Ernten geben Startschuss fürs Auswerten
Es ist ein früher Vormittag und Kerstin Bredow, von der Firma SAATZUCHT STEINACH GmbH & Co KG , sammelt die Parzellenmarkierungen ein – kleine Feldetiketten, auf denen die jeweilige Behandlung mit Plasma vermerkt worden ist.
Die Sonne scheint auf die Lupinenpflanzen der einzelnen Parzellen, die zum Versuchsfeld von PHYSICS FOR SEED TREATMENT gehören. In dem Leitprojekt wird Saatgut im Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. in Greifswald direkt oder indirekt mit Plasma behandelt. Ziel ist dabei, durch Plasma – als physikalische Methode – den Einsatz chemischer Verfahren wie das Beizen einzudämmen bzw. gar zu ersetzen.
Lupinenernte: Lieblingsaugenblicke auf dem Feld
Die Hülsen sind – kurz vor der Ernte – prall gefüllt und noch etwas feucht vom Morgentau. Jörg Lahrtz lenkt den Parzellenmähdrescher, mit dessen Hilfe die Lupinen gedroschen werden. Kerstin Bredow sitzt dabei neben ihm und verpackt die Lupinensamen pro Parzelle in kleine weiße Säcke. „Die Ernte ist ein schöner Moment“, sagt Kerstin Bredow und spricht von einem ihrer Lieblingsaugenblicke beim Lupinenanbau. Selbst die Blütezeit im Juni könne mit dem Anblick eines gereiften Lupinenfeldes nicht mithalten. Wenn gedroschen wird, sei das auch ein Lohn für die geleistete Arbeit: Vom Drillen um die Osterzeit bis hin zum regelmäßigen Bonitieren und letztlich der Beprobung. Allerdings müssen die Lupinen zunächst noch getrocknet werden.
Auch Gerste und Weizen wurden geerntet
Proben werden auch sowohl aus der Gersten- als auch aus der Weizenernte vom Projektpartner Saatzucht Bauer GmbH & Co.KG in der Nähe von Güstrow gezogen. Während die Gerste relativ zügig eingefahren werden konnte, mussten sich die Mitarbeitenden mit der Weizenernte gedulden. Denn nach bestem Sommerwetter folgten unbeständige Tage, sodass die Ernte des Weizens immer wieder verschoben werden musste. An die 3000 Parzellen verschiedener Getreidearbeiten sind bei Saatzucht Bauer in Westmecklenburg angebaut. Und rund 60 davon sind Weizenparzellen von PHYSICS FOR SEED TREATMENT, die nun gedroschen worden sind.
Ergebnisse der eingehenden Prüfung stehen noch aus
Jetzt gilt es, Lupine, Gerste und Weizen auszuwerten. Welche Effekte konnte die Plasmabehandlung erzielen? Leitprojektleiterin Nicola Wannicke vom INP in Greifswald zeigt sich erwartungsvoll: „In den vergangenen Forschungsjahren war es bei der Lupine schwierig gewesen, zu ermitteln, ob Plasma gegen die Pflanzenkrankheit Anthraknose – auch Brennfleckenkrankheit genannt – wirkt. Die äußeren Bedingungen waren sehr gut, sodass die Pflanzenkrankheit kaum aufgetreten war. In diesem Jahr haben wir natürlich infiziertes Saatgut von Gerste und Weizen verwendet und erhalten nun womöglich andere Ergebnisse“, stellt sie in Aussicht. Besonderes Interesse gilt außerdem dem Weizen und der Gerste. Die phytopathologische Auswertung der Pflanzenkrankheiten Gerstenflugbrand und Weizensteinbrand aus 2023 steht noch aus. Jetzt kommen weitere Daten aus 2024 hinzu, auch diese werden einer eingehenden Prüfung unterzogen. Die Vorzeichen stehen gut: „Im Labor konnte der Wirknachweis von Plasma bei den Erregern dieser Pflanzenkrankheiten erbracht werden“, sagt Dr. Nicola Wannicke.