Twitter :
Bitte folgen

Michael Hanfeld
Ein Kommentar von Michael Hanfeld
Lesezeit: 2 Min.
Arm ist der Twitterer ohne seine Followers. Eine australische Firma verramscht die Tweet-Söldner jetzt im Tausenderpack, in China werden sie in Online-Legebatterien regelrecht gezüchtet. Wohin ihre Aufmerksamkeit gelenkt wird, scheint dem Zwitschervolk ziemlich egal.

Auf dem Flughafen gilt es als Befehl, im Internet ist es ein dringender Wunsch: „Follow me“, blinkt es dem Piloten vom Vorfeld entgegen. Folgsam folgen sollen auch die Zwitscherspatzen bei Twitter. Obama twittert, Downing Street twittert, eine falsche Kanzlerin twittert, Harald Schmidt bekanntlich nicht, der Schauspieler Ashton Kutcher hingegen bringt es auf sage und schreibe 4,461 Millionen „followers“, also Gefolgsleute, die seine Twitter-Einträge goutieren. Das könnte vielleicht daran liegen, dass er beizeiten den verlängerten Rücken seiner Frau Demi Moore um den Globus getwittert hat. Kutcher ist der „King of Twitter“, dicht gefolgt von Britney Spears, die 4,33 Millionen „followers“ hat.

So viele Fans deuten auf vermeintliche Bedeutsamkeit, zumindest aber Beliebtheit, und darauf kommt es an bei Twitter. Für eine Handvoll „followers“ mehr, dachte sich da zum Beispiel die australische Firma „uSocial“, müsste der eine oder andere, der keine echten Jünger um sich schart, aber schnell den Egostatus eines Gurus erreichen will, doch auch bereit sein, etwas auf den Tisch zu legen - für die falschen Freunde, die von den echten nur auf den zweiten Blick zu unterscheiden sind. So kann man sich seine Gefolgschaft seit einiger Zeit kaufen.

Im Tausenderpack sind die Tweet-Söldner und Twitter-Sklaven billiger, zu fünfzig Dollar waren sie im Angebot. Mit der Nachfrage aber scheint es zu hapern, wie ein Blick ins Online-Auktionshaus Ebay verrät. Dort werden „followers“ inzwischen regelrecht verramscht. Sie sind nicht mehr einen Vierteldollar wert, wie zu Spitzenzeiten, sondern ein Penny-Stock; die Kopfpauschale liegt, wie der Online-Dienst „Techcrunch“ errechnet hat, zwischen 0,9 und 0,4 amerikanischen Pfenningen. Automatisierte „followers“ und die Chinesen scheinen an diesem Wertverfall nicht unschuldig zu sein. Berichtet wird von regelrechten „Twitter-Follower-Farmen“, Online-Legebatterien, deren Billigtagelöhner zahllose Twitter-Accounts aufstellen, die anderen auf Gedeih und Verderb, ohne Sinn- und Sprachverständnis folgen, nach dem alten Popsongmotto „I will follow you, follow you, wherever you may go“.

Michael Hanfeld
Michael HanfeldVerantwortlicher Redakteur für das Ressort „Medien“ .

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