Vorfall in Weiden : Tödliches Ecstasy in Champagner – Tatverdächtiger festgenommen
Sie wollten gemeinsam feiern, gönnten sich zum Anstoßen sogar eine Flasche Champagner. Doch der Abend im Februar 2022 endete für die acht Gäste eines Lokals in Weiden in der Oberpfalz im Krankenhaus. Statt mit Schaumwein war die Flasche mit flüssigem MDMA gefüllt. Schon wenige Schlucke der hochkonzentrierten Droge hatten gereicht, um die Gäste zu vergiften, ein 52 Jahre alter Mann überlebte nicht.
Einen gezielten Anschlag schlossen die Ermittler schnell aus, zumal sich ein ähnlicher Vorfall in den Niederlanden ereignete, bei dem vier Menschen verletzt wurden. Offenbar sollte die Droge in den Flaschen geschmuggelt werden, wobei einige in Umlauf gerieten. Ähnliche Schmuggelware war bereits 2018 von der australischen Grenzpolizei entdeckt worden.
Am Donnerstag, mehr als anderthalb Jahre nach der Tat, konnte die Staatsanwaltschaft in Weiden nun einen Ermittlungserfolg melden. In Zusammenarbeit mit den polnischen und niederländischen Behörden konnte in den Niederlanden ein Tatverdächtiger festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert werden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung vor. Der 35 Jahre alte Pole soll für die Lagerung der mit Rauschgift gefüllten Flaschen in den Niederlanden zuständig gewesen sein und mit verantworten, dass einige in die Hände von Dritten gelangten.
Tatverdächtiger floh zunächst
Die Flaschen wurden dabei offenbar ohne Wissen um ihren Inhalt immer wieder weiterverkauft. Im Fall des Weidener Lokals hatte eine Person den Champagner laut den Ermittlern schon einige Zeit zuvor im Internet erworben – im Glauben, es handle sich um ein Originalprodukt der Marke Moët & Chandon. Schritt für Schritt verfolgten die Ermittler seinen Ursprung zurück und stießen dabei in Deutschland und den Niederlanden auf weitere mit Rauschgift gefüllte Flaschen.
Dem nun verhafteten polnischen Staatsbürger waren die Ermittler bereits „seit einiger Zeit“ auf der Spur, wie die Staatsanwaltschaft der F.A.Z. mitteilte. Demnach wurde schon zu einem früheren Zeitpunkt in diesem Jahr ein europäischer Haftbefehl beantragt und ein Auslieferungsgesuch an die Behörden in Polen gestellt, wo sich der Beschuldigte zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Der Mann konnte zunächst fliehen, schließlich aber in den Niederlanden ausfindig gemacht werden, wo nun die Festnahme gelang. Er sitzt bereits in Weiden in Untersuchungshaft. Zum Tatvorwurf schweigt er bislang.
Nähere Angaben zu den Ermittlungen wollte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag nicht machen – diese führe man „mit Hochdruck“ fort, auch im Hinblick auf „potentielle Mittäter“.