Der 1974 in der albanischen Hauptstadt Tirana geborene Künstler Anri Sala hat das ikonische Werk schlechthin zur Transition des Ostblocks in die „neue Zeit“ geschaffen. In seinem Video „Time After Time“ von 2003 passierte nicht viel mehr, als dass nächtens Lastwagen und teils neue Westautos ein stoisch an der Betonbande einer Straße am Rand von Tirana stehendes Pferd passieren, das dabei jeweils – vielleicht aus Trotz, vielleicht zur Verteidigung – seinen hinteren Huf hebt. Im aufblitzenden Kegel der Scheinwerfer sind die Rippen des Tieres einzeln zu zählen, es ist stark abgemagert, die Mähne ist zerzaust. Bis in die Neunziger war das Pferd in Albanien in der Landwirtschaft und als Transportmittel unverzichtbar, Traktoren oder Lkw waren für die meisten Bauern unerschwinglich. Nun ist der treue Gefährte ausgemustert, wörtlich an den Rand gedrängt. Die neue Zeit rast achtlos an dem quijotesken Klepper als Monument einer überkommenen Epoche vorüber. Zugleich war „Time After Time“ eine schwarzhumorige Reprise auf die pathetischen Reiterdenkmäler der Vergangenheit, die mitsamt der Bronzebüsten und Statuen alter Heroen nicht nur während des albanischen Systemwechsels auf den Müllhaufen der Geschichte befördert wurden.