Städtezerfall :
München verschwindet

Von Claudius Seidl
Lesezeit: 8 Min.
Das Maß der Dinge: Kein Haus darf hier höher sein
Berlins Friedrichstraße bekommt ernsthafte Konkurrenz: Bayerns Hauptstadt wird 850 Jahre alt und schafft sich selber ab. Wo einst architektonische Schönheiten standen, entstehen schaurige Lücken. Ein Wutanfall.
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In der Münchner Maxvorstadt, an der Gabelsbergerstraße gegenüber der weltberühmten Alten Pinakothek, standen bis vor kurzem vier würfelförmige Gebäude, sehr schlank und weiß und elegant; es waren Universitätsbauten aus den sechziger Jahren - und wenn man vor der Pinakothek stand und hinüber auf diese Fassaden schaute, dann spürte man noch immer einen Hauch von jener typisch Münchner Mischung aus Traditionsstolz und Zukunftsfreude, jener grundsätzlichen Heiterkeit und Modernität, die damals, in den frühen Sechzigern, hier zu gären begann. Und die, spätestens 1972, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, auch den Rest der Welt davon überzeugte, dass dieses neue Deutschland ein bisschen freundlicher und ziviler sei, als jenes Land, das 1936 schon einmal der Gastgeber gewesen war.

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