Sensationsküche in München : Der entfesselte Prometheus

Jan Hartwig gehört zu den Superstars der deutschen Spitzenküche. Jetzt kann er in seinem eigenen Restaurant frei von Fesseln kochen – was nicht nur für ihn, sondern für uns alle ein großes Glück ist. Die Kolumne Geschmackssache.
Im „Labor der Liebe“ kann das Unglück gar nicht wohnen, sondern nur die Freude. Wie ein Glaubensbekenntnis der Leidenschaft für den guten Geschmack prangen die drei Worte über der offenen Küche, in der Affären zwischen Kalbsbries und Räucherfischen arrangiert, Liaisons zwischen Felsenrotbarben und Plankton gestiftet, Liebesheiraten zwischen Gänselebern und Krokant-Kapern geschlossen werden. Fast ausnahmslos stürmische, verblüffende, glückliche Verbindungen voller Kraft und Zärtlichkeit, Intensität und Feinfühligkeit sind das, angerichtet von neun Laboranten unter dem Kommando eines vierzigjährigen Wunderknaben, ohne dessen rettungslose Passion fürs Kochen es kein Labor der Liebe gäbe – und für die Feinschmecker dieser Welt einen Ort weniger der aufrichtigen Gegenliebe.