FAZ.NET-Spezial : Hagens unter Druck
Nach neuen Vorwürfen und wachsender Kritik gerät der Initiator der „Körperwelten“-Ausstellung, Gunther von Hagens, immer mehr in Bedrängnis. „Der Spiegel“ hatte dem Mediziner vorgeworfen, unter anderem Leichen von Hingerichteten zu präparieren. Darauf deuteten Verletzungen der Toten hin, die von Hagens' Mitarbeiter in China zum Herstellen der Plastinate verwenden. Die Deutsche Hospiz-Stiftung und die Hessische Landesärztekammer forderten daraufhin, die Ausstellung zu schließen, sollten die Vorwürfe zutreffen.
Nun wurde er auch von einem Anwalt aufgefordert, die sterblichen Überreste eines plastinierten Mannes an dessen russische Angehörige zurückzugeben. Der Mann habe nie in eine Plastination eingewilligt. Hagens wies die Vorwürfe zurück: „Ich habe aus Rußland niemals Leichen oder Leichenteile bekommen und behalte mir rechtliche Schritte gegen diese Unterstellung vor.“
Derzeit ist die Ausstellung in der Naxos-Halle in Frankfurt-Fechenheim zu sehen. In den ersten drei Tagen waren nach Veranstalter-Angaben knapp 11. 000 Besucher gekommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) hat sich von dem umstrittenen Leichenpräparator Gunther von Hagens distanziert. Sollten die jüngsten Vorwürfe gegen von Hagens zutreffen, so schade „diese menschenunwürdige Praxis nicht nur dem wichtigen Anliegen der Obduktion“, erklärte DGP-Sprecher Manfred Stolte. Sie würde zudem fatal an den Umgang der Nationalsozialisten mit Lebenden und Toten erinnern.
Nach Ansicht der DGP ist allerdings auch unabhängig vom Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen klar, daß der Ausstellungsmacher mit seiner Arbeit gegen medizinethische Regeln verstoßen habe. Anatomische Sammlungen sollten würdevoll aufklären und keine kommerziellen, die Schaulust ansprechende Veranstaltungen sein, kritisierte der DGP-Sprecher. Bei Obduktionen müsse die Würde des Verstorbenen gewahrt bleiben.