Der Sommer der Dinge

Sitzbank aus der Modellfamilie Amelie, gestaltet von Perret Schaad für Freifrau / Foto: Freifrau Sitzmöbelmanufaktur / Sonja Müller

Die Möbel, die Dinge, das Leben: Alles wird immer dicker, teurer, behäbiger, gedämmter und schwerer. Aber jetzt entdeckt eine Gegenbewegung das Einfache und Leichte. Die neuen Objekte werfen das Gewicht ab – die neue Offenheit ist auch eine politische Botschaft zur Versommerlichung des Daseins.

01.08.2018

Text: NIKLAS MAAK

Alles wird immer dicker. Die Möbel, die in den sechziger Jahren noch auf hauchdünnen Stahlbeinen standen, als seien sie Gazellen und das Wohnzimmer die Savanne, stehen im Raum, als sei Erdbebensicherheit ihr Hauptanliegen: Die monumentalen Esstische sehen aus, als habe sie der Holzfäller mit der Motorsäge aus dem Baumstamm gefräst, die Sofas sind so schwer, tief und weit, dass keiner, der sich je in sie hineinfallen lässt, so schnell wieder herauskommt, was umgehend dazu führt, dass auch die Leute immer dicker werden. Und die Autos: Wo früher hauchdünne Streben das Dach wie einen Baldachin über dem Kopf des Fahrers spannten, ist alles dreifach gedämmt, mit Massagesitzen und Airbags gepolstert und mit oberschenkeldicken Panzerungen gegen mögliche Crashs maximal gesichert: Das Ding wird immer vom Worst-Case-Szenario her gedacht. Nicht die Aussicht auf einen sonnigen Tag mit offenen Seitenfenstern auf einer Küstenstraße, sondern die Möglichkeit einer tödlichen Kollision bestimmt das Autodesign: Das dicke SUV erscheint als einzige Möglichkeit, den öffentlichen Raum gefahrlos zu durchqueren. Dem verdickten Auto entspricht das mit Dämmfassaden eingepackte Haus, das im Namen des Klimaschutzes luftdicht vermummt wie ein Skifahrer mit Moonboots auf der Wiese steht und schwitzt. Innen schimmelt es deswegen, und dass ein Haus draußen auf der Wiese, ob gedämmt oder nicht, für die Erderwärmung nicht gut ist, weil man von dort mit dem dicken SUV zur Arbeit pendeln muss, wird gern vergessen, wenn es nur den Titel „Nullenergiehaus“ trägt. Im verdickten Haus, vor dem der erschöpfte Pendler das dicke Auto parkt, dann das dicke Sofa, in das er erschöpft hineinstürzt. Dazu passt, dass sogar die Bücher immer dicker werden, wie die Essayistin Hannelore Schlaffer vor kurzem erbost feststellte: „Der Dicke erschafft sich also seine dicke Welt. Die Dinge, die in die Breite gehen, sind ein Spiegel seiner Erscheinung, sie werfen einen Anblick zurück, der sein Wohlbefinden bestärkt.“

Eine Geschichte aus „Frankfurter Allgemeine Quarterly“, dem neuen Magazin der F.A.Z.

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Man kann den Hang zum Klobigen, zur Verdickung, nicht nur als Spiegel einer kollektiven Adipositas, sondern auch als Symptom einer Gesellschaft lesen, die nicht Freiheit, Offenheit und Wachheit, sondern Komfort und Sicherheit zu ihren Kernwerten und Obsessionen erklärt hat. Die Verdickung kostet: Der massive Esstisch für 18 Personen, der bei der bürgerlichen städtischen Elite das Auto als Statussymbol abgelöst hat, ist nicht nur so schwer wie ein kleines Auto, er kostet auch so viel. Was darüber aufgehängt wird – je nach Geschmack ein neubürgerlicher Design- Kronleuchter oder eine scheinavantgardistische, mit Echtbeton umbaute Neonröhre – ist nicht viel billiger und nicht viel leichter, und wehe, die Dübel halten in der Altbaudecke nicht.

