Brett im Kopf
Von ECKART LOHSE (Text) und DANIEL PILAR (Fotos)28. Mai 2023 · Wie die Eiche aus der Nachbarschaft zum Esstisch und die Langsamkeit zum großen Glück wird: Bekenntnisse eines Holzliebhabers.
Unsere Tochter hat einmal gesagt, auf dem Handy ihres Vaters seien nur Bilder von Holzbrettern. Ich will die Gelegenheit nutzen, das zu bestreiten. Jedenfalls ein bisschen. Ich fotografiere auch Häuser, Berge, Menschen, Tiere. Zum Beispiel die Wildschweine, die vor unserem Haus gelegentlich auftauchen. Aber mal im Ernst: ein frisch aufgesägter Stamm der Wildkirsche? Eichenbohlen, 40 Millimeter, zwei Jahre an der Luft getrocknet, also nur noch 24 Monate von der vollständigen Trocknung entfernt? Der Stamm einer zum Baum gewachsenen Thuja, der im Sägewerk aufgeschnitten wird? Und die Möbelstücke, die daraus entstehen? Das alles soll ich nicht fotografieren?
Holz ist für mich der schönste Werkstoff, den es gibt. Er ist ein Geschenk der Natur, für das der Mensch erst einmal nichts tun muss, außer ihm seine Lebensgrundlagen zu lassen: Erde, Wasser, Licht. Und Zeit. Wer schon einmal den Stamm einer Walnuss aufgesägt hat, weiß, was ich meine. Da springt die Schönheit der Farbe und der Maserung den Betrachter an. Ein Hobel, ein Stück Schmirgelpapier oder gar ein Lappen mit Öl lassen ein Kunstwerk enstehen, bevor ein Werkstück ansatzweise geschaffen ist.
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