Chemena Kamali : Wer ist die neue Chloé-Chefdesignerin?

Karl Lagerfeld, Jil Sander und Tomas Maier sind drei große, international bekannte Designer aus Deutschland. Jetzt kommt mit Chemena Kamali eine neue hinzu. Wer ist sie?
Eigentlich schienen die Zeiten der paar Deutschen im Olymp der Mode vorbei zu sein. Da war Jil Sander, die Frauen weltweit in den Achtziger- und Neunzigerjahren eine neue Garderobe reichte. Da war Tomas Maier in den Nuller- und Zehnerjahren, der als Chefdesigner von Bottega Veneta mit seinen dezenten Kleidern und Taschen eine Alternative zu den plakativen Entwürfen der Zeit bot. Da war natürlich Karl Lagerfeld, der von 1965 an 54 Jahre bei Fendi und von 1983 an 36 Jahre bei Chanel arbeitete. Nachdem diese großen drei verschwanden, blieben nicht viele Deutsche übrig – ganz vorne in der Mode. Lutz Huelle, Marie-Christine Statz und Daniel Del Core führen ihre eigenen Labels in Paris und Mailand – und sind vor allem Insidern ein Begriff.
Einstieg bei Strenesse und Saint Laurent
In der Liga konnte man bis dato auch Chemena Kamali verorten, hätte ihr Name in dieser Woche nicht die ganz große Runde gemacht – als neue Kreativdirektorin bei Chloé. Kamali wurde 1981 in Düsseldorf geboren und studierte anschließend an der Hochschule Trier und am Central Saint Martins in London Modedesign. „Man bekommt immer wieder zu hören, dass alles schlecht sei, dass man noch mal von vorne anfangen müsse“, erzählte sie der F.A.Z. im Rahmen einer Reportage über ihre Londoner Uni im Jahr 2007 als Studentin. „Aber letztlich wird man dadurch immer besser.“

So muss es in Chemena Kamalis Fall wirklich gelaufen sein. Sie arbeitete anschließend in Nördlingen bei Strenesse unter Gabriele Strehle. Das war die Zeit vor der Insolvenzwelle in den deutschen Modebetrieben, als Rena Lange, Escada und eben Strenesse gute Kollektionen ablieferten. Möglich, dass einige Strenesse-Kundinnen von damals bis heute Entwürfe von Kamali in ihren Schränken hängen haben. Später ging sie nach Paris und verantwortete zuletzt als Designdirektorin die Damenmode von Anthony Vaccarello bei Saint Laurent. Bei Chloé war sie zuvor sogar zweimal tätig, unter Phoebe Philo und Clare Waight Keller.
Jetzt verantwortet Kamali bei Chloé ihre eigene Arbeit als Kreativdirektorin. Gaby Aghion, die 1921 in Ägypten unter britischem Protektorat in eine jüdische Familie geboren wurde, hatte die Marke 1952 in Paris gegründet, als Gegenmodell zur damals steifen Pariser Luxusmode. Die leichte Seidenbluse wurde zum Inbegriff ihres Schaffens und zu dem ihrer Nachfolgerinnen, denn Chloé wurde über all die Jahre von Frauen verantwortet, mit nur zwei männlichen Ausnahmen. Eine davon: Karl Lagerfeld – von 1963 bis 1983 und auch noch mal von 1992 bis 1997. Jetzt entwirft mal wieder jemand aus Deutschland Chloé.