Digitaler Wandel in Deutschland?
Die dänische Botschaft in Berlin hat seit einiger Zeit mehr Platz. In den zwei Räumen, wo früher kiloweise Papier lagerte, werden heute Besuchergruppen empfangen. Denn Dänemarks Verwaltung ist komplett digitalisiert. Die alten Aktenschränke, so erzählen es zumindest die Dänen, hätten deutsche Behörden gekauft.
Im Gegensatz zu dem 5,7-Millionen-Einwohner-Land, das bei der Digitalisierung der Verwaltung auf Platz vier im europaweiten Vergleich liegt, hat Deutschland noch viel Bedarf an Papierschränken – die Bundesrepublik belegt in einem Ranking der Europäischen Kommission nur den 20. Rang. Dabei schlummern in dem ungenutzten Potenzial riesige Kosten- und Zeitersparnisse für Unternehmen, Bürger und auch die Behörden selbst.
Die nächsten vier Jahre, so die Hoffnung vieler Experten, könnten jedoch auch in Deutschland einen Schub bringen – zumindest sind die Weichen dafür gestellt. So hat die Große Koalition noch in den letzten Monaten ihrer gemeinsamen Regierungszeit eine Änderung des Grundgesetzes verabschiedet, die die Einrichtung eines bund- und länderübergreifenden Bürgerportals ermöglichen soll.
Die Nachfrage in der Bevölkerung nach mehr digitalen Verwaltungsleistungen ist jedenfalls da. In einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung PwC gaben 91 Prozent der befragten Bürger an, dass sie bereit wären, Verwaltungsvorgänge zukünftig online zu erledigen. Meist erhoffen sie sich davon eine Zeitersparnis.