Kommentar :
Der Glamour hat Pause

Ein Kommentar von Jörg Hahn
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Die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Tokio ist aufgeschoben worden. Das ist gut so. Bei Krisen und Katastrophen muss das schrille, lärmende Sporttheater pausieren. Irgendwann kann eine Neuansetzung bei der Rückkehr zur Normalität helfen.

Das Leid ist nicht abzusehen, und wir sollen lächeln.“ Den wohl treffendsten Satz in der Diskussion über die – am Montag nun offiziell zunächst bis auf weiteres aufgeschobene – Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Tokio (siehe: Erdbeben in Japan: Eiskunstlauf-WM wird verschoben) hat Ingo Steuer, der deutsche Paarlauf-Trainer, gesagt. Angesichts der entsetzlichen Nachrichten und Bilder aus Japan ist es schier unvorstellbar, dass das Illusionstheater des Profisports seine Kulissen aufbaut und heile Welt vorspielt. Städte versinken unter Schutt, unzählige Menschen werden vermisst, die Gesundheit vieler weiterer ist bedroht, ihre Versorgung mit dem Nötigsten, mit Nahrung und Energie, wird unsicher.

Doch die Sportfunktionäre bleiben weiter eine klare Aussage schuldig. Sie eiern nicht zuletzt herum wegen ihrer Vermarktungs- und Fernsehverträge, bangen ums Geld. Das Phänomen hat man kürzlich schon bei der Rebellion in Bahrein erlebt: Die Formel 1 konnte sich tagelang nicht durchringen zu einer Entscheidung über die längst notwendige Verlegung des Saisonauftakts.

Bei Katastrophen muss das Sporttheater pausieren

Am liebsten würde man jetzt doch hören: Die Eiskunstlauf-WM findet aus Rücksicht und aus Respekt nicht statt, und sie wird dann nachgeholt, und zwar in Tokio, wenn der Sport wieder an der Reihe ist, ein Zeichen für Normalität zu setzen. Immerhin hat der Eislauf-Weltverband offenbar erkannt, dass es sich verbietet, zur Tagesordnung überzugehen und die Wettbewerbe nun einfach irgendwo anders auszutragen. Business as usual, das wäre ein menschenverachtendes Signal.

Von jener Normalität, die Sport oder Kultur brauchen, ist die japanische Gesellschaft ganz weit entfernt, und sie benötigt gerade nichts weniger als Zerstreuung durch kunstvolle Kringel auf dem Eis. Irgendwann aber wird es wieder Alltag und Aufbau geben, und dann hat auch der Sport seine Aufgaben; nämlich die Menschen, die sich jetzt verschreckt zurückziehen und düsteren Gedanken nachhängen, wieder zusammenzubringen, ihnen glückliche Gemeinschaftserlebnisse zu vermitteln, sie so aus einem emotionalen Tief zu ziehen.

Sport steht für Lebendigkeit, Profisport für Show und Unterhaltung. Bei Krisen und Katastrophen muss das schrille, lärmende Sporttheater pausieren, auch wenn diese Einsicht dem einen oder anderen schwer fallen mag.

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