Netz, Wirtschaft & Innovationskraft: Der Innovationsindex 2022
Welche Impulse werden durch den Netzausbau gesetzt?
Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich der Innovationsindex 2022 (IID.2022) von Prognos im Auftrag des Vodafone Instituts. Mithilfe des IID.2022 können die Auswirkungen des Netzausbaus auf die Wirtschafts- und Innovationskraft in Deutschland sowie in seinen 401 Städten und Kreisen zwischen den Jahren 2010 und 2019 beziffert werden. Hierfür nutzt der Index einen Hauptindex und drei Teilindices, die insbesondere die Bereiche Wirtschaft, Ideen und Arbeitskräfte in den Fokus stellen.
Mithilfe von Paneldatensätzen und einer Zeitenreihenanalyse wurde ein Regional- und Zeitvergleich angestrebt, welcher die tatsächliche Entwicklung der jeweiligen Region mit jener ohne Netzausbau vergleicht.
Durchschnittlich hat sich die Breitbandgeschwindigkeit zwischen 2010 und 2019 von 18 Mbit/s auf 85 Mbit/s erhöht. Die Effekte des Netzausbaus zeigen sich zeitverzögert zwei bis drei Jahre nach dem Ausbau.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Netzausbau ist ein zentraler Treiber für die Entwicklung von Wirtschafts- und Innovationskraft in Deutschland.
Ganz konkret: Welche Effekte hat der Netzausbau in Deutschland?
Wo Netzausbau für Wirtschaftswachstum sorgt
Im Schnitt sorgte der Netzausbau im betrachteten Zeitraum von 2010 bis 2019 für ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von jährlich 5 Mrd. Euro. Das ergibt einen Zuwachs des BIP von 4,6 Milliarden Euro pro 10 Mbit Breitbandausbau. Der Ausbau der Netzinfrastruktur stellt somit einen wichtigen Beitrag für langfristige Wertschöpfung und Wohlstand dar und ist ein wichtiger Standortfaktor.
Nicht nur das Bruttoinlandsprodukt profitiert von einem verbesserten Netz, sondern auch die Produktivität von Arbeitnehmer:innen steigt. Ohne den Ausbau des Netzes würden Erwerbstätige jährlich etwa 110 Euro weniger erwirtschaften, was einem Produktivitätswachstum von 7 % zwischen 2010 und 2019 entspricht. Dieses Wachstum ist alleinig auf den Netzausbau zurückzuführen.
Abgesehen vom absoluten Bruttoinlandsprodukt profitiert vor allem in ländlichen Regionen die Wirtschaftsstärke von einem Netzausbau. Dieser ermöglicht hier den Einsatz arbeitssparender Technologien, wie zum Beispiel internetbasierte Kommunikation, die eine erhöhte Produktivität bei gleichbleibendem Arbeitseinsatz ermöglichen. Die gesteigerte Produktivität in ländlichen Gebieten hat zudem einen positiven Effekt auf die Bruttolöhne der Arbeitnehmer:innen. Durch den Netzausbau wurden Neugründungen und damit einhergehend Gewerbeanmeldungen, besonders mit internetbasierten Geschäftsmodellen gefördert. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft aus.
Das absolute BIP profitierte dagegen besonders in wirtschaftsstarken und industriell geprägten städtischen Regionen vom Netzausbau. Vor allem in den Regionen Wolfsburg, Berlin, München und Hamburg sorgte der Netzausbau für eine stärkere Zunahme der jährlichen Wachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts, im Vergleich zum Wachstum ohne den Netzausbau.
Wo Netzausbau neue Ideen fördert
Des Weiteren beeinflusst der Netzausbau positiv die Veröffentlichung von wissensbasierten Ideen und Produkten. Dies spiegelt sich in den Publikationsaktivitäten von Universitäten sowie der Eintragung von Patenten wider. Auf den Netzausbau lassen sich knapp 1000 neue Patente in verschiedensten Branchen zurückführen.
