Kommentar :
Griechen, unduldsam

Michael Martens
Ein Kommentar von
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Früher haben es die Griechen geduldet, wenn Interessengruppen dem Staat, also der Allgemeinheit, ihren Willen aufzwangen. Dass diese Duldsamkeit geringer geworden ist, dürfte die bisher beste Folge der Krise sein.

Griechische Gewerkschaften rufen einen Generalstreik nach dem anderen aus. Im vergangenen Jahr waren es sieben, in diesem bisher zwei. In Athen muss die Polizei unterdessen Demonstranten davon abhalten, das Parlament zu stürmen, während auf dem Syntagma-Platz wieder einmal gegen die Regierung demonstriert wird. Kein Wunder, dass immer häufiger gefragt wird, wie lange der schmerzliche Umbau des Landes durchzuhalten ist und wohin die wirtschaftliche und gesellschaftliche Perestrojka Griechenlands noch führen wird.

Populär ist die systematische Wohlstandskorrektur nach unten, die die sozialistische Regierung Papandreou vornehmen muss, selbstverständlich nicht. Viele Griechen sehen aber ein, dass sich ihr Land ändern muss. Diese schweigende Schicht - ob es sich um eine Mehrheit handelt, wird sich zeigen - sieht man kaum. Hör- und sichtbar sind meist nur die Gegner der Modernisierungspolitik.

Ihr Treiben findet in den Medien überproportional Widerhall. Tatsächlich hat die Wucht der Streiks nachgelassen, und beeindruckend war sie schon zu Beginn der Krise nicht. Immer weniger Griechen glauben daran, dass die Gewerkschaften eine Lösung parat haben. Deren Führer haben ebenso an Ansehen verloren wie Parteipolitiker.

Vor zwei Jahrzehnten hätten noch Panzer gerollt

Vergessen wird oft, dass einige der jüngsten Reformen des Arbeitsmarkts Griechenland gerechter gemacht haben, was vor allem von der jüngeren Generation begrüßt wird. Gezeigt hat sich das bei der Öffnung der bisher „geschlossenen Berufe“, also jener vormals zunftähnlich organisierten Branchen, zu denen ein Normalsterblicher keinen Zugang fand. Früher haben es die Griechen geduldet, wenn bestimmte Interessengruppen dem Staat, also der Allgemeinheit, ihren Willen aufzwangen und jeden Versuch unterbinden konnten, die systematische Wettbewerbsverzerrung zu ihren Gunsten zu beenden.

Dass diese Duldsamkeit geringer geworden ist, dürfte die bisher beste Folge der Krise sein. Bedenklich ist hingegen, dass viele junge, gut ausgebildete Griechen auf gepackten Koffern sitzen und ihre Heimat verlassen wollen. Immerhin: Noch vor zwei Jahrzehnten hätte bei einer Krise ähnlichen Ausmaßes manch einer die Frage gestellt, ob die Generäle nun die Panzer rollen lassen. Diese Frage stellt bisher aber niemand in Griechenland, denn sie stellt sich nicht.

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