Die vier Funktionen des Bewusstseins — Was der Kleine Prinz nicht wusste

Die vier Funktionen des Bewusstseins — Was der Kleine Prinz nicht wusste

Hast du dich schon einmal gefragt, warum Menschen in ihrem Handeln, Denken und Fühlen so unterschiedlich sein können? Ich denke darüber nach, seit mir aufgefallen ist, dass soziale Missverständnisse scheinbar aus der unterschiedlichen Art und Weise entstehen, wie man die Gegenwart wahrnimmt oder die eingehenden Informationen bewertet. Dies war ein frustrierendes Problem für den anonymen Erzähler in einem der schönsten Bücher, die je geschrieben wurden. Er war mit seiner Maschine in der Wüste gestrandet und traf eine kleine Person, die behauptete, ein Prinz von einem anderen Planeten zu sein.

Als der Pilot ein kleiner Junge war, wollte er Künstler werden. Später gab er seinen Traum auf, weil niemand seine anfängliche Zeichnung als das erkennen konnte, was sie darstellen sollte. Alle sahen nur die Form und behaupteten, es sei ein Hut. Die Erwachsenen schienen die Welt einfach durch eine andere Brille zu sehen als er. Nicht so der kleine Prinz, der eine eher kindliche Brille hatte. Er interpretierte korrekt den eigentlichen Inhalt des Bildes — eine Schlange, die gerade einen Elefanten verschluckt hatte. Ich begann, mir diese Betrachtungsbrillen oder Filtergläsern als Programme und Funktionen vorzustellen, mit denen wir bevorzugt arbeiten. Erst später erfuhr ich, dass das Konzept der sogenannten kognitiven Funktionen in der Psychologie bereits weit entwickelt war.

Ist es möglich, in unserem Verhalten Muster zu erkennen? Gibt es einen bevorzugten Blickwinkel, aus dem wir die Welt am liebsten betrachten? Bemerken wir deutliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Verhalten unserer Mitmenschen? Beeinflussen persönliche Vorlieben und Werte unsere Arbeitsweise? Unzählige Verhaltensstudien deuten in diese Richtung. Unsere Urteile, Geschmäcker und Werte korrelieren mit unserem Persönlichkeitstyp, der wiederum mit unserem bevorzugten Betriebsmodus verknüpft ist. Er steuert unsere Entscheidungen und wie wir mit der Umwelt interagieren, was wiederum unser Leben bestimmt. Es ist daher entscheidend, unsere eigene Funktionspräferenz, unsere Betrachtungsbrille, herauszufinden und die unserer Nächsten zu verstehen. Der gestrandete Pilot hat schließlich gelernt, wie die Erwachsenen ticken und wie er sich an ihre Ansichten und Anforderungen anpassen muss, um zurechtzukommen. Und das alles, ohne seine ursprüngliche kindliche Weltwahrnehmung aufzugeben. In ähnlicher Weise erhalten wir, wenn wir die verschiedenen Funktionen des Menschen kennenlernen, mehr Werkzeuge, um vorherzusagen, was die beste Wahl für unser tägliches Leben, unsere Karriere und unsere Liebesbeziehung sein könnte. Wir werden zu echten Menschenkennern, ähnlich wie der größte Mann, der je gelebt hat. “Man brauchte ihm nichts über die Menschen zu erklären, denn er wusste, was in ihnen vorging”, bezeugten seine Zeitgenossen. Stell dir dir einmal vor, wie viel einfacher die effektive Kommunikation und das Erreichen unserer Ziele mit einer solchen Superkraft wäre. Okay, wahrscheinlich werden wir nicht annähernd an das Fähigkeitsniveau eines Jesus herankommen. Aber indem wir uns bemühen, die grundlegenden menschlichen Funktionen zu erlernen, werden wir die Bedürfnisse anderer Menschen genauer verstehen und uns ihnen leichter anpassen können. Es befähigt uns, tiefergehende Beziehungen aufzubauen, Meinungsverschiedenheiten zu schlichten und unsere Chancen zu erhöhen, andere für unser Produkt oder unsere Überzeugung zu gewinnen. Letztendlich trägt all dies dazu bei, mehr Freude am Leben zu haben, anstatt unbewusst die gleichen Fehler zu wiederholen.

Bist du neugierig, herauszufinden was unsere Kernfunktionen sind? Okay, los geht’s. Laut dem deutschen Psychologen C.G. Jung, dem Begründer der Theorie der kognitiven Funktionen, besteht das meiste menschliche Verhalten aus Wahrnehmung und Beurteilung. Bei der Wahrnehmung geht es darum, wie wir uns selbst oder die uns umgebende Welt wahrnehmen. Die Beurteilung bestimmt, wie wir verfügbare Informationen auswerten und schließlich Entscheidungen treffen. Diese beiden Aspekte implizieren jeweils zwei Funktionen.

