Wohnen wie Gott in Frankreich
Von JASMIN JOUHAR11. Februar 2024 · Zwischen Seine und Rhône mag man es üppig-verspielt – oder zeitgenössisch-cool. Wir zeigen 14 Neuheiten à la française von der aktuellen Pariser Designwoche Maison & Objet.
ELIO
Der Pariser Designer und Innenarchitekt Pierre Yovanovitch hat sich ein ganzes Luxusuniversum erschaffen: mit zahlreichen Einrichtungsprojekten, eigenen Möbelkollektionen und Showrooms in Paris und New York. Yovanovitchs Stil ist opulent, aber stets zeitgenössisch – wie der kleine, feine Beistelltisch Elio aus Massivholz, der seinen Charme aus der ungewöhnlichen Form und den dekorativen Verbindungen bezieht.
HIKARI
Japan ist das Sehnsuchtsland vieler Gestalter. Auch die französische Textilmarke Casamance blickte für eine ihrer aktuellen Kollektionen nach Fernost. Hikari, japanisch für Licht, heißen die so schlichten wie fein strukturierten Tapeten aus verwebten Papiergarnen. Und tatsächlich, je nach Lichteinfall tritt das Relief der Oberfläche ganz unterschiedlich hervor.
G 10
Mehrere Jahre lang hat Ligne Roset an diesem Coup gearbeitet: Der französische Möbelhersteller präsentierte jetzt mit seiner Marke Cinna eine Kollektion von Entwürfen des Mid-Century-Designers Pierre Guariche. Die Stücke stammen überwiegend aus den Fünfzigerjahren, darunter Sideboards mit furnierten Fronten, Leuchten aus Metall und eben auch Stühle mit Formholzschalen.
ORB
Die will nur spielen: Die tragbare Akkuleuchte Orb besteht aus einem Fuß und einem per Magnet und Kabel daran befestigten Kopf. Der Kopf lässt sich in alle Richtungen drehen und wenden und sogar neben den Fuß legen – je nachdem, wie und wohin das Licht leuchten soll. Produziert wird Orb von der französischen Marke Lexon, ihr Designer Nelson Fossey von Index Office gehörte zu den Ausgezeichneten des diesjährigen „Rising Talent Award“ der Messe Maison & Objet.
BERLIN
Wer schon einmal im Château Royal genächtigt hat, kennt diese rundlichen Polstermöbel: Designer Christian Haas entwarf Sessel, Sofa und Pouf ursprünglich für das Berliner Hotel. Das Pariser Textilhaus Pierre Frey, das auch eine Möbellinie unterhält, lässt sie nun unter dem Namen Berlin in Serie produzieren und mit Stoffen aus den eigenen Kollektionen beziehen – das ist die Chance, sich ein wenig vom Flair des Künstlerhotels ins Zuhause zu holen.
ULLI
Die Stühle im Jardin de Luxembourg oder im Jardin des Tuileries kennt fast jeder Paris-Tourist. Hergestellt werden sie vom französischen Metallspezialisten Fermob, der ein großes Sortiment an Möbeln und Ausstattung anbietet. Neu dazugekommen ist jetzt die tragbare, kabellose Leuchte Ulli mit ringförmiger Lichtquelle. Sie ist für drinnen wie draußen geeignet, und laut Fermob ist sie auch leicht reparierbar und komplett recycelbar.
THÉSÉE
Schwarzer Marmor und Leinen: Die Leuchten aus der Thésée-Kollektion leben von fein austarierten Materialkontrasten. Je nach Modell wird der Stoff des Schirms zudem mit dezenten Mustern in Pflanzenfarben bedruckt. Entworfen von David Fabbri für die Pariser Leuchtenmarke Forestier, gibt es Thésée in verschiedenen Größen und als Tisch- und Pendelleuchten.
