Taylor Swift in Gelsenkirchen, München und Hamburg: Tipps für Konzert-Besucher

Die erfolgreichste Tour aller Zeiten kommt nach Deutschland: An drei Abenden in Folge stand Taylor Swift vergangene Woche schon in Gelsenkirchen auf der Bühne. Weiter geht es in Hamburg (23./24. Juli) sowie München (27./28. Juli). Insgesamt wird sie vor rund 400.000 Fans spielen. Wer die Aufregung um das monumentale Live-Ereignis seit Monaten in den sozialen Medien verfolgt, weiß, dass die dreieinhalbstündige Show der Vorbereitung bedarf. Diese Autorin ist seit mehr als einem Jahrzehnt erklärter Swift-Fan, beim ersten Deutschlandkonzert dabei und hat mit tatkräftiger Unterstützung von zwei Swifties, Johanna aus Köln und Anna aus Mainz, die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen. Habe ich noch eine Chance auf ein Ticket? Die Deutschlandkonzerte sind ausverkauft. Auf diversen Onlineplattformen kann man sein Glück versuchen, darunter Eventim Fansale, wo gekaufte Tickets offiziell übertragen werden können. Wer jetzt noch Tickets kaufen möchte, sollte sich vor Betrügern in Acht nehmen. Die regulären Ticketpreise kletterten zum Verkaufsstart auf circa 650 Euro, dann aber auch in der VIP-Version. Stehplätze ohne Merchandise gab es bereits von rund 100 Euro an. Ein Sitz in der letzten Reihe für 1000 Euro ist also maßlos überteuert. Wer in der Nähe von München wohnt, kann alternativ während einem der beiden Konzerte auf dem Olympiaberg picknicken. Steht der Wind günstig, hört man die Musik deutlich – früh kommen lohnt sich, da erwartungsgemäß viele ticketlose Swifties kommen werden. Dafür gibt es das Fangefühl gratis dazu. Welche Lieder werden gespielt? Swift spielt in circa dreieinhalb Stunden 46 Titel. Sie bedient sich dabei aus fast allen ihrer elf Alben, den „Eras“ – ein musikalischer Trip durch ihre Vergangenheit. Wer sich nicht überraschen lassen möchte, findet eine vollständige Liste im Netz sowie Playlists mit der Setliste bei Spotify und Co. Lediglich die beiden „Surprise Songs“, die Swift mit der Akustikgitarre und am Klavier spielt, variieren. Sie bestehen seit diesem Jahr, dem zweiten Tour-Jahr, fast immer aus sogenannten Mash-ups. Dafür mischt die Sängerin zwei oder mehrere Songs zusammen. Was ziehe ich an? Das Wichtigste vorweg: Auch wenn Tiktok, Instagram und Co. etwas anderes vermitteln mögen, ist es keine Pflicht, sich ein kompliziertes Kostüm zu überlegen. Wollen Sie sich aber der Menge anpassen und suchen noch nach Inspiration, helfen Johanna und Anna gern weiter. Die beiden sind sich einig, dass mit Glitzer und Freundschaftsarmbändern die Swiftie-Grundlage gelegt ist. Wer es einfach und unkompliziert haben will, kann sich auch eine große 13 auf die Hand malen, wie es Swift selbst während ihrer früheren Touren getan hat. Bei der 13 handelt es sich nicht nur um ihren Geburtstag (13.12.), sondern auch um ihre selbsterklärte Glückszahl. Johanna hingegen geht auf sechs Konzerte – und hat akribisch recherchiert, sich Musikvideos und Aufnahmen von frühreren Konzerten angesehen. Ihre Outfits reichen von einem violetten Kleid, wie Swift es im Jahr 2011/2012 bei ihrer Speak-Now-Tour trug, über eine braune Cordhose, kombiniert mit einem Häkeltop wie im Video zu Swifts Song „Lavender Haze“, bis zu einem Zirkusdirektorkostüm von der Red-Tour 2013/2014. Kurzentschlossene können nach Outfits mit Pailletten (passt zu jedem Album) Ausschau halten, ebenso nach herzförmigen Sonnenbrillen (Lover) oder schwarzen Fedorahüten (Red). Ein rotes T-Shirt wirkt etwas einfallslos, tut es aber auch. Hippie-Outfits passen zu Folklore und Evermore – aber