Transparenz: „Songpa Micro- Housing“ von SSD Foto: SSD

Dass die dicke, verfettete, weich durchgepolsterte Welt psychologisch und finanziell lähmt, ist besonders in einer Zeit, in der es immer wärmer wird, ein auch körperlich erfahrbares Ärgernis: Wo ein leichtes Kleid reicht, wirken die vollklimatisierten Zweitonnenautos, die verschwitzten Sofas und die eingepackten Häuser plötzlich albern. Wäre es denkbar, leichter und mit weniger – weniger teuren, weniger schweren, weniger dicken – Dingen zu leben?

Es scheint sich eine neue Bewegung zu formen, die genau diese Entrümpelung der Räume und des Denkens im Sinn hat. Ihre Vorreiter sind zwei Belgier, Hannes Van Severen und Fien Muller. Sie stellten vor einiger Zeit ein Möbel vor, das aus einer Liege und einem angeflanschten Stahlrohrstuhl bestand, in den eine Stoffbahn wie beim Campingstuhl gespannt war. Zwei Leute können auf dem Objekt beieinander sein wie Freud und sein Patient: Einer liegt, der andere sitzt am Rand. Und tatsächlich war dieses Objekt eine Art Therapiesitzung für die Designcommunity: Es war also möglich, Dinge, die der Entspannung dienen, auf wirklich hauchdünnen Beinchen einherschweben zu lassen. Es war vielleicht auch kein Zufall, dass diese ästhetische Frischluftzufuhr die Designwelt von außen erreichte – Van Severen, 1979 in Gent in Belgien geboren, Sohn des bekannten Designers Maarten Van Severen, ist eigentlich Bildhauer, seine Frau Fien Muller, Jahrgang 1978, ist Fotografin und Künstlerin. Die minimalistischen sogenannten „Lebenslandschaften“ sollten eigentlich ein Kunstprojekt sein, das in der Antwerpener Galerie Valerie Traan gezeigt werden sollte, als künstlerische Kritik an der verdickten Welt. Jetzt ist ein Designbüro daraus geworden, das alles, was es an abstrakten, luftigen, industriellen Materialien finden kann, zu Möbeln verarbeitet, die Wachheit und kühle Schönheit über unbedingten Komfort stellt; die an die Architekturutopiemodelle von Archigram und Superstudio erinnernde neue Gitterrasterliege, die Muller Van Severen im Programm hat, ist nur ein Beispiel dafür.

„Duo Seat + Lamp“ von Muller Van Severen Foto: Muller Van Severen

Zur gleichen Zeit brachte der amerikanische Architekt und Designer Sam Chermayeff vom Büro June 14, der lange für das Tokioter Architekturbüro Sanaa gearbeitet hat, die japanische Vorliebe fürs Filigrane mit nach Deutschland; seine aus dünnen Metallstäben gefertigten Regale stehen wie delikate Giraffen im Raum.

Die Freude am leichten Raster lässt sich noch in die letzten Winkel des aktuellen Designs verfolgen, und wenn ein Objekt von Natur aus eher weich und flauschig ist, dann wird ein hartes geometrisches Raster aus feinen Linien daraufprojiziert: Der immer wieder als deutscher Designer des Moments gefeierte, 1981 geborene Sebastian Herkner, der in Offenbach studiert hat und für Firmen wie Bullerjan, Pulpo, Very Wood by Gervasoni oder Moroso arbeitet, hat einen aus Seide und Wolle handgeknüpften Teppich „Mainland Light“ getauft; die Muster darauf wirken wie ein Plädoyer für die feine Linie.

Filigran statt monumental: Der Toaster schwebt auf einem Gestell aus dem „Kitchen Set“ von June 14 Foto: Luca Longagnani

Dass hinter dem Hang zum Leichtbau auch eine andere Idee von Design als sozialer Haltung steht, zeigte Herkner mit seinem Projekt „Basket Case“, für das er in Zimbabwe mit afrikanischen und europäischen Künstlern kooperierte und bei dem die Zusammenarbeit mit Korbmachern aus den verschiedenen Regionen Zimbabwes dem westlichen Design neue Energien zuführen sollte.

