Herr Has effiliert seine Bücher
Es gebe da diesen Leserbriefschreiber namens Uwe-Jens Has, erzählte mir eines Tages ein älterer Kollege: „Ein irrer Typ.“ Unzählige Briefe habe er in den vergangenen Jahrzehnten verfasst, voller Anekdoten über seine Erlebnisse als Taxifahrer und voller Verweise auf unzählige Romane, Sachbücher, Artikel. Andere schrieben noch mehr Leserbriefe, aber das seien oft pensionierte Oberstudienräte oder Ingenieure, die in belehrendem Ton Fehler korrigierten. Dieser Has aber, der sei besonders: ein taxifahrender Autodidakt mit Berliner Schnauze. „Treffen Sie den doch mal und schreiben ein Porträt über ihn!“
Das Archiv zeigt 60 Treffer an: So viele Leserbriefe hat die F.A.Z. von Has abgedruckt. Ausgedruckt sind es 30 Seiten. Beim Lesen fällt sofort auf, dass Herr Has schreibt, als würde er sprechen. In seinen Leserbriefen stehen Formulierungen wie „Dazu fällt mir diese Anekdote ein“ oder „Irgendwem muss ich’s erzählen“. Zu einem Bericht über die Eröffnung des „Futuriums“ in Berlin-Mitte schreibt er: „Ob sich da die Anreise aus Berlin- Zehlendorf lohnt? Ick wees et nich.“ Zu einer Hommage an den Cellisten Mstislaw Rostropowitsch: „Kleines Lesefest wie immer, erinnert mich daran, wie ich als Taxifahrer einmal nachts um eins einen Auftrag für die Berliner Philharmonie bekam. Künstlereingang. Wer stieg ein? Rostropowitsch. (. . .) Ich hatte gerade ,Die Erzählungen Belkins‘ von Puschkin als Halteplatzlektüre dabei und fragte, ob er mir dort hinein eine Widmung schreiben könne. Darüber war er sehr erfreut. Wohl weniger über den Wunsch, sondern mehr darüber, dass ich Puschkin las.“
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