Zunächst sind da die zwei aktiven Funktionen, die für unsere Wahrnehmung verantwortlich sind. Sie bestimmen, an welcher Art von Informationen wir interessiert sind und bilden folglich den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Dies sind die Funktionen der Sensorik und der Intuition. Der wesentliche Unterschied ist, dass Sensoriker praktisch orientiert sind und sich auf das konzentrieren, was im gegenwärtigen Moment real ist. Intuitive hingegen ziehen das Abstrakte vor und erwägen lieber Möglichkeiten und Ideen. Sensorik bedeutet, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf Eindrücke lenken können, die uns durch unsere fünf Sinne erreichen — auf das, was offensichtlich, präsent und real ist. In der Erzählung des Piloten würde dies mit den Erwachsenen übereinstimmen, die die offensichtliche Form der Zeichnung gesehen und interpretiert haben. Bei der Intuition, die manchmal auch als sechster Sinn bezeichnet wird, geht es eher darum, die tiefere Bedeutung zu erkennen, zwischen den Zeilen zu lesen und verborgene Verbindungen zu suchen. Sie arbeitet deduktiv und bringt Konzepte, Visionen und Theorien scheinbar aus dem Nichts hervor. In der Geschichte sind das die bevorzugten Betrachtungsbrillen, durch die der Bruchpilot und sein kleiner außerirdischer Besucher die Welt sehen. Glücklicherweise fand der Pilot einen Weg, seine neugierige, auf Intuition basierende Zeichnung in die geerdete Sprache der Sensoriker zu übersetzen. Er zeichnete eine weitere Version des Bildes in einer Art Röntgenblick, die den Querschnitt der Schlange zeigt, einschließlich des verschluckten Elefanten.

Weiterhin haben wir zwei reaktive Funktionen, um auszuwerten und zu entscheiden, nämlich das Denken und das Fühlen. Denker stützen ihre Validierungen auf Logik und wertschätzen Verständnis. Sie streben danach, das zu tun, was objektiv richtig und sinnvoll ist, und treten dafür emotional aus Situationen heraus. Fühler hingegen sind personenorientiert und treten in die Situation, um die subjektive Sichtweise und das Empfinden der beteiligten Personen nachzuvollziehen. Sie orientieren sich bei ihren Entscheidungen an Wertesystemen. So beschäftigen sich der kleine Prinz und seine in der Wüste gestrandete Bekanntschaft ständig mit Gefühlen, ihren eigenen und denen der anderen. Im Gegensatz dazu verwenden viele der Persönlichkeiten, denen er auf seiner Reise begegnet, die Denkerbrille. Zum Beispiel der pflichtbewusste Mann, der als Laternenanzünder auf einem Planeten arbeitet, der so klein ist, dass er sich einmal in der Minute um seine Achse dreht. Als einziger Bewohner dieses Planeten fühlt sich dieses zuverlässige Wesen berufen, die einzige Laterne jeden Tag, also jede Minute, an- und auszumachen. Er begründet dies damit, dass dies sein Job ist und es ihm richtig erscheint, diese zu erfüllen. Hier beobachten wir die nüchterne Logik eines Denkers. Während diese Einstellung ihm den Respekt des Prinzen einbrachte, gab ihm der Geschäftsmann, dem er kurz darauf begegnete, nur zu denken. Die 24/7-Beschäftigung des Geschäftsmannes auf seinem kleinen einsamen Planeten war das Zählen der Sterne, die ihm gehörten. Der kleine Prinz versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass diese Tätigkeit vergeblich ist, wenn sie einem Menschen, den er liebt, keinen Nutzen bringt. Leider wusste der Prinz nichts von Jung und den funktionalen Präferenzen. Sonst hätte er voraussehen können, dass diese Argumentation fruchtlos sein wird, da er sie auf seine Gefühlspräferenz stützt. Stattdessen musste er, um den Geschäftsmann zu erreichen, mit Fakten, Studien und Zahlen aufwarten, die in der Sprache der Denker beweisen, dass das Zählen von Sternen keinen logischen oder finanziellen Nutzen hat.

Wir alle haben eine bevorzugte wahrnehmende und beurteilende Funktion, mit der wir uns am wohlsten fühlen. Die vier möglichen Kombinationen machen den Kern unseres Charakters aus. Es gibt kein Richtig oder Falsch bei einer der Funktionen oder deren Kombinationen. Sie alle haben Vor- und Nachteile, abhängig von der Situation und anderen Faktoren. Und die Welt braucht sie alle — Piloten und Künstler, Erwachsene und Kinder, Prinzen und Laternenanzünder. So haben auch wir, abhängig von unseren funktionalen Präferenzen, entsprechende Dispositionen für bestimmte Berufe, Beziehungen, Werte usw. Das Kennenlernen unserer funktionalen Präferenz hilft uns, unsere Stärken zu nutzen und die Schwächen zu bewältigen. Willst du herausfinden, was deine bevorzugten Funktionen sind und wie sie für dich arbeiten können? Kontaktiere mich, um detaillierte Informationen für deine persönliche Einschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten.


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