Die neue Leichtigkeit wird möglich auch durch neue Technologien: Für die filigranen Tische und Sitzmöbel, die Christophe Marchand für den Möbelhersteller Wogg entwarf, wird eine nur 5,2 Millimeter starke, sehr biegesteife Verbundplatte verwendet, was die Möbel nicht nur optisch, sondern auch tatsächlich leichter macht.


Im verdickten Haus, vor dem der erschöpfte Pendler das dicke Auto parkt, um sich ins dicke Sofa zu stürzen: Diese Welt lähmt. Es ist Zeit für eine Entrümpelung der Räume und des Denkens, für eine neue Leichtigkeit und Eleganz.
MAX MUSTERMENSCH

Ein kleines Meisterwerk einer neuen Arte-Povera- Kultur im Wohnen ist auch die Papplampe des in München geborenen Designers Johannes Kiessler, der über ein Jahrzehnt in Italien gelebt und dort mit Michele De Lucchi gearbeitet hat, bevor er 1998 sein eigenes Büro eröffnete. Seine Lampe „Numerouno“ ist eine Hängeleuchte aus Karton, die man selbst zusammenbauen und wahlweise über einem Ess- oder Arbeitstisch, aber auch über einem Tresen oder einer Werkbank aufhängen kann. Sie wirft, je nach Leuchtelement, ein warmes oder helles Licht auf Tisch oder Arbeitsfläche und schafft das, was neunzig Prozent der exaltiert gestalteten, meist sauteuren Leuchten nicht schaffen: gut auszusehen und gutes Licht zu machen.

Leichtfüßig vor der Wand: „Regalbox W52“ von Christophe Marchand Foto: WOGG

Mit Lampen ist es wie mit Schuhen, es gibt Tausende zur Auswahl, aber eine richtig überzeugende Form haben die wenigsten. Lampen sind in den vergangenen Jahren zum Lieblingsopfer einer marodierenden Horde von Designschulabgängern geworden, die Lampe ist das leuchtende Ausrufezeichen, mit dem der Designer (oder sein Kunde) der Welt von seinem überbordenden Einfallsreichtum berichten will – und deswegen hängen in so vielen Wohnungen über dem Tisch teure Dinge, die wie der explodierte oder schlecht verdaute Mageninhalt eines blechfressenden Designmonsters wirken und unschöne Lichtflecken auf Tisch und Gesichter der Gäste zaubern. Und gerade deshalb ist „Numerouno“, die die Leuchtröhre mit einer leichten und einfachen Konstruktion aus Stahldraht, Kunststoff, Aluminium und Reepschnur über dem Tisch schweben lässt, in seiner genialen Schlichtheit eine solche Wohltat: Man braucht nur zwei Haken in der Decke, und über einen kleinen Mechanismus kann man die Lampe in der Höhe verstellen. Die knapp einen Meter lange, nur 600 Gramm schwere Konstruktion wird lokal in Berlin- Charlottenburg gefertigt und kostet nur 89 Euro. Der neue Minimalismus hat auch eine soziale Dimension; dieses Design können sich auch Leute leisten, die nicht schon einen Esstisch vom Gewicht und Preis eines Mittelklasse-Mercedes in der Wohnung stehen haben.

Dass das Leben leichter und billiger werden muss, hat als Botschaft auch die Architektur erreicht; in Korea haben die Architekten Jinhee Park and John Hong ihrem Songpa-Mikrohausprojekt eine offene Lamellenfassade wie ein durchsichtiges Sommerkleid übergeworfen.

Hält in jeder Decke: Lampe aus gewelltem Karton – „Numerouno“ von Johannes Kiessler Foto: Johannes Kiessler

Kern der Wohnanlage sind modulare Elemente. Die vierzehn vorfabrizierten Wohneinheiten sind zu einer zwei- und einer fünfgeschossigen Wohnhälfte zusammengestapelt, die mit Terrassen und Plateaus aus Gittern verbunden werden. Was früher nur den Zugang ermöglichte, wird hier gemeinsamer Lebensraum, wo zusammen gekocht, gearbeitet und gespielt werden kann. In den Zwischenräumen gibt es ein Café, das Treppenhaus wird zu einem Auditorium, die vorfabrizierten Wohneinheiten, die je eine Person beherbergen können, sollen über uneinsehbare Terrassen und Balkone miteinander verbunden werden können, und über alldem liegt das leichte Fassadenkleid wie ein Zeltdach.

