Steigende Wassertemperatur : Die Nordsee war 2023 so warm wie nie zuvor
Im vergangenen Jahr war das Wasser der Nordsee so warm wie noch nie seit mehr als 60 Jahren. Das zeigen Daten der Langzeitreihe „Helgoland Reede“, für die die Biologische Anstalt Helgoland (BAH) am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) verantwortlich ist.
Untersucht wird das Wasser vor Helgoland schon seit 1873, erst seit 1962 allerdings durchgehend fast jeden Tag. Demnach lag die mittlere Wassertemperatur 2023 bei 11,2 Grad.
Das Rekordjahr begann nach BAH-Angaben im Januar, dem mit 7,2 Grad Wassertemperatur zweitwärmsten gemessenen Januar. Der Rekordtag 2023 war der 12. September, als 19,5 Grad gemessen wurden. Und die Entwicklung setzt sich fort: Die ersten vier Monate dieses Jahres zählten zu den „Top Ten“ der jeweiligen wärmsten Monate seit 1962. „Der März 2024 war mit einer mittleren Wassertemperatur von 6,9 Grad Celsius sogar der wärmste März seit 1962“, teilte Inga Kirstein, Wissenschaftlerin an der BAH, am Dienstag mit.
Marine Hitzewellen werden häufiger
Die Wassertemperatur um Helgoland ist seit Beginn der Messungen vor 62 Jahren im Mittel um nahezu zwei Grad gestiegen. Sorgen bereitet den Wissenschaftlern vor allem die Zunahme von marinen Hitzewellen, die auch das vergangene Jahr geprägt haben.
Marine Hitzewellen sind eine an fünf aufeinanderfolgenden Tagen oder länger andauernde temporäre Erwärmung eines bestimmten Meeresgebiets, die weit über dem üblichen Temperaturanstieg im Jahresverlauf liegt. In der Nordsee wurde etwa im Juni 2023 eine um rund fünf Grad höhere Wassertemperatur gemessen als sonst zu dieser Jahreszeit üblich.
Folgen für das Ökosystem
Die hohen Temperaturen und extremen Ereignisse sind nach BAH-Angaben eindeutig eine Folge des Klimawandels. Sie könnten auch massive Folgen für das Ökosystem haben. Unter anderem hat die Artenvielfalt in den vergangenen Jahrzehnten rund um die Insel stark zugenommen, sowohl beim Phytoplankton (etwa Kieselalgen) als auch beim Zooplankton (etwa die Meerwalnuss, eine Rippenqualle).
Am Meeresboden rund um Helgoland haben die Forscher seit 1990 mehr als 60 neue Tierarten entdeckt. Diesen Einwanderern ist es demnach vermutlich auch aufgrund der für Helgoland dokumentierten Erwärmung des Wassers gelungen, sich dauerhaft in der Nordsee anzusiedeln.