Astronomie : Jupitermond Amalthea ist fliegender Geröllhaufen
Nach sieben Jahren Raumflug bringt die Raumsonde Galileo immer noch neue Erkenntnisse. Der jüngste Vorbeiflug in nur 160 Kilometern Entfernung zu dem kartoffelförmigen Jupitermond Amalthea zeigte, dass der Mond ganz anders beschaffen ist als bislang vermutet.
„Die Dichte des Mondes ist unerwartet niedrig“, sagte John Anderson, Astronom am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa. „Amalthea scheint ein locker gepackter Schutthaufen zu sein.“ Denn Galileos Vorbeiflug zeigte, dass der 270 Kilometer lange und 135 Kilometer breite Mond wie ein Schweizer Käse fast mehr Löcher als festes Gestein umfasst. Und auch dieses Gestein ist weniger dicht als erwartet.
Die unregelmäßige Form und die geringe Dichte Amaltheas machen es wahrscheinlich, dass der Mond auseinandergebrochen ist und der Schwerkraft wegen zusammen gebieben ist. „Wahrscheinlich besteht der Mond aus Felsbrocken, die sich nur eben so berühren“, meint Anderson. Der JPL-Astronom Torrence Johnson ergänzt: „ Die Ergebnisse unterstützen die Idee, dass die inneren Jupitermonde einem heftigen Bombardement und einem Zerbrechen unterworfen gewesen sind. Amalthea kann als ein Stück entstanden sein, aber wurde in kleine Teile zerschlagen.“
Da Amalthea zu klein ist, zwingt sie die Schwerkraft nicht in einen sphärischen Körper. Das überrascht die Astronomen aber weniger als die geringe Dichte. Denn eine mögliche Theorie geht davon aus, dass die inneren Jupitermonde dichter sind als die äußeren, weil die Hitze des jungen Planeten die Elemente mit niedriger Dichte verdampfte und so aus den inneren Monden heraus hielt. Die größten vier Monde passen ebenso wie der innerste, Io, in dieses Modell. Amalthea hat aber, selbst wenn man die leeren Stellen außer Acht lässt, eine geringere Dichte als Io - und liegt weiter außen. Die Theorie muss also überprüft werden.
Galileo umfliegt seit Dezember 1995 den Jupiter. Nach mehr als 30 Treffen mit den großen Monden, war der jüngste Vorbeiflug auch Galileos letzter, denn der Treibstoff geht der Sonde aus. Seine Mission endet am 21. September 2003 mit einem Crash auf den Jupiter. Allerdings erwarten die Wissenschaftler der Nasa auch von den letzten Daten vor diesem Aufprall interessante Ergebnisse.