Dass man sich eher wie in einem Zelt als wie in einer massiven Burg fühlt, ist eine Erfahrung, die im Automobilbereich lange zurückliegt. Wie man Autofahren so aufs Nötigste reduziert, dass man nicht in ein depressives Entsagungskoma fällt, zeigt der Schweizer „Microlino“, der eigentlich ein Wiedergänger der „Isetta“ aus den fünfziger Jahren ist – man steigt vorn und nicht an der Seite in das Auto ein. Der „Microlino“ hat zwei Sitzplätze, wiegt nur 450 Kilo und hat einen Elektromotor, der mit einer Ladung 120 Kilometer, mit größerer Batterie sogar über 200 Kilometer schaffen soll. Er fährt 90 Kilometer pro Stunde Spitze und passt mit nur 2,4 Metern Länge in alle Querparklücken, kostet 12.000 Euro, übersteht sogar Crashtests – und hat ein Rolldach, wo andere Cabriohersteller im Namen von Komfort und Sicherheit dazu übergegangen sind, aufwendige und schwere Blechfaltdächer über die Köpfe der Fahrer zu klappen. Eine weitere Ausnahme ist der neue Fiat Abarth Spider: Mit einem Griff hat man das Stoffdach hinter sich geklappt, die Sonne scheint ins schmal geschnittene Cockpit hinein. Dann drückt man auf einen Knopf, und der Motor springt an, wobei Motor eine Untertreibung ist – was da zu hören ist, klingt, als wache in einer tiefen Schlucht in einem Marmorsteinbruch bei Carrara ein sehr hungriger, dennoch tendenziell gutgelaunter, der Welt draußen zuversichtlich entgegentretender Löwe auf. Das Geräusch, das das kleine, in der Basisversion schon zum Preis eines mittelmäßigen Golf Diesel zu erwerbende Fiat Cabrio macht, ist nichts für Leute, die unbemerkt um die Ecke kommen wollen. Dies ist ein Abarth; die Firma war 1949 in Bologna von dem Motorradrennfahrer Carlo Abarth gegründet worden und hatte sich darauf spezialisiert, Kleinwagen von Fiat und Simca so laut und schnell zu machen, dass sie ihren Fahrern genauso viel Spaß machten wie ein Ferrari. Zum Erstaunen der Mailänder Alta Borghesia knatterte plötzlich der winzige Fiat 500, befeuert von Abarth, so rasant an der „Bar Basso“ vorbei, als hätte er zum Frühstück einen Maserati heruntergewürgt. Später verkaufte Abarth seine Firma an Fiat, seitdem stand Abarth für das, was in Deutschland „GTI“ heißt, für die Demokratisierung des Fahrspaßes: Wer im 131er Abarth an die Costa Paradiso sauste, musste nicht mehr von Ferrari träumen.

Wie ein Kabinenroller aus den 50ern: „Microlino“ mit Elektroantrieb Foto: Microlino

Auch der neue Fiat Abarth 124 Spider wiegt nur knapp über tausend Kilo, ein PS muss nur sechs Kilo bewegen, deswegen reicht ein relativ kleiner 1,8-Liter- Turbomotor, um den gleichen Vortrieb zu erzeugen, für den die deutschen Dieselpanzer 300 PS und mehr brauchen. Und während die sich auf kurvigen Straßen, auf Serpentinen und engen Küstenstraßen anfühlen wie ein Dinosaurier, der durch ein Labyrinth rennen will, knacken die leichten Abarths mit einer Sprezzatura um die Ecke, als hätte sie der Skorpion gestochen, der als Signet auf ihrer Motorhaube klebt.

