zahlen. Die Luxus-OEMs dürften das momentan gelassen sehen: Laut Handelsblatt-Analyse hat Audi einen E-Anteil in Europa von gut 27 Prozent, BMW 36 Prozent und Mercedes-Benz gut 29 Prozent.

Schlecht sieht es für andere Hersteller aus: Citroën sieben Prozent, Fiat neun Prozent, Ford acht Prozent, Opel zwölfProzent, Renault neun Prozent und Volkswagen zwölf Prozent. Patrick Hummel von der Investmentbank UBS geht davon aus, „dass sich die Debatte über Volkswagens mögliche CO2-Strafzahlungen im zweiten Halbjahr intensivieren wird“, schreibt das Handelsblatt.


Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und ein schönes Wochenende! Viel Spaß beim Lesen der fünf Top-Meldungen der vergangenen Woche.

Sven Prawitz, Redakteur Automobil Industrie


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