Kino :
Der Atem, die Felsen

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Valeria Golino als Grazia in „Lampedusa”

Emanuele Crialeses „Lampedusa“ ist ein schöner, aber nicht ganz genauer Film, der die Insel seines Titels auf die Landkarte der Kinematographie setzt und Valeria Golino ein Comeback beschert.

Der deutsche Verleih hat etwas gutgemacht an diesem Film, indem er ihn "Lampedusa" nannte. Dadurch erinnert die Geschichte, die Emanuele Crialese auf einem öden Felseneiland vor der sizilianischen Küste spielen läßt, noch mehr an jene andere Geschichte, die Roberto Rossellini mit Ingrid Bergman vor mehr als fünfzig Jahren auf einem anderen öden Eiland vor Sizilien inszeniert hat, an "Stromboli" von 1949.

Es geht, wie bei Rossellini, um eine schöne und einsame Frau, die sich unter den Einheimischen fremd fühlt; aber nicht, weil Grazia (Valeria Golino) nicht hier geboren wäre, sondern weil sie innerlich nicht dazugehört. Die Krämpfe und depressiven Schübe, in die Grazia von Zeit zu Zeit verfällt, sind nur die Außenseite einer tiefen Andersartigkeit, für die Crialese leider kein wirklich überzeugendes Bild findet.

Starke Kontraste

So überläßt er sich den Reizen der Örtlichkeit, dem Licht, den Farben des Südens und der Ausstrahlung der vielen Laiendarsteller, die er auf den Straßen der Insel gefunden hat. Hier hat "Lampedusa" seine stärksten Momente, die fast immer von starken Kontrasten leben: Fischer, die mit ihrem ärmlichen Fang in den Hafen zurückkehren, und ausländische Touristen, die zu einer Segeltour auslaufen; die Tristesse zerbröckelnder Bauruinen und die Wildheit der Dorfjungen, die zwischen den Mauern spielen und einander jagen; die Einsamkeit einer Felsenhöhle über dem Meer und das Gewimmel der Menschen am Strand beim Fest von San Bartolo; brennende Scheiterhaufen und nächtliche Fluten, Feuer und Wasser, Tod und Wiedergeburt.

Wie damals bei Rossellini entzieht sich auch bei Crialese die Heldin ihrem Schicksal durch Flucht, aber weil Grazia die Kinder, die Ingrid Bergman ihrem italienischen Ehemann erst gebären sollte, schon fast großgezogen hat, verschiebt sich auch das Schwergewicht der Geschichte, sie wird vom Liebes- zum Familiendrama und verliert dadurch ein Stück ihrer tragischen Schärfe.

"Lampedusa", der auf italienisch "Respiro" heißt, "Der Atem", ist ein schöner, aber kein ganz genauer Film, mehr eine Übung in zeitgemäßer Italianità als ein packendes Drama, doch für die Insel, auf der er entstand und die bisher nur als Nachname des Autors des von Visconti verfilmten "Leoparden" bekannt war, markiert er einen historischen Einschnitt: Er setzt sie auf die Landkarte der Kinematographie. Und auch Valeria Golino, die seit "Rain Man" viel zu selten auf der Leinwand zu sehen war, ist durch "Lampedusa" (und "Frida") endlich wieder im Kino präsent - diesmal hoffentlich für länger.

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