Studium bei der BA, und dann?
„Der Weg in meinen aktuellen Beruf war kein gradliniger.“
Ich bin Anneke Siebert, 37 Jahre jung und ein echtes Nordlicht, das es nach Südhessen verschlagen hat. Ein Heimatbesuch gleicht bei mir fast einer Urlaubsreise an die Küste und an Handkäs mit Musik habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt, sondern bevorzuge noch immer Fisch.
Der Weg in meinen aktuellen Beruf war kein gradliniger. Nach einem Erststudium der Mathematik und Physik und einem privaten Schicksalsschlag nahm ich im Jahr 2012 an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (kurz: HdBA) das Bachelor-Studium „Beschäftigungsorientierte Beratung und Fallmanagement“ auf (Anm.: heute heißen unsere beiden Studiengänge „Arbeitsmarktmanagement“ und „Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung“) und startete nochmal neu in die Berufswelt. Ich habe das Studium in der Hochschule als wahre Bereicherung empfunden. Ein Glücksgriff für mich!
Der gesetzliche Auftrag der BA hat mich überzeugt. Der Studiengang: Eine gelungene Kombination aus Praxis und Theorie, die genau zu meiner breitgefächerten Interessenspalette passte: Recht, VWL, BWL, Soziologie, Psychologie, Pädagogik und Beratungswissenschaften – das hat mich abgeholt, bereichert und mein persönliches Wachstum gefördert.
Im Anschluss an mein Studium arbeitete ich als Berufsberaterin in Frankfurt. In 2016 trieb mich der Wunsch nach strategischem und konzeptionellem Arbeiten in die Zentrale der BA, nach Nürnberg in den Bereich „Medienmanagement – Bildung und Beruf“. Hier habe ich an der Weiterentwicklung von Produkten wie zum Beispiel studienwahl.de mitgewirkt und eigenständig ein Digitalisierungsprojekt verantwortet. Nach erfolgreicher Projektumsetzung bin ich nach Hessen zurückgekommen.
„Wir haben den Anspruch, den Transformationsprozess der Arbeitswelt aktiv zu gestalten.“
Bevor ich mich für die BA als Arbeitgeberin entschied, war ich mit einer Menge Vorurteilen gegenüber Behörden ausgestattet. In der Realität haben sich einige wenige bestätigt, andere haben sich sogar als genaues Gegenteil herausgestellt. Ich ging zum Beispiel davon aus, dass eine Behörde ein starrer Apparat ist und man jahrelang immer dasselbe arbeitet und sich kaum etwas ändert – das ist ganz anders:
Es gibt ein wirklich breit gefächertes Spektrum an Aufgaben- und Tätigkeitsfeldern, was ich nie für möglich gehalten hätte. Als jahrgangsbeste Studienabsolventin konnte ich an dem BA-eigenen Absolventenförderprogramm teilnehmen. Dies war eine ganz tolle Gelegenheit mich, meine Interessen und Potentiale zu reflektieren und ein hilfreiches Netzwerk zu knüpfen.
Schlagworte wie "Lebenslanges Lernen“, „Digitalisierung“ und „Arbeitswelt 4.0“ sind keine Worthülsen, sondern ständige Begleiter unseres Arbeitsumfeldes. Wir haben den Anspruch, den Transformationsprozess der Arbeitswelt aktiv zu gestalten. Um diesem gerecht zu werden, verändert sich die BA kontinuierlich und entwickelt sich stetig strategisch, geschäftspolitisch und kulturell weiter. Hierbei sind regelmäßige und systematische Lernprozesse sehr wichtig.
Aus der Motivation heraus, einen aktiven Beitrag zu diesem Wandel leisten zu können, habe ich später noch ein berufsbegleitendes Masterstudium „Personal- und Organisationsentwicklung“ aufgenommen. Dabei wurde ich von der BA durch eine Mitfinanzierung des Studiums unterstützt.
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Vor mir liegt nun der letzte Schritt: die Masterthesis, die ich hoffentlich im ersten Halbjahr 2023 erfolgreich abschließen werde. Das Studium hingegen hat mich bereits schon heute in so mancher beruflichen Situation gewinnbringend unterstützt.
„Meine aktuelle Tätigkeit ist ein bunter Strauß an Themen.“
Bevor ich zu meiner jetzigen Tätigkeit gekommen bin, durfte ich noch an zwei wirklich spannenden Projekten mitarbeiten: 2018 habe ich die Geschäftsführung der Agentur Gießen bei der Einführung eines Innovationsprozesses unterstützt und 2019 dann die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur Hanau beim Projektstart zur Gründung einer neuen gemeinsamen Einrichtung, einem Jobcenter. Spannend fand ich dabei auch das Netzwerk der BA mit der Kommune, dem Land und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Meinen aktuellen Job in wenigen, griffigen Worten zu beschreiben, ist gar nicht so leicht. Der Titel lautet: „Leitung Stab der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen“.
Für diesen Artikel fragte ich mir nahstehende Kolleginnen und Kollegen, wie Sie diese Frage beantworten würden. Die Antworten waren so bunt und vielfältig, wie ich mein Jobprofil auch tatsächlich selbst empfinde. Ich sei „die rechte Hand der Geschäftsleitung“, „Prozessmanagerin und zugleich Beraterin von Fach- und Führungskräften“, sowas wie die „Referentin der Geschäftsleitung“ oder gar deren „ausgelagertes Gedächtnis“. Ich sei ein Themenmagnet für alle Dinge, die noch keine festen Zuständigkeiten haben, eine Mittlerin zwischen Steuerung und Fachlichkeit oder sogar hauptberufliche Netzwerkerin und Strategin.
Mir gefielen die Antworten, denn in jeder steckt ein Stückchen meines abwechslungsreichen Berufsalltages. Ich persönlich mag die Abstraktionsebene meiner Tätigkeit, die Komplexität des Arbeitsumfeldes und den ganzheitlichen Blick, den ich auf die Organisation erhalte.
„Der Berufseinstieg ist kein Festlegen für immer, sondern der Beginn einer beruflichen Selbstfindung.“
Wohin meine berufliche Reise noch hingehen wird? Ganz ehrlich - das weiß ich nicht. Ich habe auch keinen Masterplan in der Tasche. Ich persönlich bin ein Mensch, für den ein hoher Anteil von Routinen hemmend ist. Ich liebe es, kognitiv gefordert zu sein und gemeinsam mit Menschen gestalten zu können.
Vielleicht kann man behaupten: Wenn man Aufgaben erfüllt, die den eigenen Stärken und Interessen entsprechen, man sich ab und zu auch mal außerhalb der Komfortzone bewegt, ist das für die eigene Zufriedenheit sowie das Wachstum des Selbst und der Organisation die größte Triebfeder.
Jungen Menschen vor einer Berufswahlentscheidung kann ich nur Folgendes mitgeben: Macht das, was Euch interessiert und wozu ihr auch die richtigen Stärken mitbringt. Versteht Euren Berufseinstieg nicht als Festlegung für immer, sondern als Beginn einer beruflichen Selbstfindung.