Wassermangel in Chile : Ein Land vertrocknet
Eigentlich gäbe es in Chile genug Trinkwasser. Das Land an der Pazifikküste ist durchzogen von Flüssen, die sich aus dem Schmelzwasser der Anden speisen. Aber seit mehr als zehn Jahren hat es in Chile nicht mehr ausreichend geregnet. Die großen Winterstürme, die früher neues Eis auf den Gletschern bildeten, blieben aus. Meteorologen führen dies auf gestiegene Meerestemperaturen zurück.
Die chilenischen Flüsse führen nicht mehr ausreichend Wasser. Große Seen und Trinkwasserreservoire sind in den vergangenen Jahren ausgetrocknet, der Grundwasserpegel fällt. Im März traf es den Penuelas-Stausee, der über ein Jahrhundert lang die Großstadt Valparaiso mit Trinkwasser versorgt hatte.
Die Megadürre ist jedoch nicht der einzige Grund für den Wassermangel. Chile ist das einzige Land der Welt, in dem sich das Trinkwasser vollständig in Privatbesitz befindet. Diese Besonderheit geht zurück auf ein Gesetz aus der Zeit der Pinochet-Diktatur. Mit der Privatisierung des Wassers sollte eine am Export orientierte Landwirtschaft gefördert werden. Weil die Wasserrechte frei gehandelt werden, konzentrierten sie sich im Laufe der Jahre in den Händen einiger weniger Konzerne.
Heute verbrauchen die Agrarbetriebe mehr Wasser, als sich auf natürliche Weise regeneriert. Ihre wasserintensiven Produkte, wie Trauben oder Avocados, gehen vor allem in den Export – unter anderem in deutsche Supermärkte. Es gibt keinerlei öffentliche Kontrolle über den Verbrauch.
Das Nachsehen haben Kleinbauern, deren Felder austrocknen und die Bevölkerung, die ihr Wasser von internationalen Konzernen einkaufen muss. Der Preis diktiert den Markt. Wer nicht zahlen kann, dem wird das Wasser abgestellt. Über eine Million Menschen in Chile haben keinen gesicherten Zugang mehr zu Trinkwasser.
Der chilenische Fotograf Ivan Alvarado hat die Dürre fotografiert.