In einem Wohngebiet im südlichen Hessen passierte es. Der Kilometerzähler sprang um, 200.000 stand da in digitalen Ziffern, absolviert in knapp zehn Jahren. Nie zuvor blieb ein Auto derart lange in der Familie. Zu deren Mitglied war der Volkswagen Multivan in der Tat geworden. Auf langen Reisen ins nördliche Jütland, in die Toskana oder schlicht zum Zelten an den Edersee waren zeitweise alle sieben Plätze besetzt. Angekommen sind wir immer. Einmal schwächelte der Motor, die nachfolgende Operation am offenen Herzen wäre teuer geworden, hätte das Werk sich nicht kulant gezeigt.

Gewisse Abnutzungserscheinungen sind mit dem Alter unvermeidbar, doch im Großen und Ganzen gibt es keinen zwingenden Grund für eine baldige Trennung. Der TÜV-Prüfer hatte im Dezember keinerlei Beanstandungen, und auch der Serviceberater in der Vertragswerkstatt des Herstellers riet uns bei der Gelegenheit: So einen Bulli verkaufe man nicht. Damit liegen wir im Trend, der Autobestand in Deutschland altert, etwas mehr als zehn Jahre beträgt das Durchschnittsalter mittlerweile. Sind daran wirklich nur allgemeine Verunsicherung in Sachen Elektromobilität und saftig gestiegene Neuwagenpreise schuld?

Vielleicht liegt die Kaufzurückhaltung auch daran, dass es für das aktuell gefahrene Modell keinen adäquaten Nachfolger gibt. Für unseren Multivan gilt das auf jeden Fall. Der T7, der auf einer Golf-Plattform basiert und nicht auf einem Nutzfahrzeug, kommt nicht infrage, genauso wenig wie der in der Türkei gebaute Bulli-Nachfolger, eigentlich ein Ford Transit, der nur optisch ein wenig auf VW frisiert wurde. Den batterieelektrischen ID Buzz finden wir ganz knuffig, allein ist er zu klein und zu unpraktisch im Alltag. Mit der aktuellen Modellpolitik treibt der größte Autohersteller Deutschlands seine Kunden dazu, am Bewährten festzuhalten. Unser nächstes Ziel: 300.000.