Schlusslicht :
Dramatisch voll

Holger Appel
Ein Kommentar von
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Halb voll.

Elektroauto, Wärmepumpe, Wohnungsbau – alles läuft wie geplant. Also fast. Wie kommt der Bundeswirtschaftsminister bloß auf den Gedanken, die Lage sei „dramatisch schlecht“?

Der Bundesrat setzt sich dafür ein, Elektroautos als dezentrale Speicher zu nutzen und dafür das bidirektionale Laden zu stärken. Am 24. November 2023 fasste er auf Initiative von Niedersachsen eine Entschließung, in der er die Bundesregierung auffordert, entsprechende Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen. Das ist sicher gut, aber wie kamen wir jetzt noch mal darauf?

* * *

Wichtiger ist in diesen etwas bleiernen Tagen, auf positive Dinge zu schauen, auf halb volle Gläser. Bis 2030 möchte die Bundesregierung 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen haben, 1,9 Millionen sind schon geschafft. Ergibt jeweils rund 2 Millionen in den kommenden Jahren, bei 2,8 Millionen Gesamtzulassungen mit ein bisschen gutem Willen machbar. Drohen es am Schluss eher 8 statt 15 Millionen zu werden: Sondervermögen, Prämien, jedenfalls: Läuft, Glas halb voll.

* * *

Auch die Wärmepumpe nimmt eine erfreuliche Entwicklung. Die von der Regierung angestrebte Zahl von 500.000 neu installierten Geräten in diesem Jahr wird wahrscheinlich nicht exakt erreicht, aber 260.000 sollten drin sein, meint der Bundesverband Wärmepumpen. Das ist keine Fußabstimmung der Bevölkerung. So wenig wie die Tatsache, dass zuletzt in 70 Prozent aller Fälle fossile Kessel gewählt wurden. Jetzt bitte nicht ölschwarz sehen, zuversichtlich bleiben, 260.000 von 500.000 ist: halb voll.

* * *

Der Bau, noch so ein Jammerlappen. Die Bundesregierung hat für das Jahr 400.000 neue Wohnungen vorausgesagt, fertig werden wahrscheinlich 150.000. Die Bauministerin sieht schon neuen Schwung am Horizont, da ist ihr beizupflichten. Schließlich hat die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose diese Woche nur auf 0,2 Prozent zurückgenommen. Also nicht mal null. Es gibt keinerlei Grund zur Klage, 150.000 von 400.000 ist: halb voll.

* * *

Ah, der Bundesrat. Den präsidiert Manuela Schwesig. Die hat in ihrer Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern schon 4 Elektroautos. Von 60 Dienstwagen. Das ist vielleicht nicht ganz halb voll, aber schon ziemlich beispielhaft und auf bestem Wege. So wie die Republik. Wie kommt der Bundeswirtschaftsminister bloß auf den Gedanken, die Lage sei „dramatisch schlecht“?

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