Ego Shoot

15.08.2018 · Diese Bilder füttern mein Ego, klar. Aber bei den Mode-Selfies auf dem Bauernhof meiner Mutter geht es auch um gesunde Selbstliebe. Oder sieht man das etwa nicht?

„W enn Sie mit der Selbstverliebtheit fertig sind, dürfte ich dann vielleicht auch mal durch“, sagt ein Mitarbeiter vom Hof zu mir im Vorbeigehen. Ich liege bei meiner Mutter auf dem Bauernhof auf einer Bank und räkele mich vor meinem Handy, das ich an einem Selfie-Stick umherwedele, um den besten Winkel zu erwischen. Platz genug hatte der Mann auf jeden Fall. Er fand mich einfach scheiße.

Genau weiß ich auch nicht, wie ich hierhergekommen bin. Ursprünglich habe ich Maskenbild studiert und bei Film und Theater gearbeitet. Dann wurde ich schwanger, hatte viel Zeit zum Nachdenken und musste mein Leben zwangsläufig komplett überdenken. Und dann kam Instagram, meine Liebe zur Mode war eh da – und damit ganz plötzlich die Möglichkeit, das alles mit Leuten zu teilen, die sich dafür zu interessieren scheinen.

Und so fing ich an, die Lücken meiner kleinen Sinnkrise mit Material zu füllen, das hauptsächlich daraus bestand, mich selbst zu zeigen, ohne große Fragen zu stellen. Inzwischen übe ich ganz viele unterschiedliche Berufe aus und bin auf Instagram irgendwie eine Art Influencerin. Was das ist, muss ich ja wahrscheinlich nicht mehr erklären, geschweige denn, welchen Beigeschmack dieser „Beruf“ bei vielen Menschen hat.

Was daran liegt, dass Influencer im Grunde genommen Werbung machen, meist mit dem gleichen Motiv: sich selbst.

Und das kann nerven. Funktioniert aber. Und weil man damit Geld verdienen kann, ist es auch ein Job. Das alles füllt natürlich nicht nur Lücken in der Zeit oder im Portemonnaie, sondern auch in der Liebe und Bestätigung. Zumindest fühlt es sich ganz kurz so an. Es füttert also mein Ego, aber ersetzt nicht die Selbstliebe, die ja gesünder sein soll. Hat mich aber auch hierher gebracht. Zu einer Strecke, in der ich quasi jeden Job übernommen habe, der wichtig ist, also Styling, Make-up, Fotos, Catering. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden. Dieses Magazin fand die Idee witzig. Und mein Ego lacht. Und ich versuche das alles aus einer Motivation zu machen, die keine Lücke füllen soll. Nicht für mein Ego, nicht für dieses Magazin, nicht für den Mitarbeiter auf dem Bauernhof. Für niemanden außer für mich.