FAZ+Schachkolumne :
Schach

Von
Stefan Löffler
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Vor 40 Jahren war England die Schachnation Nummer zwei und machte der ­Sowjetunion mehrmals den Sieg bei der Schacholympiade streitig. Inzwischen sammeln die englischen Vorkämpfer von damals­ ­Titel bei Seniorenwelt- und -europameisterschaften. Hoffnung, wieder an der Weltspitze zu kommen, schüren heute Kinder asiatischer Einwanderer. Bisher jüngster englischer Großmeister wurde kürzlich mit 15 Jahren Shreyas Royal. Bei der Olympiade debütierte Bodhana Sivanandan mit neun Jahren. Der gleichaltrige Ethan Pang besiegte im September drei Großmeister in ­Folge. Ein Geschenk für das englische Schach sind auch von Ausländern organisierte und finanzierte Weltklasse­veranstaltungen in London. Im August trug der großspurige Amerikaner Hans Niemann einen Schaukampf gegen ­Nikita Witjugow aus, einen Russen, der Spielertrainer beim englischen Verband ist. Anfang Oktober gastierte die von ­indischen Unternehmen gesponserte Global Chess League in London. Seit Montag läuft das nach dem Düssel­dorfer Logistikunternehmer Wadim Rosenstein benannte WR-Masters. ­Dabei durften Shreyas Royal und ­Bodhana Sivanandan wenigstens in der ersten K.-o.-Runde ans Brett. Bei der Weltliga kamen Einheimische dagegen nur als Kommentator, Interviewerin oder Blitzschachpartner für Fans in einem Seitenkorridor zum Einsatz. Was vielleicht ­erklärt, dass im Auditorium selbst an Wochenenden leere Plätze zu sehen ­waren. Dagegen wird das London Chess Classic vom 29. November an im Fußball­stadion von Arsenal die heimische Seite betonen. Nicht nur am ersten Tag sondern bis zum Ende werden ­Englands Talente mitspielen. Tausende Schulkinder werden zu speziellen Schachprogrammen erwartet. Seinen neuen Hauptsponsor hat das Classic ­allerdings auch Londons Sonder­stellung zu verdanken. Es ist das mit ­innovativen ­Algorithmen agierende Handelsunternehmen XTX Markets von Alex Gerko. Der aus Russland stammende Mathematiker begann ­seine Karriere bei der Deutschen Bank, sein achtjähriger Sohn begeistert sich für Schach. Vielleicht hätte der kleine Misha seine Freude an dieser Konstel­lation, die in einer Partie des WR- Masters hätte entstehen können. ­Shreyas Royal hielt mit Schwarz ein ­Remis gegen Viswanathan Anand. Aber nur, weil der frühere Weltmeister einen anderen vermeintlichen Remisweg ­meiden wollte. Auf diese Stellung ließ sich der indische Großmeister Anand nicht ein, weil er fürchtete, dass selbst wenn Royal beide schwarze ­Türme opfern würde, der schwarze König immer noch patt stünde. Wie war das Patt zu brechen?

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