TATAMI
Dieser diskrete Hocker von Maison-N vereint zwei Welten: Das Stahlgestell wird in einer Manufaktur in Frankreich geschweißt und pulverbeschichtet, der Sitz wird in Kyoto aus der für die Tatamimatten typischen Binse Igusa handgewoben und gefärbt, der Kern besteht aus Resten der Teeherstellung. Zusammengeführt hat die beiden Welten der französische Architekt und Gründer von Maison-N, Alexandre Nesi.
CARMEN
Ganz neu ist diese plissierte Leuchte von Hartô aus der Nähe von Lyon zwar nicht, doch die Marke hat Carmen überarbeitet. Die wichtigste Neuerung: Die Leuchte wird jetzt komplett in Frankreich produziert. Zudem lässt sie sich leichter zusammenbauen und wieder zerlegen, und Hartô hält auch Ersatzteile wie etwa Transformer vor. Es bleibt die Qual der Wahl beim Aufhängen: lieber die Seite aus schillerndem Taft oder die aus matter Baumwolle zeigen?
CARNET DE VOYAGE
Reisetagebuch heißt eine der neuen Kollektionen des französischen Textilhauses Pierre Frey. Wie ein Notizheft oder Journal soll Carnet de Voyage die Eindrücke von Reisen in ferne Länder festhalten. Ob bestickte Vorhang- und Bezugsstoffe, kostbare Tapeten und Wandbespannungen oder üppige Teppiche – die textilen Reiseerinnerungen beweisen auf jeden Fall Mut zum Muster und zur Farbe und begeistern mit aufwendigen Details.
VVV
Frei aufgespannt zwischen Decke und Boden, vor einer Wand oder einem Fenster: Mit dem Leuchtensystem VVV von der französischen Marke DCW éditions lässt sich ein Raum erhellen und auch strukturieren. Wie vielbeinige Krabbeltiere aus feinen Aluminiumelementen scheinen die Leuchten an den Drähten nach oben zu klettern. Den Entwurf vom Duo Vantot alias Esther Jongsma und Sam van Gurp gibt es als einzelnes Modul oder in Gruppen.
573
Frankreich blickt auf eine große Tradition im Möbelbau zurück, einige Unternehmen pflegen das Handwerk bis heute. Dazu gehört auch Moissonnier: Seit 1885 fertigt die Manufaktur Sessel, Kommoden und Sofas in traditionellen Stilen. Und sie wagt auch Ausflüge in die Gegenwart, wie mit dieser schwarzen Version einer klassischen Louis-XV-Kommode namens 573. Das Holz ist, angelehnt an die japanische Yakisugi-Methode, oberflächlich verkohlt. Das macht das Material nicht nur besonders haltbar, sondern verleiht ihm auch ein rohes, robustes Aussehen.
D'AURA
Dieser Tisch ist ganz Material: Der Fuß besteht aus zwei Scheiben des Quarzits Patagonia, das in Brasilien abgebaut wird. Darauf liegt eine Platte aus gehärtetem Glas, damit das einfallende Licht die lebhafte, teilweise transparente Struktur des Steins auch gut in Szene setzen kann. D'Aura ist ein Entwurf des Designers und Innenarchitekten Clément Sinibaldi für seine eigene Möbelmarke Songe Mobilier, produziert wird der Tisch in der Provence.
BLUE BREATH
Dieser Teppich ist eine französisch-belgisch-deutsch-indische Koproduktion. Die Vorlage lieferte der Pariser Künstler Ludovic Philippon mit einer seiner Arbeiten, geknüpft wird das auf 22 Exemplare limitierte Stück in Indien. Dahinter steht das junge Berliner Label Maison Rhizomes, gemeinsam gegründet von der Deutschen Hannah Vagedes und der Belgierin Charlotte Culot. Ihre Mission: handgeknüpfte Teppiche aus Naturmaterialien, deren Design auf zeitgenössischen Kunstwerken basiert.
Fotos: Unternehmen