Schlusslicht : Protestkultur

Überall wird protestiert. Es werden Ohrfeigen verteilt. Und die Tiefkühlfritten endeten als kulinarisches Fiasko.
Wieder ist eine Woche des saustarken Protests vergangen: Zum Auftakt ließ Helene Fischer erst alle Zahlenden, die ihre Musik offenbar wirklich mögen, und dann alle Leser der „Bild“ wissen, dass sie Wladimir Wladimirowitsch von Herzen verabscheue. Na ja, dieses Bekenntnis schloss vielleicht nicht die empfindlichste Lücke in der Front gegen den Finsterling im Kreml. Dann aber die wahrhaft eines Oscars würdige Klatsche von Will Smith, so astrein durchgezogen, erst hauen, dann entschuldigen, dass fast ein Anfangsverdacht von bestellter Arbeit entstehen konnte. Und weil das Wort Ohrfeige in den Suchmaschinen auf ganz vordere Plätze gespült wurde, erfuhr man nebenbei, dass Olli Pocher noch lebt. Auch er hatte sich eine gefangen, sinnigerweise als Zuschauer eines Boxkampfes.
Als Aprilscherz stellte sich hingegen das Gemunkel heraus, ein namhafter deutscher Hersteller von wasserdichten Fahrradtaschen plane eine Kollektion in den Farben Himmelblau und Senf. Eigentlich schade. Hätte es gestimmt, es wäre so einfach gewesen, auf jeder Hamstertour in Sachen Sonnenblumenöl Flagge zu zeigen. Denn unsere Pommes sind wirklich in ernster Gefahr: Tiefkühlfritten in Olivenöl, beides nach wie vor zu haben, endete vorgestern als kulinarisches Fiasko.
Das Protestpotential der Radfahrenden aller Geschlechter ist nicht zu unterschätzen. Frage: Wer wischt Putin wohl so richtig eins aus? Die deutschen Rentner, wenn sie im heiligen Zorn über ihre Vernachlässigung bei den Subventionen für Pendler alle ihre Stinke-Diesel stehen lassen und aufs Fahrrad umsteigen? Oder wenn sie, wie Cem Özdemir vorgeschlagen hat, weniger Fleisch essen? Gegen diese Sanktion wehrt sich in der Familie übrigens eine fest auf zwölf Pfoten und zwei Füßen stehende Front Schulter an Schulter, pardon, Schulter an Schienbein.
Protest auch in der Stadt am Main: „Fassungslos“ gibt sich ein Verkehrsexperte der Frankfurter CDU über die zu roten Radwegen umgestalteten Fahrspuren einer breiten Ost-West-Schneise, die für den Autoverkehr nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Reste der zerstörten Altstadt geschlagen worden war: „Mit der Brechstange“ wolle man alle zu Fahrradfahrern machen.