Höga Kusten in Schweden

Ronja Räubertochter ist natürlich alles zuzutrauen, aber ob sie sieben Meter weit springen konnte? Man steht vor der Slåttdalsskrevan, blickt die dreißig Meter hohen Wände entlang und stellt sich das Mädchen vor, wie es in ei­nem olympischen Satz über die Schlucht fliegt.

Dass die Sprungszene von Astrid Lindgrens Klassiker hier gedreht wurde, ist zwar nur ein Gerücht, aber es hält sich hartnäckig. Von oben sieht die Schlucht aus, als hätte ein Riese mit einer gigantischen Axt in den Granit geschlagen. Am Eingang ist ein Fels wie ein Pfropfen in den Canyon gestürzt, davor schlingen sich Wurzeln ineinander wie an einem Tempeltor von Angkor Wat.

Es sind diese Bilder, die jedes Jahr mehr Besucher in den Skuleskogen Nationalpark locken. Nirgendwo ist die Höga Kusten, die Hohe Küste am Bottnischen Meerbusen, wilder und schöner. Seit dem Jahr 2000 gehört sie zum Weltnaturerbe, dennoch fuhren die meisten achtlos an ihr vorbei. Doch im vergangenen Jahr landete die übersehene Provinz, gut 400 Kilometer nördlich von Stockholm, auf der New-York-Times-Liste der Reiseziele des Jahres. Warum, fragt man am besten Jerry Engström. Der Mittvierziger war Marketingchef von Fjällräven, bevor er in seine Heimat zurückkehrte und dem Tischtennisklub einen heruntergekommenen Zeltplatz abkaufte. Hier, am Fuß des 295 Meter hohen Skuleberget, baut Engström seitdem sein Friluftsbyn auf, ein Basislager für alle Outdoor-Spielarten. Die Idee hatte er auf dem Sundance-Filmfestival, so wie Robert Redford wollte er Natur und Kultur zusammenbringen. „Du kannst hier wandern, zu den Inseln paddeln und Kochkurse machen“, sagt er, „und danach einen Film schauen.“