daran denken, dass es womöglich sommerlich warm werden könnte. Eine schnelle Lösung bietet das selbstbemalte T-Shirt aus dem „You Belong With Me“-Video, auf dem Ihre besten Freunde unterschreiben. Dazu noch eine karierte Schlafanzughose und Sie tragen das bequemste Outfit im ganzen Stadion. Schnell gemacht ist auch Swifts Shirt aus dem Video der Single „22“, alles was Sie brauchen ist ein weißes Shirt und einen schwarzen Stoffmalstift, mit dem Sie „Not a lot going on at the moment“ in Großbuchstaben daraufschreiben. Champagnerflaschen aus Pappe auf dem T-Shirt tun es auch als Ode an den Song „Champagne Problems“. Wer es lieber sportlich mag, kann auch zum Footballtrikot von Swifts Partner Travis Kelce greifen, der als Tight End bei den Kansas City Chiefs spielt. Das Wichtigste: Haben Sie Spaß! Wann trägt man im Alltag schon mal so fröhlich viel Glitzer? Eben. Was hat es mit den Freundschaftsarmbändern auf sich? Ein echter Swiftie hat ein Lieblingshobby. Er bastelt für sein Leben gern Freundschaftsarmbänder. Eine einzige Strophe genügte, um eine weltweite Perleneuphorie auszulösen: „So make the friendship bracelets/take the moment and taste ist/you’ve got not reason to be afraid“, singt Swift in „You're On Your Own Kid“. Macht die Freundschaftsarmbänder, lebt im Moment, ihr müsst euch nicht fürchten: Swifties nehmen das wörtlich. Die dazugehörigen Perlen gibt es in einschlägigen Bastel- und Krimskramsläden oder im Netz zu kaufen. Mit Buchstabenperlen schreiben Sie Ihre liebsten Lyrics oder Songtitel. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen auf dem Konzert reihenweise Menschen mit voll behängten Unterarmen begegnen, die Älteren mögen sich an Wolfgang Petry erinnert fühlen. Auf den Konzerten tauschen die Swifties die Bänder dann untereinander. Anna zum Beispiel bastelt vor den Konzerten Dutzende zusätzliche Armbänder, die sie an einem Karabinerhaken befestigt und mitnimmt, um sie tauschen zu können. Wie bereite ich mich vor? Laden Sie die Eventim-App auf Ihr Handy. Checken Sie vorher, wie Sie zum Stadion kommen und wo Ihr Eingang ist, der kann je nach Stehplatz variieren. Ebenso sorgfältig sollten Sie den Rückweg planen. Packen Sie außerdem Ihre Tasche mit Bedacht, um bei der Eingangskontrolle niemanden aufzuhalten. Essen und trinken Sie ausreichend viel, damit Ihnen der Kreislauf nicht schlappmacht. Wenn Sie sich Fanartikel besorgen wollen, überlegen Sie lieber zweimal, denn die Schlangen werden lang sein, die Preise hoch, und es existiert schließlich noch der Onlineshop. Was nehme ich mit? Vergessen Sie auf keinen Fall Ihr Smartphone. Zahlreiche Fans berichten in sozialen Medien von einer Post-Concert-Amnesia: Sie erinnern sich zwar an das Konzert als Ganzes, aber nicht an Details. Das liegt wohl daran, dass Konzerte mit all dem Drumherum schlicht überwältigend sind. Machen Sie also ein paar Aufnahmen – wobei Sie aber nicht vergessen sollten, im Moment zu leben, im Zweifel gibt es ja auch noch den Konzertfilm bei Disney+. Anna rät zur Powerbank oder gleich zum Ersatzhandy, dreieinhalb Stunden Konzert plus Vorband plus Warten plus An- und Abfahrt ergeben sonst tote Akkus. Außerdem hat Anna auf Konzerten immer eine faltbare Campingwasserflasche und einen Müsliriegel dabei. Wer sich bei 70.000 kreischenden Fans Sorgen um sein Gehör macht, sollte Ohrstöpsel mitnehmen, empfiehlt Johanna. Sie selbst greift zu geräuschreduzierenden Kopfhörern. Außerdem gehören Regencapes, Taschentücher für die unvermeidbaren Freudentränen, Blasenpflaster und Kopfschmerztabletten in die Handtasche. Die Bankkarte, Bargeld, Krankenkassenkarte für Notfälle und der Personalausweis sind selbstverständlich auch dabei. Außerdem sollten Sie sich vorab beim Veranstalter informieren, wie groß Ihre Tasche sein darf und ob bestimmte Gegenstände nicht zugelassen sind. Der Veranstalter FKP Scorpio hat auf seiner Website dazu bereits Hinweise für die Shows in Gelsenkirchen und München veröffentlicht: Taschen dürfen maximal 35 Zentimeter groß, 30 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief sein. Nicht mit ins Olympiastadion dürfen unter anderem Regenschirme, professionelles Kameraequipment, Laptops und Metallwasserflaschen. Mehr Infos finden Sie hier (München). In Hamburg erlaubt der Veranstalter Taschen maximal in DIN-A-4-Größe, mehr Infos hier. Wie viele Stunden vorher sollte ich da sein? In Buenos Aires haben Swifties fünf Monate lang vor dem Stadion gecampt – aber keine Sorge: Sie müssen nicht Tage vor dem Konzert ein Zelt aufschlagen. Mal abgesehen davon, dass bei dem aktuellen Sommerwetter davon abzuraten ist, scheint die Gleichung „früh da sein gleich ganz vorne stehen“ nicht immer aufzugehen. Anna hat ihr erstes von vier „The Eras Tour“-Konzerten in Paris besucht, war eine Stunde vor Einlass da und stand ganz vorne an der Bühne. Wer tritt als Vorband auf? Die Rockband Paramore begleitet Swift bei ihren Deutschlandkonzerten. Ehemaligen Twilight-Fans dürfte das Lied „Decode“ vom Soundtrack des ersten Teils ein Begriff sein. Mit selbigen feierte Paramore 2008 den Durchbruch. Frontfrau ist die Sängerin Hayley Williams. Der letzte Album der Band ist 2023 erschienen und heißt „This Is Why“. Ich kenne gar nicht so viele Lieder von Taylor Swift. Wo muss ich textsicher sein? Womöglich hatten Sie einen vorübergehenden, zehnjährigen Hörschaden oder haben in den Schweizer Alpen Kühe gehütet, Ihr Unwissen sei Ihnen verziehen. Taylor Swift hat in ihrer Karriere rund 300 Songs veröffentlicht. Hundertprozentige Textsicherheit ist also weder möglich noch notwendig. Hören Sie Ihre Lieblingslieder so oft Sie wollen, dann können Sie diese laut mitsingen und während unbekannteren Songs die Stimme schonen. Hören Sie trotzdem mindestens einmal in jedes Album rein, und sei es nur, um ein Gefühl für das Gesamtwerk zu bekommen, dass Sie auf der Bühne sehen werden. Ansonsten können Sie sich einfach auf die Setlist konzentrieren: Johanna und Anna empfehlen, die „Bridges“ der jeweiligen Songs zu können, also die Passagen eines Liedes, die den einen Teil mit dem anderen verbinden. Und wenn Sie doch ein Lied unbedingt auswendig können wollen, ein ganz und gar subjektiver Vorschlag: „All Too Well“ in der zehnminütigen Version lässt sich so theatralisch schön mitbrüllen, dass sich der Text wie von allein lernt. Wann gibt es Pausen? Eigentlich gar nicht. Die besten Chancen für eine Toilettenpause haben Sie zwischen den einzelnen Äras. Hier hilft ein Blick auf die Setliste – Swifties haben außerdem die Zeit gestoppt, bis Swift wieder die Bühne betritt: Zwischen dem Lover-Teil und der Fearless-Ära liegen zweieinhalb Minuten, zwischen der Fearless-Ära und der Red-Ära fast zwei Minuten, rund drei Minuten zwischen „All Too Well“ und „Enchanted“, zwischen „Enchanted“ und „...Ready for It?“ zwei Minuten, rund drei Minuten zwischen „Look What You Made Me Do“ und „Cardigan“, zwischen „Willow“ und „Style“ liegen circa zwei Minuten, zwischen „Bad Blood“ und „But Daddy I Love Him“ liegen zweieinhalb Minuten. Ich sehe ständig Videos, in denen die Menge etwas ruft. Was passiert da? Unter Swifties hat es sich etabliert, mit bestimmten Zwischenrufen an den Liedern teilzunehmen. Wenn Sie mitmachen wollen, müssen Sie allerdings doch noch ein paar Lieder auswendig lernen. Auf sozialen Medien sind noch viel mehr zu finden, hier kommen die Favoriten von Johanna und Anna: Im Lied „Delicate“ singt Swift die Zeile „You can make me a drink“, danach brüllen Sie bitte aus voller Kehle „One, two, three, let’s go bitch“. In „Bejeweled“ singt Swift „I’m going out tonight“, die Stelle müssen Sie im Kopf haben, vorher schreien 70.000 Fans nämlich „Where you goin’, Taylor?“. Während „Karma“ tauschen Sie eine Zeile aus, die Swift mittlerweile auch fast immer anders singt: Aus „Karma is the guy on the screen“ wird „Karma is the guy on the Chiefs“ – Swifts Ex-Partner Joe Alwyn ist Schauspieler, ihr aktueller Partner Travis Kelce Footballspieler bei den Kansas City Chiefs. Sie werden tanzen, bis Ihnen die Füße wehtun, aber ein bisschen Armsport gehört auch dazu. Wenn Swift „You Belong With Me“ singt und zur Zeile „You know you’re about to cry“ gelangt, klatschen Sie zweimal hintereinander. Während „You Need To Calm Down“, Swifts LGBTQ-Hymne, schwingen Sie die Arme von links nach rechts. Und bis „Marjorie“, dem Song, den die Sängerin ihrer toten Großmutter gewidmet hat, sollte Ihr Handyakku unbedingt noch reichen: Dann leuchtet nämlich das Stadion in Taschenlampenlichtern wie ein Sternhimmel. Bei Taylor Swift gibt es ja immer so viele versteckte Botschaften und andere Theorien – was muss ich aktuell wissen? Die Sängerin ist dafür bekannt, über lange Zeiträume hinweg Hinweise auf ihre nächsten Schritte, die nächsten Alben, die nächsten Singles in Musikvideos, Konzerten und Posts in den sozialen Medien zu verstecken. Das aktuell beliebteste Thema sind die Veröffentlichungen der Neufassungen („Taylor's Version“) ihrer Alben „Reputation“ und „Taylor Swift“ – die stehen noch aus. Hintergrund ist ein Streit um die Rechte an den Originalaufnahmen ihrer ersten sechs Alben, die aktuell eine Investmentfirma hält. Swift hat deshalb damit begonnen, die Alben einfach neu aufzunehmen – zusätzliche Songs inklusive. Die Theorien zu „Reputation (Taylor's Version)“ überschlagen sich online, sehr beliebt ist die der sich häutenden Schlange. Die Schlange ist ein wiederkehrendes Motiv auf dem Album. Besonders scharfäugige Fans meinen, sich ablösende Pailletten am Kostüm für die Reputation-Ära des Konzerts entdeckt zu haben. Ein Hinweis auf die baldige Veröffentlichung? Johanna und Anna schütteln mit den Köpfen. Sie glauben zwar auch daran, dass die beiden fehlenden Neuaufnahmen noch in diesem Jahr erscheinen werden, aber nicht an so komplizierte Easter Eggs. Spaß macht das Rätselraten trotzdem. Kommt Travis Kelce? In Gelsenkirchen war der Footballspieler tatsächlich mit dabei! Wenn auch nur im Zuschauerraum und nicht, wie etwa in London, auf der Bühne. In Hamburg und München sieht es aber eher schlecht aus: Offiziell muss zurück in die USA zum Training der Kansas City Chiefs. Was mache ich gegen die Post-Konzert-Melancholie? Wenn Sie nicht zu den Glücklichen gehören, die zu mehr als einem Konzert gehen, seien Sie unbesorgt. After-Show-Partys sind längst geplant, auch finden deutschlandweit alle paar Wochen Taylor-Swift-Partys statt. Auf Disney+ können Sie sich den Konzertfilm ansehen, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, allerdings den Konzertpart zu ihrem im April erschienenen Album „The Tortured Poets Department“ noch nicht beinhaltet. Ansonsten tauschen Sie sich mit Swifties aus, schauen sich Ihre Videos an und freuen sich auf das nächste Album. Bleibt Swift bei ihrem aktuellen Veröffentlichungstempo, dürfte es bis zur neuen Platte nicht lange dauern.