Deutschlands erste Pröpstin :
„Wegbereiterin für Frauen in der evangelischen Kirche“

Von Tobias Rösmann
Lesezeit: 2 Min.
„Prägende Gestalt der evangelischen Kirche“: Helga Trösken ist gestorben.
Helga Trösken war die erste Frau in Deutschland, die eine hohe Leitungsfunktion in der Evangelischen Kirche bekleidet hat. Nun ist die langjährige Pröpstin im Alter von 77 Jahren gestorben.
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Helga Trösken konnte deutlich werden. Anfang 2004 zum Beispiel, als sich die frühere Pröpstin von Frankfurt und Rhein-Main zu der umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“ Gunther von Hagens’ äußerte. Den Umgang mit den plastinierten Leichen nannte Trösken seinerzeit „unmoralisch“, und sie fügte hinzu: „Es handelt sich nicht mehr um eine wissenschaftliche Ausstellung. Was da gemacht wird, tendiert immer mehr zu Kunst mit Leichen.“

Damals war die evangelische Theologin und Pfarrerin schon seit 16Jahren im Amt. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hatte sie Ende 1987 zur Pröpstin gewählt. Niemals zuvor war in Deutschland eine Frau mit einem solch hohen kirchlichen Amt betraut worden, das mit dem eines Regionalbischofs in der evangelischen und dem eines Weihbischofs in der katholischen Kirche vergleichbar ist. Am Sonntag ist Trösken im Alter von 77Jahren in Frankfurt gestorben.

In der Stadt am Main war sie am 7.April 1942 auch geboren worden. Sie wuchs auf im Stadtteil Fechenheim, in dem später auch die „Körperwelten“-Ausstellung zu sehen war. Theologie studierte sie in Frankfurt, Berlin, Heidelberg und Mainz. Von 1970 bis 1988 war Trösken Gemeindepfarrerin in Langen, wohin sie nach dem Ausscheiden als Pröpstin 2006 als Pfarrerin zurückkehrte, bevor sie ein Jahr später in den Ruhestand ging. Zuletzt lebte sie dort in einer Alten-Wohngemeinschaft, die sie mit Freunden zusammen gegründet hatte.

Kirchenpräsident Volker Jung nannte Trösken „eine prägende Gestalt der evangelischen Kirche“. Herausragend sei ihr sozialdiakonisches Engagement gewesen. Trösken habe immer hervorgehoben, dass „Gott auch für die Gottlosen“ da sei. Jungs Stellvertreterin Ulrike Scherf würdigte Trösken als großes kirchliches Vorbild in Fragen der Gleichberechtigung. Sie bleibe „eine der wichtigsten Wegbereiterinnen für die Gleichstellung von Frauen in der jüngeren Kirchengeschichte“.

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