Germanwings-Absturz : Staatsanwalt will auch gegen Lufthansa ermitteln
Der Germanwings-Pilot Andreas Lubitz war nicht in der Lage, ein Flugzeug zu fliegen. Das sagt der französische Staatsanwalt Brice Robin – und kündigt Ermittlungen auch gegen Lufthansa an.
Der Kopilot der abgestürzten Germanwings-Maschine war nach Angaben des zuständigen französischen Staatsanwalts fluguntauglich. Andreas Lubitz sei niedergeschlagen, instabil und psychisch krank gewesen, sagte Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag in Paris. „Er war nicht mehr in der Lage, ein Flugzeug zu fliegen“, sagte Robin.
Lubitz sei im März an zehn Tagen krankgeschrieben gewesen. In den vergangenen fünf Jahren habe er 41 verschiedene Ärzte konsultiert. Im letzten Monat vor dem Absturz seien es sieben Besuche gewesen. Als Kopilot von Flug 4U9525 soll er den bisherigen Ermittlungen zufolge das Flugzeug am 24. März absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz gebracht haben. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Robin berichtete von Augenproblemen des Piloten. „Andreas Lubitz sah zu 30 Prozent dunkel und hatte Lichtblitze wie bei einer Netzhautablösung.“ Er sei deswegen auch beim Arzt gewesen, wo kein körperliches Problem festgestellt worden sei. Der 27-Jährige habe Angst gehabt, zu erblinden. Gleichzeitig habe er versucht, dies vor seinem Arbeitgeber zu verheimlichen. Es gebe keine Hinweise, dass Kollegen von den Problemen gewusst hätten.
Der Staatsanwalt kündigte Ermittlungen auch gegen Lufthansa und Germanwings an. Er werde drei Untersuchungsrichter beauftragen, wegen fahrlässiger Tötung zu ermitteln. Es gebe aber bisher keinerlei Beweise, dass Germanwings oder die Muttergesellschaft Lufthansa Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand des 27 Jahre alten Kopiloten gehabt hätten.
Die Lufthansa reagierte zurückhaltend auf die Ankündigung des Staatsanwalts. „Uns liegen derzeit keine Kenntnisse über Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft konkret gegen Germanwings oder Lufthansa vor“, teilte eine Sprecherin am Donnerstagabend mit. Die ins Spiel gebrachten Ermittlungen richteten sich gegen Unbekannt „und nicht gegen einen bestimmten Tatverdächtigen“, betonte sie. „Wie auch in den letzten Monaten werden wir die Ermittlungen der Behörden unterstützen.“
Vor der Pressekonferenz hatte Staatsanwalt Robin mehrere Stunden lang Angehörige der Opfer in Paris über den Stand der Ermittlungen informiert.