Ereignisse und Gestalten :
Wenn ein altes Schlachtross . . .

Von Günter Bannas
Lesezeit: 12 Min.
1994 wurde Helmut Kohl zum fünften Mal in Folge als Bundeskanzler vereidigt. Danach gab es in Bonn nur ein Thema: Wann endet die Ära Kohl?
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Gerade noch einmal gutgegangen war es. Bonn, Bundestag, Mittwoch, 16. November 1994. Tag der Kanzlerwahl. Mit einer Beinahepanne begann die fünfte Amtszeit Helmut Kohls, von der die meisten glaubten, es werde seine letzte sein. Das übliche Ritual wurde vollzogen – Verlesen der Namen der Abgeordneten, die ihre Stimme abgeben sollten. Von Ulrich Adam (CDU) bis Gerhard Zwerenz von der PDS, der Nachfolgepartei der SED, wie damals regelmäßig hinzugefügt wurde. Die Schriftführer waren schon bei dem Buchstaben Z angekommen, als sich voller Aufregung zwei CDU-Abgeordnete ihren Weg zu den Urnen bahnten. Einer führte – der Vorsitzende der baden-württembergischen Landesgruppe, Otto Hauser. Einer wurde geführt – Roland Richter. Das Fehlen des Parlamentsneulings aus Pforzheim war der Führung der Unionsfraktion – bedingt durch widrige Umstände – erst gar nicht und Jürgen Rüttgers, dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer, buchstäblich in letzter Sekunde aufgefallen. Um 10.05 Uhr hatte der Wahlakt begonnen. Um 10.45 Uhr tauchte Richter auf. Er habe in seinem Hotel in Königswinter verschlafen, wurde alsbald glaubhaft kolportiert. „Roland Richter ist an einem Tag gelungen, woran andere Abgeordnete ganze Legislaturperioden arbeiten“, schrieb Karl Feldmeyer, Korrespondent dieser Zeitung. „Sein Name ist seit der Kanzlerwahl jedermann in Bonn bekannt.“ Roland Richter hat die Bekanntheit wenig geholfen. Seine erste Legislaturperiode sollte auch seine letzte sein. Jürgen Rüttgers stieg auf. Der „Erste Parlamentarische“ der Fraktion wurde – zuständig für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie – „Zukunftsminister“ in Kohls Kabinett. Über die ganze Wahlperiode aber zog sich ein Thema hin: Wann endet die Ära Kohl?

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