Puristen beklagen, dass der neue Fiat 124, anders als der von 1966 bis 1985 gebaute gleichnamige Roadster, dessen Design er zitiert, auf dem japanischen Roadster Mazda MX5 basiert und wie der in Hiroshima gebaut wird, aber die japanische Präzision tut dem Getriebe und dem Fahrverhalten gut, und wer es noch italienischer und kleiner will, bekommt den Abarth-Motor auch im neuen Fiat 500, der einen unter lautem Getöse der karbongekrönten Akrapović-Auspuffanlage in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 schießt. Laut, leicht, mechanisch, heiß, offen und ganz ohne Mahagoniholzimitat, Mehrzonenklimaautomatik, Vollverdämmung und Panzerrüstung mit Schießschartenfenster: So lustig war Autofahren früher einmal. Die Abarths sind so gesehen das Gegengift zu den vollgedämmten, vollvernetzten halbhybridisierten neuen Autos, bei denen man vor lauter Lautlosigkeit vergisst, dass sie allerhand Dreck machen. Viel Fahrrad fahren und hin und wieder, weil es Spaß macht, ein richtiges Auto wäre vielleicht die bessere Lösung als jeden Tag ein scheinvernünftiges Dieselhybrid- oder Elektroauto.

Es gibt Hoffnung: Die Gegenbewegung zur gesellschaftlichen Totalvermummung holt uns raus aus den Komforthöhlen und bringt die Leichtigkeit zurück in den Alltag: für ein offeneres, wacheres, unbeschwerteres Leben.

Noch ökologischer ist nur das, was die Designerinnen Johanna Perret und Tutia Schaad vom Auto übriglassen – die Rückbank. Jedenfalls erinnert das schlanke, auf dünnen Stahlbeinen über dem Boden schwebende Sofa, das sie für die Möbelmanufaktur Freifrau neu gestaltet und mit einem gesteppten, altrosafarbenen Kvadratstoff überzogen haben, an die Rückbänke von Oldtimern. Was im Opel des nach Italien reisenden Fünfzigerjahrebürgers eine beruhigende Erinnerung an die Gemütlichkeit des heimischen Wohnzimmers war, wird jetzt im Wohnzimmer eine Erinnerung an den möglichen Aufbruch aus der Immobilie. Andere Sofadesigner verbannen dagegen die Idee des Einzelmöbels ganz aus dem Haus: In einer von Robert Stadler kuratierten Ausstellung des Möbelkonzerns Vitra in Mailand, die sich der „sozialen Rolle von Möbeln“ widmen sollte, waren die Sofas keine Objekte mehr, sondern öffentliche Bühnen für die neuen Kollektive: eine stoffbezogene Amphitheatertreppe bei Konstantin Grcic, eine Art Feuerschale aus Stoff, in der man selber die Flamme sein muss, bei Ronan und Erwan Bouroullec. Schon der Architekt Claude Parent hatte gefordert, Tische und Stühle und Sofas aus den Häusern zu verbannen und stattdessen im Liegen auf Rampen und gepolsterten Schrägen zu leben, weil das die sozialen Beziehungen deutlich entspannen würde; die neuen „Communal Sofas“ sind ein Nachhall dieser Idee eines vom Möbel befreiten Wohnens.

Auch Patricia Urquiola präsentierte vor kurzem etwas, das wie eine entschlossene Verabschiedung der Idee des Möbels aussah; sie war in Indien und kam mit einer von mongolischer Architektur und Lebenskunst inspirierten Kollektion von Teppichen, Kissen und weichen Rollen wieder, mit denen man seinen Garten möblieren – oder aber eben auch den ganzen teuren klobigen Kram im Wohnzimmer ersetzen kann.

Es scheint also, als entstehe eine Gegenbewegung, die nach der ästhetischen Eiszeit der gesamtgesellschaftlichen Totalvermummung einen Sommer der Dinge im Sinn hat, und wenn Design immer auch ein Ausdruck von Bewusstsein ist, lässt das auch hoffen für das Denken und Fühlen, das auf und in diesen Dingen stattfinden könnte; dann wären diese Dinge auch Vorbereitungen eines leichteren, offeneren und wacheren Lebens. So gesehen könnten Stühle und Lampen die wichtigsten Denkanstöße des Moments sein: Wegweiser aus den eingedickten Komforthöhlen der Gegenwart.

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