
Die Nacht, als Dresden brannte
Die Literatur hat immer wieder versucht, das Grauen der Bombennacht in Worte zu fassen. Eine großartige Ausstellung erzählt nun von der epochalen Spur, die das Inferno hinterlassen hat.
Die Literatur hat immer wieder versucht, das Grauen der Bombennacht in Worte zu fassen. Eine großartige Ausstellung erzählt nun von der epochalen Spur, die das Inferno hinterlassen hat.
Wie versteht man diese Gedichte? Und: Kann man Gedichte auch kochen und essen? Friederike Mayröckers wundersames lyrisches Tagebuch „dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif“.
Jonathan Trouern-Trend war als Soldat im Irak stationiert und hat ein Buch über Vögel geschrieben, das nun auch bei uns erschienen ist. Wie Ernst Jünger und Franz Kafka vor ihm erfuhr er, warum der Krieg zur Tierbeobachtung führt.
Fünfzig Schriftstellerstimmen zum Jahrestag des Mauerfalls. Der irritierende Befund: Der historische Moment war schon vielen Zeitgenossen entrückt. Die Ignoranz der Westdeutschen verstört die Bestseller-Autorin Julia Franck.
Ich will nie wieder beim Lyrikjahrbuch mitmachen", so lautet Oswald Eggers Mantra für das Jahrbuch der Lyrik 2008. Er wiederholt es vierundzwanzigmal, in vierundzwanzig Versen. Die sture Selbstbeschwörung drückt das ganze Dilemma des Lyrikjahrbuchs aus: alle Jahre wieder das gleiche Zeremoniell, ...
Seit einiger Zeit werden nicht nur die Städte durch Füchse und Wildschweine kreatürlich bereichert. Auch der deutschen Literatur laufen in diesen Monaten ungewöhnlich viele Tiere zu. Marcel Beyer hat den großen Roman der Ornithologie vorgelegt ("Kaltenburg"), Gerhard Falkner sich novellistisch auf die Spur des Bären Bruno gesetzt.
Wer - wie Gerhard Falkner im Jahre 2006 - mit dem Spycher-Literaturpreis ausgezeichnet wird, darf zehn Monate lang in Chalets und Patrizierwohnungen im schweizerischen Leuk wohnen; Geld gibt es aber nur, wenn der Künstler auch wirklich erscheint. Dass man sich den Preis sozusagen zweimal verdienen ...
Der Deutsche Buchpreis ist mehr als der Versuch, den besten Roman des Jahres zu bestimmen. Er ist vor allem ein Spiel, ein Marketing- und Literaturbetriebsspiel mit Fiktionen und um Fiktionen. Wie auch der engste Kreis der Kandidaten zeigt.
Martin Walser, Peter Handke, Dietmar Dath, Karen Duve, Ingo Schulze, Marcel Beyer, Feridun Zaimoglu: Zahlreiche prominente Schriftsteller stehen auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2008, die heute veröffentlicht wurde.
Ein Vogel schlüpft aus einem Ei und blickt ins Leben. „Was willst Du in unserer Welt?“, hat der Erzähler in Kafkas Erzählung Lust zu fragen. Doch dann schließt er mit dem Vogel einen Pakt. Eine Interpretation von Marcel Beyer.
Ein großer Erfolg war das Frankfurter Festival „LiteraTurm“, das nun zu Ende ging. Fünf Tage lang widmete es sich dem Verhältnis von Geschichte und Literatur.
Das Hildesheimer Prosanova-Festival schafft in Werkshallen ein vibrierendes Kulturzentrum und bietet jungen Autoren die Geborgenheit eines großen Kollektivs. Das wäre schön und gut, meint Oliver Jungen, wenn nur nicht die Reflexion der Autoren aufs eigene Schaffen so dürftig ausfiele.
In Marcel Beyers Roman „Kaltenburg“ sind die Protagonisten Wissenschaftler: Zur Zeit arbeitet der Autor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Was interessiert den Dichter an der Forschung?
Namen sind in der Dichtung alles andere als Schall und Rauch. Marcel Beyer zitierte in seiner Münchner Rede zur Poesie im Lyrik-Kabinett einst einen Vers Ossip Mandelstams - "Dreimal selig, wer einen Namen einführt ins Lied!" - um anschließend die Assoziationskraft von Namen zu belegen. Lutz Seiler ...
Marcel Beyer macht Vogelkunde zur zeitgeschichtlichen Disziplin, Albert Ostermaier untersucht die Sprengkraft der Zweisamkeit, Silvia Bovenschen spielt Verstecken, Alister McGrath weiß, warum der Atheismus unsere Kultur verflacht: eine Auswahl von Rezensionen aus unserer Beilage zur Leipziger Buchmesse.
So raffiniert und effektvoll, so bescheiden im Hintergrund bleibend, um dann am Ende mit nur einem Wort, einer einzigen Silbe aufzutrumpfen - so virtuos wie der Ornithologe und Tierpräparator Hermann Funk hat sich schon lange kein Erzähler mehr eingeführt. Marcel Beyer bereitet ihm gleich zu Beginn ...
Urformen der Angst: Marcel Beyers „Kaltenburg“ bündelt das zwanzigste Jahrhundert in einem Dresdner Forscherleben. Es ist die meisterliche Vergegenwärtigung von Zeitgeschichte mit den Mitteln des Romans.
