Tour de France : Wie gewonnen, so zerronnen

Der australische Radprofi Caleb Ewan gewinnt die dritte Etappe der 107. Tour de France im Massensprint. Pechvogel des Tages ist der Mann im virtuellen Punkte-Trikot.
Unter Mithilfe von Lokomotive Roger Kluge ist Sprintstar Caleb Ewan zu seinem vierten Tour-Etappensieg gerast. Der Australier Ewan holte sich am Montag auf dem dritten Teilstück nach 198 Kilometer von Nizza nach Sisteron den Sieg vor dem Iren Sam Bennett und dem Italiener Giacomo Nizzolo. Die deutschen Fahrer spielten bei der zweiten Sprintankunft abermals keine Rolle. „An Sprinten ist momentan nicht zu denken. Ich muss sehen, dass ich ins Ziel komme“, sagte André Greipel, der nach seinem Sturz am Samstag mit vier Stichen genäht worden war.
Die Ovationen am Straßenrand gehörten aber vornehmlich dem französischen Liebling Julian Alaphilippe, der am Sonntag triumphiert hatte und wie im Vorjahr ins Gelbe Trikot geschlüpft war. „Die Fete kann beginnen“, schrieb das Tour-Organ „L'Equipe“ und rechnete bereits vor, wie lange diesmal die Reise in Gelb andauern könnte. 2019 hatte Alaphilippe 14 Tage lang das Gelbe Trikot getragen, diesmal könnte es zumindest bis zu den Pyrenäen reichen. Auch wenn die Gesamtwertung nicht das Ziel sei, werde er das Gelbe Trikot mit Ehre verteidigen.
Am Montag war sein Spitzenrang - Alaphilippe liegt vier Sekunden vor dem Briten Adam Yates - nicht in Gefahr. Der Franzose erreichte mit dem Hauptfeld das Ziel, genauso wie die Topfavoriten um Vorjahressieger Egan Bernal aus Kolumbien. Auch Emanuel Buchmann konnte für die erste Bergankunft am Dienstag Kräfte sammeln. „Bei 100 Prozent bin ich noch nicht, aber ich bin zufrieden. Von den Schmerzen merke ich fast nichts mehr. Ich bin optimistisch“, sagte der Vorjahresvierte, der den vielen Stürzen an den ersten beiden Tagen aus dem Weg gegangen ist.

Zum großen Pechvogel der dritten Etappe wurde Anthony Perez. Der 29-Jährige Franzose vom Team Cofidis gewann als Mitglied einer dreiköpfigen Ausreißergruppe die ersten beiden Bergwertungen und hätte damit nach der Etappe das gepunktete Trikot des besten Kletterers übernommen, doch rund 70 Kilometer vor dem Ziel stürzte Perez.
Bei dem Crash mit Tempo 58 auf einer Abfahrt brach Perez nach Angaben seines Teams das linke Schlüsselbein. Er musste aufgeben. Um das Bergtrikot zu erhalten, hätte er die Etappe beenden müssen. Nach dem Geraer John Degenkolb (Lotto-Soudal) und dessen belgischem Teamkollegen Philippe Gilbert sowie dem Spanier Rafael Valls (Bahrain-McLaren) war es der vierte Ausfall bei der laufenden Tour.

Nachdem der letzte Ausreißer Jérôme Cousin 16 Kilometer vor dem Ziel eingeholt war, kam es zum erwarteten Sprint.
Am Dienstag wird es erstmals für die Favoriten richtig ernst, wenn die erste Bergankunft ansteht. Nach 160,5 Kilometern geht es zur 1825 Meter hoch gelegenen Skistation in Orcières-Merlette hinauf. Der Berg der ersten Kategorie weist über 7,1 Kilometer eine durchschnittliche Steigung von 6,7 Prozent auf. Entscheidende Minuten werden die Topstars hier zwar nicht rausholen, aber bei einem schlechten Tag können durchaus die Tour-Träume beendet sein.