Apples riskanter Plan:
Eigene Modems statt Qualcomm-Chips

Apple bereitet sich darauf vor, einen bedeutenden tech­no­logi­sch­en Wandel einzuleiten: Das Unternehmen plant, die bisher von Qual­comm bezogenen Mobilfunk-Chips durch eigene Entwicklungen zu er­setz­en.
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Milliardeninvestition mit ungewissem Ausgang

Johny Srouji, der Leiter von Apples Hardware-Technologie-Gruppe, betonte in einem Interview mit CNBC im vergangenen Jahr, dass das Unternehmen nur dann eigene Komponenten entwickeln wird, wenn dadurch ein echter Mehrwert für die Produkte entsteht.

Im Fall der Mobilfunkmodems scheint dies zunächst nicht der Fall zu sein. Qual­comms Modems gelten als Spitzenprodukte und sind in der Branche etabliert. Es ist daher fraglich, ob Apple diese Technologie kurzfristig verbessern kann. Trotz dieser Herausforderungen scheint Apple nun erhebliche Ressourcen in die Ent­wick­lung eigener Modems zu investieren, wie Bloombergs Mark Gurman berichtet.

Das Unternehmen setzt dabei Milliarden von Dollar, tausende Ingenieure und Millionen von Arbeitsstunden ein. Der unmittelbare Nutzen für die Verbraucher dürfte jedoch begrenzt sein, da sich die Leistung der Geräte zunächst kaum verändern wird.

Langfristige Strategie und potenzielle Vorteile

Apples Strategie zielt auf langfristige Vorteile ab:

  • Kosteneinsparungen: Apple könnte die Lizenzgebühren an Qualcomm reduzieren, auch wenn einige Zahlungen aufgrund von Patenten weiterhin fällig sein werden.
  • Integration: Langfristig plant Apple, das Modem in einen neuen Wireless-Chip zu integrieren, der auch Wi-Fi und Bluetooth umfasst. Dies könnte zu verbesserter Zuverlässigkeit und Akkulaufzeit führen.
  • Designfreiheit: Die Entwicklung eigener Modems könnte Apple mehr Spielraum bei der Gestaltung zukünftiger iPhones geben, indem Platz im Gehäuse eingespart wird.

Der Wechsel zu eigenen Modems birgt auch Risiken. Apple hat in der Ver­gangen­heit bereits Rückschläge erlebt, darunter Probleme mit Leistung und Überhitzung. Eine fehlerhafte Implementierung könnte zu einem PR-Desaster führen, ähnlich wie beim "Antennagate" des iPhone 4.

Gurman weist darauf hin, dass die Entwicklung eines Modems "extrem schwierig" sei, wie selbst Srouji eingeräumt habe. Die Komplexität der globalen Netzwerke und die Notwendigkeit umfangreicher Tests in verschiedenen Umgebungen machen die Aufgabe besonders anspruchsvoll.

Zukunftsaussichten und Zeitplan

Experten gingen ursprünglich davon aus, dass Apple die Umstellung auf eigene Modems frühestens im nächsten Jahr beginnen würde. Allerdings hat sich dieser Zeitplan deutlich nach hinten verschoben.

Wie wir bereits im Februar 2024 berichteten, hat Apple seinen Liefervertrag mit Qualcomm bis März 2027 verlängert. Dies deutet darauf hin, dass die Entwicklung eigener Modems langsamer voranschreitet als erwartet.

Qualcomm-Chef Christiano Amon bestätigte in einer Geschäfts­zahlen­bekannt­gabe, dass Apple von seiner Option Gebrauch gemacht hat, das bestehende Patent-Lizenzabkommen für zwei weitere Jahre zu verlängern. Dies bedeutet, dass Qualcomm noch bis mindestens März 2027 seine Modem-Technologien an Apple liefern wird.

Interessanterweise plant Apple laut Gurman, sein Modem-Design langfristig in einen neuen Wireless-Chip zu integrieren, der auch Wi-Fi und Bluetooth-Funktionen übernimmt. Dies könnte zu einer verbesserten Zuverlässigkeit und Akkulaufzeit führen.

Noch weiter in der Zukunft liegt die Möglichkeit, all diese Funktionen in den Hauptprozessor (SoC) des Geräts zu integrieren, was weitere Kosteneinsparungen und Designoptionen eröffnen könnte.

Die Ankündigung von Apples Plänen hat bereits Auswirkungen auf den Markt. Einige Analysten, darunter Wolfe Research, haben Qualcomms Aktien her­ab­ge­stuft. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich Apples eigene Modem-Entwicklung auf die Unternehmensfinanzen und die Produktleistung auswirken wird.


Herausforderungen in der Entwicklung

Ein Bericht des Wall Street Journal vom September 2023 gibt Einblicke in die Schwierigkeiten, mit denen Apple bei der Entwicklung eigener Modems konfrontiert ist (wir berichteten). Trotz der Übernahme von Intels Modem-Ent­wicklungs­ab­teil­ung und tausenden erfahrenen Ingenieuren erwies sich die Aufgabe als komplexer als erwartet.

Die Entwicklung eines 5G-Modems, das auch mit den unzähligen 2G-, 3G- und 4G-Mobilfunkfrequenzen weltweit kompatibel ist, stellte sich als große Herausforderung dar. Unrealistische Ziele und Fristen sowie Managementprobleme bei der Koordination globaler Entwicklungsteams verschärften die Situation.

Besonders alarmierend war die Erkenntnis, dass Apples Prototyp-Chips im letzten Jahr getestet wurden und dabei langsam waren und "im Wesentlichen drei Jahre hinter dem besten Modem-Chip von Qualcomm" zurücklagen.


Fazit und Ausblick

Für die Verbraucher bleibt zu hoffen, dass der Übergang, wenn er schließlich stattfindet, reibungslos verläuft und die meisten Nutzer den Wechsel gar nicht bemerken. Der wahre Wert dieser Strategie wird sich vermutlich erst in einigen Jahren zeigen, wenn Apple das volle Potenzial seiner eigenen Modem-Technologie ausschöpfen kann.

Gurmans Analyse legt nahe, dass Apple mit diesem Schritt langfristig plant und bereit ist, kurzfristige Herausforderungen für potenzielle zukünftige Vorteile in Kauf zu nehmen. Die wiederholten Verzögerungen und die Verlängerung des Vertrags mit Qualcomm zeigen jedoch, dass der Weg zu eigenen Modems steiniger ist als ursprünglich angenommen.

Was haltet ihr von Apples Strategie, eigene Mobilfunkmodems zu entwickeln? Seht ihr darin eher Chancen oder Risiken für zukünftige iPhones? Teilt eure Gedanken und Erwartungen in den Kommentaren!

Zusammenfassung
  • Apple plant, Qualcomm-Chips durch eigene zu ersetzen
  • Zweifel an kurzfristiger Überlegenheit zu Qualcomm
  • Apple investiert Milliarden in eigene Modems
  • Langfristige Vorteile wie Kosteneinsparungen erwartet
  • Risiken umfassen Leistungsprobleme und PR-Schwierigkeiten
  • Entwicklung eigener Modems laut Experten extrem schwierig
  • Vertrag mit Qualcomm bis mindestens März 2027 verlängert
  • Apples Prototypen laut Berichten drei Jahre hinter Qualcomm

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