"Dort in der Dunkelheit des Kehlkopfs: Das ist deine eigene Geschichte, die du nicht entziffern kannst", hieß es 1995 in Marcel Beyers Roman "Flughunde". Den eigenen Entzifferungswahn heizte das nur an. "Flughunde" war ein Buch, das man glaubte, gar nicht oft genug lesen zu können, da man immer noch ...
„Ich lebe ich schreibe“, heißt es in Friederike Mayröckers Erzählung „mein Herz mein Zimmer mein Name“. Ohne Punkt oder Komma voneinander getrennt, sind Leben und Schreiben bei ihr eins geworden, und es hat sich längst ein ganzer Mythos gebildet um diese mayröckersche Schreibexistenz im undurchdringlichen Wohnungswirrwarr zwischen Büchern und Zetteln.
Die dänische Dichterin Inger Christensen ist im Schauspiel Frankfurt mit dem Siegfried-Unseld-Preis ausgezeichnet worden. Das ist vollkommen richtig, findet Durs Grünbein.
Niemand verfügt über größere Mittel zur Literaturförderung als der Deutsche Literaturfonds. Jetzt droht der einflußreichen Institution ein Skandal. Es geht um die Sondernummer einer Zeitschrift.
Marcel Beyer ist vor allem von der Figur des Fuchses fasziniert, wenn er sein Lieblingsmärchen vom „Goldenen Vogel“ liest. Denn dieser ist von einer menschlichen Regung getrieben und mehr als nur ein Gehilfe.
Natürlich fällt es leicht, darüber herzuziehen. Was sollten aufgeklärte Zeitgenossen auch anderes als Spott und Tadel dafür aufbringen, daß ein offensichtlich sprachbegabter Dichter seine Kunst an Kinderkram verschwendet und von Elfen, Drachen, indischen Brahmanen, Naturidyllen oder Geistertänzen schreibt? ...
In Thor Kunkels Roman "Endstufe" erscheint das Dritte Reich schon auf den ersten Seiten als Geschmacksfrage, als Lifestyle-Phänomen, als große Sause für die happy few, denen die Frage der passenden Schuhcreme für "Reitstiefel aus chromgegerbtem Rindsleder" wichtiger ist als der ferne Schlachtenlärm an der Peripherie.
Der engagierte Literaturkritiker möchte nicht nur die Leser erreichen, er sorgt auch bereitwillig für Vorschläge, den Schriftstellern Arbeit zu verschaffen. Da wird dann der große Roman über die Wiedervereinigung, den Luftkrieg oder den Zerfall Jugoslawiens gefordert. Marcel Beyers Romane "Flughunde" ...
Dieser Sommer wird ein Gedicht. Wer in diesen schwülen Tagen die S-Bahn benutzt, der kann es schwerlich übersehen. Die Literaturhäuser bringen wieder landesweit Texte zeitgenössischer Lyriker auf Litfaßsäulen und Plakatwände; zwischen Wetterbericht und Brautwerbung lassen die sogenannten Infoscreens ...
Der mit 10.000 Euro dotierte Hölderlin-Preis 2003 von Stadt und Universität Tübingen wird dem Schriftsteller und Dichter Marcel Beyer für dessen episches und lyrisches Gesamtwerk verliehen.
Wer soll das lesen, bitte? Ein Buch über die Sprache. Ein Buch über die Suche nach einer neuen Sprache, neuen Wörtern, einer neuen Form der Weltwahrnehmung, einer neuen Form der Weltwiedergabe. Ein Buch, das auf mehr als dreihundert Seiten immer und immer wieder das Werkzeug seines Verfassers zum Thema macht.
In seinem neuen Gedichtband unternimmt Thomas Kling "Sondagen" als Grabungen im topographischen wie sprachlichen Gelände.
Am Anfang aller Poesie steht der Zauber, als Sprach- und Schrift-Magie in einem ganz wörtlichen Sinn. Hinter dem althochdeutschen zaubar nämlich verbirgt sich etymologisch der angelsächsische téafor, der Farbstoff, der die Runenzeichen im Stein sichtbar macht. Mit der blutrot gefärbten Geheimschrift, mit ...
„Den Gestank von Ground Zero kennen sie nur vom Hörensagen“ - Schriftsteller und ihre Reaktionen nach den Terroranschlägen.
Am Beginn steht ein kleines, aber kein unbeschriebenes Blatt: "Es darf kein großes Blatt sein, sonst wird zuviel erwartet; auch soll es lieber nicht weiß sein: es verlangt, voll beschrieben zu werden, und gerade das erscheint mir am Anfang immer unerreichbar." Ein Zimmer, eine Schreibmaschine, Papier, ...
Wer Marcel Beyers zweiten Gedichtband aufschlägt, betritt eine dunkle Gegend. Sie ähnelt dem sarmatischen "Schattenland", das Johannes Bobrowski vor vierzig Jahren beschworen hat, und wie dieses ist es halb geographisch und historisch, halb mythisch bestimmt: ein ostwestliches Gelände zwischen Elbe und Narva, zwischen Böhmerwald, Tallinn und Krim, zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Jetztzeit.
Es ist meisterhaft, wie Marcel Beyer das schafft: Einen Roman über einen bizarren Geräuschesammler im Dritten Reich zu schreiben und gleichzeitig ein unglaublich aktuelles Buch, das selbst ein Begleitgeräusch der Gegenwart ist. Auch wenn die heutige Zeit nur kurz aufzutauchen scheint: als man ein vergessenes Schallarchiv findet.
Marcel Beyer spioniert in fremden Alben · Von Thomas Wirtz
Stunde der Ranken: Junge Schriftsteller über das Schreiben