Schlusslicht :
Profis im Einsatz

Michael Spehr
Ein Kommentar von Michael Spehr
Lesezeit: 2 Min.
Ein Mann wartet am Münchner Hauptbahnhof.
In der besten aller Welten: Steuerzahler und Industrie wandern aus, Generäle lassen mithören, Piloten schlafen im Cockpit ein und Weselsky dreht die Dauerwelle.
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Wie geht es euch in Deutschland, fragen Freunde, die schon lange in die Ferne ausgewandert sind. Was meinen sie nur? Die hohen Strompreise, die abwandernde oder schrumpfende Industrie und die prekäre Lage der steuerzahlenden Mitte in Zeiten hoher Inflation? Oder geht es um die geopolitische Lage, wenn sich zwei von vier ranghohen Bundeswehroffizieren über eine unsichere Leitung in ein Gespräch zu Einsatzoptionen des Taurus-Marschflugkörpers einwählten? Und das waren sogar Pistorius’ „beste Offiziere“. Wie steht es um die Landesverteidigung? Am Montag stellte sich im Verteidigungsausschuss heraus, dass besagte Offiziere ihre Besprechung aus Geheimhaltungsgründen gar nicht über die Webex-Software hätten führen dürfen. Welche Anwendungen eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten, wissen regelmäßige Technik-und-Motor-Leser, und wer im Bundeskabinett immer wieder für das Aufbrechen sicherer Kommunikation plädiert, ist auch weithin bekannt.

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Nun ja, Pannen passieren überall. Einfach mal während der Arbeit ein paar Minuten die Augen zumachen, um mit einem Power-Nap wieder zu Kräften zu kommen: So erging es einem jungen Mann, 28 Jahre alt. Erst vor einem Monat war er Vater von Zwillingen geworden, da kommt man dann nachts nicht mehr zur Ruhe. Sein Schläfchen dauerte eine halbe Stunde und fand im Cockpit einer Linienmaschine der indonesischen Batik Air statt. Der Kapitän hatte nach dem Start ein Päuschen bei seinem Kopiloten angekündigt, aber der nickte dann auch weg, sodass die Maschine mit 153 Passagieren an Bord unbeaufsichtigt ihren Weg nahm.

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Ob dabei der Autopilot eingeschaltet war, ist nicht bekannt. Die Maschine kam etwas vom Kurs ab, heißt es. Autonomes Fliegen? Wenn in der zu Ende gehenden Woche die Lokführer mal wieder die Welle machten und einen Streik nach dem anderen ausriefen, fragte mancher genervte Passagier nach mehr autonom fahrenden Zügen. Die gibt es ja schon in den S- und U-Bahnen vieler Großstädte, und auch die Deutsche Bahn erprobt voll automatisiertes Fahren. So gesehen, mochte Weselsky jetzt noch mal in den Ring steigen, aber schon ist klar: Der Zug der Zukunft ist für Lokführer abgefahren, und bei der Bundeswehr ist der Ackerschnacker Webex auch vom Tisch.

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