Leitglosse :
Unumwunden

Lesezeit:

pba. "Es war richtig." - "Es war richtig." - "Es war richtig." - "Es ist richtig." So viel Lob trug der Postbote dem Bundeswirtschaftsminister der Großen Koalition nicht alle Tage ins Haus. Und von welchem prominenten Absender! Günter Grass stellte Karl Schiller per Schreiben vom 15.

pba. "Es war richtig." - "Es war richtig." - "Es war richtig." - "Es ist richtig." So viel Lob trug der Postbote dem Bundeswirtschaftsminister der Großen Koalition nicht alle Tage ins Haus. Und von welchem prominenten Absender! Günter Grass stellte Karl Schiller per Schreiben vom 15. Juli 1969 ein Musterschülerzeugnis zu. Die "zähe Aufklärungsarbeit" in der Währungspolitik mache sich bezahlt, die Öffentlichkeit stelle sich an die Seite des Ministers - "heute die F.A.Z. sogar".

Auf der zweiten Seite des Briefes erfuhr der Empfänger, daß er nicht alles richtig machte. Als Aufklärer in eigener Sache sollte Schiller sprechen, wie Grass ihm "unumwunden" eröffnete, "und zwar in aller Öffentlichkeit", die nicht nur den Bericht des Sachverständigenrates studieren, sondern auch hören wollte, was der ehemalige Forschungsgruppenleiter am Kieler Institut für Weltwirtschaft über seine "politische Vergangenheit während der Zeit des Nationalsozialismus" zu sagen hatte. Der gute Rat von Wahlkämpfer zu Wahlkämpfer, mit gedrechselten Konjunktiven verziert, liest sich wie ein Ultimatum. "Ich hielte es für gut, wenn Sie sich offen zu Ihrem Irrtum bekennen wollten. Es wäre für Sie eine Erleichterung und gleichfalls für die Öffentlichkeit so etwas wie die Wohltat eines reinigenden Gewitters." Ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte: Das war die Moral des Günter Grass, ob sein Publikum nun eine einzige Person umfaßte oder das ganze Volk.

Schillers Biograph Torben Lütjen hat auch den Brief gefunden, in dem Grass es am 28. April 1970 Schiller als "Fehler" vorhielt, daß er seinem Appell nicht gefolgt war. Warum hatte Schiller nicht auf Grass gehört? Grass fiel als Erklärung nur der "berühmt-berüchtigte Hochmut des Wissenden" ein. Als Schiller noch Brandts Wirtschaftssenator in Berlin war, hatte Grass ihn um Vermittlung eines Steuerfreibetrags von 30 000 Mark gebeten. Er wollte es als "kulturpolitische Arbeit" anerkannt sehen, daß er täglich zwei bis drei Stunden mit Journalisten spreche. Wir wissen, was Grass diesen Journalisten nicht gesagt hat. Wir wissen nicht, ob Günter Grass das am 12. August in dieser Zeitung gedruckte Gespräch von der Steuer absetzt. Oder spricht aus uns jetzt der Hochmut, wissen wir gar nichts? Stimmt es überhaupt, daß Günter Grass bei der Waffen-SS war? Ist das richtig?

Empfehlungen
Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Leitung IT (m/w/d)
über Dr. Maier + Partner GmbH Executive Search
Zum Stellenmarkt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stellenmarkt
Bilanzbuchhalter (m/w/d)
über Dr. Maier + Partner GmbH Executive Search
Zum Stellenmarkt
Verlagsangebot
Sprachkurs
Lernen Sie Englisch
Immobilienbewertung
Verkaufen Sie zum Höchstpreis
o2
iPhone 16 Pro Max: Fortschrittliche Technik im schlanken Design
vcheck
Richtig vererben und verschenken
feinschmecker
Feinschmecker-Shop Fond vom Wild mit gratis Schöpfkelle
  翻译: