Schlusslicht : Hoch im November

So ein schöner Monat. Die Schweiz will unsere Ski nicht zurück, der fallende Strompreis steigt, die Stadt dreht das Gas für die Wärmepumpe ab und die Autoversicherung schenkt ein stabiles Hoch.
So richtig kalt wird es ja nicht mehr, wegen der Klimakrise, aber Temperaturen um den Gefrierpunkt und Nieselregen sind auch solide Nährstoffe für den Novemberblues. Der Monat bewirbt sich als miesester des Jahres, nicht nur, weil wir unsere geliebte Bundesregierung verloren haben. Stimmungsaufhellend ließe sich zum Beispiel entgegenwirken durch ein paar Tage auf Ski, was diese Redaktion, wie fleißige Leser wissen, regelmäßig testend tut. Dazu wird ein Dutzend neue Ski auf den Gletscher im österreichischen Sölden gebracht und ausprobiert. Dieses Mal war ein Exemplar von Stöckli dabei. Das steht seit unserer Rückkehr verpackt in der hauseigenen Poststelle, weil die Sendung eines Paar Ski von Deutschland in die Schweiz schwieriger ist als mit Musk zum Mond zu fliegen. Gefordert werden Versandrechnung und Zollpapiere, welche genau, vermag der den Transport verweigernde Paketdienst nicht zu sagen. Zum Glück liegt die Schweiz nicht mitten in Europa, sonst würden wir uns womöglich über Bürokratie ärgern, die bekanntlich überall abgebaut wird. Wie kann man es auch wagen, einfach so Ski über eine Grenze schicken zu wollen?
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Da versüßen wir uns lieber den Tag mit der Zusage eines der künftigen Kanzlerkandidaten, der Strompreis werde sinken. Also, noch stärker, als er ohnehin die ganze Zeit schon sinkt. Der Energieversorger unseres Vertrauens schickt am Mittwoch die Mitteilung, „dass sich zum 1. Januar 2025 einige Umlagen erhöhen. Dazu zählen Offshore-Netzumlage, KWKG-Umlage sowie § 19 Strom NEV-Umlage. Diese wird um den „Aufschlag für besondere Netznutzung“ erweitert, um die Kosten für den Ausbau des Stromnetzes durch erneuerbare Energien auf alle Verbraucher zu verteilen“. Das freut uns, wir freuen uns, den Preissprung zu bezahlen. 36,8 Cent kostet dann die Kilowattstunde, und darunter verstecken sich noch Grundgebühren zwischen 5 und 15 Euro monatlich, die gern unterschlagen werden in der Schnäppchendebatte. Nichts wie her mit dem Elektroauto. Und der Wärmepumpe. Schließlich stellen die Städte bald das Gas ab, Mannheim zeigt, wie’s geht. Kostenneutral, versteht sich von selbst.
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Zum Bluthochdruckausgleich empfiehlt sich die Öffnung des Briefs der Autoversicherung. Darin zu lesen, pars pro toto: die Kosten für den Wechsel der Frontscheibe eines deutschen Kompaktklassemodells. Im Jahr 2021 für 833 Euro, 2024 für 1120 Euro. Macht 34 Prozent mehr, wegen Lohn (plus 25 Prozent), Ersatzteile (plus 43), Mehrwertsteuer (plus 34). Ergibt: Beitragssprung, nicht zu vermeiden, klar. Da kann niemand was für, und am 23. Februar 2025 wird alles besser. Dann ist ja auch nicht mehr November.