Sozialliberales Labor :
Mehr Frankfurt wagen

Von Daniel Damler
Lesezeit: 7 Min.
Rund statt eckig: Wohnsiedlung in der Frankfurter Römerstadt unter Stadtbaurat Ernst May 1927-29
Mit der Wahl Ludwig Landmanns zum Oberbürgermeister vor einhundert Jahren verwandelte sich die Mainmetropole in ein sozialliberales Labor der Moderne, das weltweit für Aufsehen sorgte.
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Manchmal können zweieinhalb Jahre eine Ewigkeit sein: Als im Dezember 2021 SPD, FDP und Grüne ihr Regierungsbündnis besiegelten, stand die hoffnungsfrohe Frage im Raum, ob ein sozialliberaler „dritter Weg“ die Republik aus der Stagnation führen könne. Zu verhaltenem Optimismus Anlass gab das dem Koalitionsvertrag vorangestellte Motto „Mehr Fortschritt wagen“. Wenn es sich auch nur um politische Reklame handelt, so ist doch bemerkenswert, dass die Koalitionäre den Mut aufbrachten, für ihr gemeinsames Projekt mit einem in der kritischen Öffentlichkeit unrettbar diskreditierten Slogan zu werben. „Fortschritt“ galt bis dahin unter den politischen Parolen als eine Art lebende Mumie, ein geradezu toxischer Begriff, den man besser nicht ohne Anführungszeichen verwendete, ein Synonym für blinde Wirtschafts- und Technikgläubigkeit.

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