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Vor allem im Umland innovativer Zentren wurde durch den Netzausbau ein gesteigerter Innovationsoutput nachgewiesen. Eine gute Netzinfrastruktur ist unabdingbar für neue technologiegetriebene Ideen und Produkte und erleichtert den Zugang zu Wissen und Kooperationen, was wiederum zu einer höheren Anzahl wissenschaftlicher Publikationen führt.
In ländlicheren Gebieten wurden knapp 510 zusätzliche Patente durch den gesteigerten Netzausbau im Beobachtungszeitraum angemeldet.
Patente, und damit einhergehend der Schutz neuer Forschungsergebnisse, sind ebenfalls ein Indikator für die Innovationstätigkeit einer Region. Die größten Effekte in diesem Bereich wurden in kleinen, aber überdurchschnittlich innovativen Städten wie Jena und Göttingen nachgewiesen.
Wo Netzausbau den Arbeitsmarkt anregt
Neben den Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Entwicklung von Ideen, beeinflusst der Netzausbau auch den Arbeitsmarkt positiv. So können 4.100 jährlich neu geschaffene Stellen im Bereich der Forschung und Entwicklung auf den Netzausbau zurückgeführt werden. Der Index zeigt, dass Unternehmen in Regionen mit einer besonders verbesserten Netzinfrastruktur eine höhere Bereitschaft haben, Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung zu schaffen. Demzufolge ist der Netzausbau eine bedeutende Voraussetzung für die Ausrichtung von Unternehmen auf innovative Entwicklungen.
Hochqualifizierte Arbeitskräfte wie Akademiker:innen, sind weiterhin vor allem in Universitätsstädten und wirtschaftsstarken Zentren, besonders in bayerischen Städten, ansässig. Auf Beschäftigte in Forschung und Entwicklung hat der Netzausbau an bereits forschungs- und innovationsstarken Standorten wie Wolfsburg und Ingolstadt den größten Effekt. Wie auch bei den Hochqualifizierten besteht hier ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Durch schnelleres Netz stehen den Beschäftigten alternative Arbeitsformen wie bspw. Homeoffice zur Verfügung.
In Regionen mit einem starken Netzausbau konnte im Beobachtungszeitraum zudem ein Zuwachs an Studierenden festgestellt werden. Wie auch Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt werden ihnen durch den Netzausbau alternative Arbeitsweisen ermöglicht. In Jena, Passau und Erlangen konnten die größten Effekte beobachtet werden. Jedoch profitieren nicht nur städtische Hochschulstandorte, auch solche in ländlicheren Regionen konnten von gesteigertem Netzausbau profitieren und mehr Studierende anziehen.
Der Netzausbau macht Regionen somit attraktiver für alle drei relevanten Personengruppen, Hochqualifizierte, Personal aus Forschung und Entwicklung und Studierende und trägt positiv zur Innovationsstärke Deutschlands bei.
Fazit & Zukunftsausblick
Der Innovationsindex 2022 zeigt deutlich die bedeutsame Rolle des Netzausbaus für die gesellschaftliche Entwicklung und Wohlstand. Auch wenn die Effekte des Netzausbau noch nicht vollständig messbar sind, schafft er die grundlegenden Voraussetzungen für innovative Produkte und Ideen. Die enorme Steigerung des Netzausbaus in den Jahren 2018-2021 mit einer Verachtfachung der Breitbandverfügbarkeit im Vergleich zum Jahr 2017 weist auf noch stärkere Innovationseffekte in der Zukunft hin. So wird durch den verstärkten Netzausbau in den kommenden Jahren mit einer Verdreifachung der Innovationswirkung aufgrund des Netzausbau gerechnet
Besonders profitieren werden Regionen mit einer leistungsstarken Wirtschafts- und Innovationsstruktur und einer überproportional verbesserten Netzinfrastruktur wie beispielsweise Mannheim, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln und Bochum. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Netzausbau liegt in diesen Städten bei 170 %. Die verbesserte Netzinfrastruktur in Kombination mit den äußerst leistungsstarken örtlichen Wirtschaftsstrukturen schafft optimale Voraussetzungen für eine bestmögliche Ausschöpfung des Innovationspotenzials durch den Netzausbau.