24 Orte für 2024

Exotische, inspirierende und einfach schöne Reiseziele für das kommende Jahr

– Teil 2 –

12. Dezember 2023

SYRAKUS

Die wohl schönste Stadt Siziliens lockt mit einzigartiger Geschichte, besten Sandwiches und aromatischsten Tomaten. 

In Syrakus kann man auch wunderbar in Stadtnähe am Strand abhängen.
In Syrakus kann man auch wunderbar in Stadtnähe am Strand abhängen. Foto: Patrick Zachmann / Magnum Photos / Agentur Focus

Text: LAURA WURTH

Bei der sizilianischen Stadt Syrakus handelt es sich um eine Badestadt; auch wenn es keinen Strand gibt. Jedes Jahr werden Badeplattformen aufgebaut, die sich – wie ein sich beständig verändernder Organismus – über den Sommer immer weiterentwickeln, mal ab- und aufgebaut werden. Je nach Strömung und Wetterlage. Auf der Halbinsel Ortygia befindet sich das historische Zentrum. Alle sind sie da gewesen: Platon, Archimedes, Aischylos. Von der griechischen Geschichte zeugt eine der größten Ansammlungen von Grabkammern aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. In dem dazugehörigen Museum sind Grabfresken zu sehen, die eigentlich Vorlagen für besonders süße Stofftiere sein könnten. In Syrakus findet man auch die älteste noch erhaltene Mikwe ganz Europas. Eigentlich wollte man nur ein Hotel renovieren, als man auf das rituelle jüdische Bad stieß. Seitdem kann man es für fünf Euro, wenn man von der Hotellobby scharf abbiegt und viele steile Stufen hinabsteigt, besichtigen. Es ist eines der beeindruckendsten Überbleibsel der Geschichte der Stadt. Die Mikwe stammt aus dem 6. Jahrhundert, und erst 1492, als die Juden der Stadt durch die spanische Inquisition vertrieben wurden, verließ man die Stadt.Fast 500 Jahre gab es kein jüdisches Leben in Syrakus, doch das ändert sich gerade langsam. Die ersten Konvertiten traten bereits in der Mikwe in die jüdische Gemeinschaft ein. Syrakus ist ohne Zweifel eine der schönsten Städte Siziliens. Und es kann ja sowieso rein gar nichts schiefgehen, wenn man an einem Ort ist, an dem Brioche mit Eiscreme als ordentliches Frühstück gilt. Dazu ein Kaffee, und der Blutzucker pumpt einen angenehm und angemessen aufgekratzt durch den gesamten Tag. Wenn einen später dennoch der Hunger packt, bewegt man sich am besten zum Markt. Dort wird einem vor den eigenen Augen in rasender Geschwindigkeit ein Sandwich, mit allem, was man hinter einer riesigen Antipasti-Theke finden kann, zubereitet. Dabei wird man angefeuert und beraten gleichermaßen von allen anderen, die hinter einem in der Reihe stehen und auf ein solches Sandwich warten. Das Surren dieses Marktes ist wuseliger und freundlicher als anderswo. Wenn das Gras woanders immer grüner ist, dann sind in Syrakus die Tomaten aromatischer, die Pfirsiche größer und die Meeresfrüchte reichhaltiger vorhanden. All das kann man beobachten, während man sich durch eine freundliche Masse an einkaufenden und essenden Menschen schiebt. Zum Verzehr dieses Sandwiches geht man am besten wieder auf die Badeplattform und betrachtet das Meer und die langsam in andere Zeitzonen rückende Sonne.  

Eine Geschichte aus der aktuellen Ausgabe des Magazins der F.A.Z. „Frankfurter Allgemeine Quarterly“

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